Naoki Kamiyama, Amova AM

Kein Anleger kann Japans Aktien mehr ignorieren

Japans Aktienmarkt wird vom „Takaichi Trade” und den Erwartungen an die japanische Geldpolitik vorangetrieben. Wir sehen aber noch wichtigere Kräfte am Werk.

Naoki Kamiyama, Amova AM

Ende Oktober kletterte der Nikkei-Aktienindex deutlich über 50.000 Punkte auf ein neues Rekordhoch. Politische Erwartungen und die Zurückhaltung der Notenbank BOJ gegenüber Zinserhöhungen wurden als Gründe angeführt. Geldpolitik und Yen-Schwäche sind jedoch nur sekundäre Faktoren hinter der Rallye. Haupttreiber sind die Wachstumserwartungen für KI und Halbleiter. Auch Rüstungs- und Immobilienaktien leisten einen – überschaubaren – Beitrag.

Zinsanhebung wird wahrscheinlicher

Dass die BOJ den Leitzins unter der Inflationsrate hielt, wurde schon im vergangenen Jahr als Zeichen der Zurückhaltung interpretiert. Das hat die Schwäche des Yen verschärft. Da die heutige Premierministerin im innerparteilichen Wahlkampf als Befürworterin niedriger Zinsen auftrat, positionierten sich Anleger per „Takaichi Trade” für eine anhaltende Schwäche des Yen, sobald ihr Aufstieg zur Premierministerin absehbar wurde.

Allerdings hat sich das wirtschaftliche Umfeld inzwischen deutlich verändert. Anhaltend niedrige Zinsen könnten die Inflation durch höhere Importkosten anfachen. Einige Wirtschaftsberater des Kabinetts befürworten daher offen eine schrittweise Zinserhöhung. Eine Anhebung im Dezember ist daher möglich und könnte den „Takaichi Trade” unattraktiver machen.

Kurzfristig: Zinserhöhungen und Risiken einer Marktanpassung

Da die Märkte davon ausgehen, dass die BOJ im Dezember stillhält, könnte eine Anhebung kurzfristige Schwankungen auslösen; Wachstumsaktien und zinsempfindliche Sektoren könnten unter Druck geraten.

Sofern die BOJ nicht beabsichtigt, die Leitzinsen weit über die Inflationsrate hinaus anzuheben, könnte der Aufwärtstrend am Aktienmarkt anhalten. Unterstützung kommt von starken Unternehmensgewinnen, Wachstumsinitiativen der Regierung und anhaltendem Optimismus für Halbleiter und KI. Zudem verbessern viele Unternehmen ihre Kapitaleffizienz und Unternehmensführung – und damit ihre Widerstandsfähigkeit.

Signal an globale Anleger: Kein Anleger kann Japans Aktien mehr ignorieren

Längerfristige Auswirkungen dürfte auch das starke Signal haben, das der Anstieg des Nikkei über 50.000 sendet. Er festigt die Position japanischer Aktien als Vermögenswert, der nicht ignoriert werden kann. Der jüngste Marktanstieg wurde von wenigen Halbleiter- und KI-Aktien angetrieben, was an die Konzentration im S&P 500 erinnert. Eine solche birgt zwar gewisse Risiken, unterstreicht aber auch die Fähigkeit Japans, in globalen Wachstumstrends mitzuwirken. Südkorea und Taiwan mögen die Chip-Produktion dominieren; die unverzichtbare Rolle Japans bei Halbleiterausrüstung und -materialien ist jedoch weithin anerkannt.

Vorerst verringertes politisches Risiko

Takaichis hohe Zustimmungswerte verringern das politische Risiko für Investoren. Es wird weithin erwartet, dass sie Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung umsetzt, die den Konsum und die Verteidigungsausgaben ankurbeln und die Unternehmensgewinne beflügeln. Sollten die Märkte vom Umfang der Konjunkturmaßnahmen enttäuscht werden, könnten die Kurse vorübergehend zurückgehen.

Politische Erwartungen allein schaffen keine langfristigen Kursgewinne

Langfristig stützen die Erwartungen an „Sanaenomics” – eine verantwortungsvolle, aber aktive Fiskalpolitik, die Stärkung der Verteidigung sowie Investitionen in Energiesicherheit und Katastrophenresilienz – die langfristigen Wachstumsaussichten in Sektoren wie Verteidigung, Infrastruktur und Energie. Die Politik allein kann aber die Kurse nicht langfristig antreiben. Halbleiteraktien hängen stärker von der globalen Nachfrage und steigenden Gewinnen ab als von der Innenpolitik. Zudem wird die Entwicklung des Marktes davon abhängen, wie lange die hohen Erwartungen an KI-Agenten und physische KI anhalten.

Naoki Kamiyama

Naoki Kamiyama ist Chief Strategist bei  Amova Asset Management. Amova AM ist ein globaler Asset Manager mit Sitz in Japan. Unsere Geschichte begann 1959 mit dem Ziel, Privatanleger und institutionelle Investoren weltweit dabei zu unterstützen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Unsere über 200 Anlageexpertinnen und -experten managen eine breite Palette von Strategien mit einem verwalteten Vermögen von 260,3 Milliarden US-Dollar (konsolidert). Wir gestalten gemeinsam mit unseren Stakeholdern eine bessere Zukunft durch fortschrittliche Investmentlösungen. Amova Asset Management ist stolzes Mitglied der Sumitomo Mitsui Trust Group. Nikko Asset Management wurde mit Wirkung zum 1. September 2025 in Amova Asset Management umbenannt.