Viktor Nossek, Vanguard Europe

Europäische Ausschüttungen erreichen Rekordniveau

Die weltweiten Dividendenausschüttungen stiegen im zweiten Quartal im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 835 Milliarden US-Dollar. Nach einem deutlichen Rückgang im ersten Quartal trug dieses Wachstum zu einer langsameren Abschwächung auf saisonbereinigter Basis bei, sodass sich die weltweiten Dividendenausschüttungen auf 12-Monats-Sicht bei 2,2 Billionen US-Dollar stabilisierten – ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Viktor Nossek, Vanguard Europe

Die Abschwächung des US-Dollars, insbesondere gegenüber europäischen Währungen, dem japanischen Yen und dem australischen Dollar, unterstützte höhere Ausschüttungen in US-Dollar. Entwicklungen in der Handelspolitik und Unsicherheiten in den Lieferketten hatten bislang keine nennenswerten Auswirkungen.

Rekordausschüttungen in Europa

Viele europäische Unternehmen zahlen ihre Dividenden im zweiten Quartal aus, was zu saisonal höheren Ausschüttungen führt und die globalen Dividendenmuster beeinflusst. In diesem Jahr sind die Entwicklungen besonders bemerkenswert: Europa (ohne Vereinigtes Königreich) verzeichnete einen Anstieg um 10 Prozent im Jahresvergleich, ein Plus von 23 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 261 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal.

Zum Vergleich: Dieses Wachstum entspricht in etwa der kombinierten Steigerung in Nordamerika (+ 10 Milliarden US-Dollar), China (+ 7 Milliarden US-Dollar) und Japan (+ 6 Milliarden US-Dollar). Zudem erreichte der Kontinent im ersten Halbjahr Rekordausschüttungen in Höhe von 311  Milliarden US-Dollar – ein Anstieg von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Im Gegensatz dazu blieben sie im Vereinigten Königreich im zweiten Quartal unverändert. Ausschüttungen in Q1 und H1 (41 Milliarden US-Dollar bzw. 58 Milliarden US-Dollar) zeigten ebenfalls keine Wachstumsrate im Vergleich zum Vorjahr. In den Schwellenländern (ohne China) ging das Ausschüttungsvolumen im Vergleich zum zweiten Quartal 2024 sogar um vier Milliarden US-Dollar zurück.

Sektorale Unterschiede

Die Haupttreiber des Wachstums in Europa waren der Finanzsektor (+ 29 Milliarden US-Dollar), die Industrie (+ 13 Milliarden US-Dollar) und der Gesundheitssektor (+ 7 Milliarden US-Dollar), die zusammen fast die Hälfte des globalen Dividendenanstiegs von 49 Milliarden US-Dollar ausmachten.

Dagegen setzte sich der Rückgang bei Dividenden aus dem Energiesektor (- 17 Milliarden US-Dollar) und den Basismaterialien (- 3,5 Milliarden US-Dollar) fort, hauptsächlich aus Unternehmen in Schwellenländern ohne China. Auch der Sektor Konsumgüter (Consumer Discretionary) verzeichnete ein Minus von ein Prozent im Jahresvergleich, was den anhaltenden Druck auf den Konsum und die Margen widerspiegelt.

Gemischte Aussichten für das dritte Quartal

Chinas größte Banken haben 2024 von jährlichen auf halbjährliche Dividenden umgestellt. Diese Umstellung wird den Basiseffekt des starken ersten Quartals ausgleichen. Die Dividendenausschüttungen im dritten Quartal werden voraussichtlich nur etwa die Hälfte der jährlichen Gesamtbeträge des Vorjahres ausmachen, was Chinas Gesamtausschüttungen dämpfen könnte. Der Sektor der Basismaterialien dürfte weiterhin belasten, solange sich der chinesische Immobilienmarkt nicht signifikant erholt oder Zölle auf Kupfer-, Stahl- und Aluminiumproduzenten in Schwellenländern, die meist im dritten Quartal Dividenden ausschütten, angepasst werden.

Dividenden als langfristiger Performancefaktor

Dividenden sind weiterhin ein zentraler Bestandteil langfristiger Aktienrenditen. Seit 1993 ist der FTSE All-World Index um mehr als 1.200 Prozent gestiegen – davon entfallen fast 600 Prozentpunkte auf reinvestierte Dividenden. Dieser Trend dürfte an Bedeutung gewinnen, insbesondere in einem Marktumfeld mit zunehmender Unsicherheit und Tendenzen zu Stagflation.

Viktor Nossek

Viktor Nossek ist Head of Investment and Product Analytics, Vanguard, Europe. Die 1975 in den USA gegründete Vanguard Group ist der Pionier effizienter Indexinvestments für alle Anlegergruppen. Mit der Auflage des Vanguard 500 Index Fund im Jahr 1976 läutete Vanguard-Gründer John Bogle die Ära der kostengünstigen Indexanlagen für Privatanleger ein. Heute ist Vanguard mit einem verwalteten Vermögen von 10,4 Billionen US-Dollar (Stand: 31.01.2025) in passiv und aktiv gemanagten Fonds sowie Exchange Traded Funds (ETFs) der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter.

Disclaimer

Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken 
Kapitalanlagen sind mit Risiken verbunden. Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Anleger:innen erhalten den ursprünglich investierten Betrag unter Umständen nicht in voller Höhe zurück. Es besteht das Risiko eines Totalverlustes.

Wichtige allgemeine Hinweise 
Vanguard informiert lediglich über Produkte und Dienstleistungen und bietet keine Anlageberatung, die auf die persönlichen Umstände eines Anlegers abgestimmt ist. Wenn Sie Fragen zu Ihrer Anlageentscheidung haben oder wissen möchten, ob das/die hier beschriebene(n) Produkt(e) für Sie geeignet und angemessen ist/sind, wenden Sie sich bitte an Ihren Finanzberater. 

Die hier enthaltenen Informationen sind nicht als Angebot oder Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren in irgendeiner Gerichtsbarkeit zu verstehen, in der ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung rechtswidrig ist, oder gegenüber Personen, gegenüber denen ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung gesetzlich nicht gemacht werden darf, oder wenn derjenige, der das Angebot oder die Aufforderung macht, dafür nicht qualifiziert ist. Die Informationen stellen keine Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung dar. Sie dürfen sich deshalb bei Anlageentscheidungen nicht auf den Inhalt verlassen. 

Die hier enthaltenen Informationen stellen keine Empfehlung und kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anlagen dar. 

Herausgegeben von der Vanguard Group Europe GmbH, die in Deutschland von der BaFin reguliert wird.

Vanguard Group Europe GmbH 
Main Tower, Neue Mainzer Straße 52-58, 60311 Frankfurt am Main