Benjamin Feingold, Feingold Research

Hoffnungsvolle DAX-Neulinge

Porsche und Sartorius fliegen aus dem deutschen Leitindex. Als Nachfolger stehen der Maschinenbauer Gea und der Online-Marktplatz-Betreiber Scout24 bereit. Wie Anleger mit Hebelpapieren Kursgewinne der DAX-Neulinge vervielfachen können.

Von wegen hoch hinaus - die Porsche-Holding fliegt aus dem Dax, die Performance war zu schlecht in diesem Jahr / Bild: UK

eine viel größere Schmach kann man sich in Stuttgart-Zuffenhausen wohl kaum vorstellen. Der Autobauer Porsche ziert seit dem Jahr 2022 den DAX. Jetzt findet die Fahrt ihr Ende. Am 22. September gab es beim DAX einen Doppelwechsel. Der Laborausrüster Sartorius wird vom Maschinenbauer Gea verdrängt. Weitaus spektakulärer ist aber der Porsche-Abstieg und die Aufnahme von Scout24 in den DAX. Denn dass die stolze Sportwagenfirma für den Betreiber eines Immobilienportals weichen muss, hinterlässt in Baden-Württemberg einen faden Beigeschmack.

Miese Laune im Ländle

Der Porsche-Abgang ist sinnbildlich für den Zustand der deutschen Industrie. So waren die Umsatzsteuervoranmeldungen in Baden-Württemberg zuletzt deutlich rückläufig. Dies erklärt sich vor allem aus der Schwäche bei Autobauern und Zulieferern und allen Mittelständlern, die hinten dranhängen. Fast wöchentlich liest man von Personalabbau bei Porsche, Daimler, Daimler Truck Holding, Bosch und vielen anderen.

Scout24 dagegen brummt und die Erklärung ist so einfach wie symptomatisch für Deutschland. Der Wohnungsmarkt ist angespannt – und das ist noch freundlich formuliert. Immer absurdere Vorstellungen der Regulierung treffen auf ein den Erwartungen weit zurückhinkendes Neubauvolumen. Ergo treffen am Mietmarkt Angebot und Nachfrage so aufeinander, dass ohne große Mühen rein gar nichts mehr möglich ist. Wer finanziell entspannt ist, kann auf Plattformen wie Wunderflats seine Traumwohnung finden. Viele andere müssen wohl oder übel die Scout24-Tochter Immoscout24 nutzen.

Scout24: Geschäftsmodell simpel und gut

Für Vermieter hat die Plattform es so gestaltet, dass kostenlose Inserate so gut wie keine nützlichen Anfragen einspielen und nach wenigen Anfragenden auch enden. Vermieter müssen teure kostenpflichtige Pakete buchen. Mieter wiederum sind darauf angewiesen, ebenfalls kostenpflichtig unterwegs zu sein und die Plusmitgliedschaft abzuschließen. So ist es kein Wunder, dass die Aktie von Scout24 seit 2017 von 30 auf 111 Euro kletterte. An Börsenwert bringt Scout24 rund 8 Milliarden Euro mit und ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 40 alles andere als günstig bewertet.

Die Investoren finden Plattformgeschäfte „Marke Abo“ und Skalierbarkeit jedoch spannender als Autobauer und Pharmaunternehmen mit Problemen. Seit Jahresbeginn ging es für Sartorius um rund 6 Prozent abwärts, die Porsche AG büßte sogar 25 Prozent ein – und das bei einem starken DAX 2025. Scout24 und Gea haben dagegen im laufenden Jahr um knapp 30 Prozent und Gea um 33 Prozent zugelegt.

Benjamin Feingold

BENJAMIN FEINGOLD hat nach seinem BWL-Studium mit den Schwerpunkten Bankbetriebslehre sowie Internationales Management bei verschiedenen Banken im Handel sowie im Research gearbeitet. Noch während seines Studiums hat er erste Erfahrungen an der Börse gesammelt. Von 2000 bis 2007 war er bei Börse Online für derivative Produkte zuständig, anschließend als freier Redakteur dort tätig. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt das Tradinghandbuch „Handeln mit Futures und Optionen – Ein Leitfaden für den Privatanleger“, das er im FinanzBuch Verlag veröffentlicht hat