Eine Revolution in der US-Atompolitik
Eine wenig beachtete Exekutivmaßnahme von US-Präsident Donald Trump zur Reform der Nuclear Regulatory Commission (NRC) könnte sich als die folgenreichste Entscheidung seiner Amtszeit erweisen. Mehrere von Trump im Mai 2025 unterzeichnete Dekrete zielen darauf ab, die NRC grundlegend zu modernisieren – und damit die Entwicklung von Small Modular Nuclear Reactors (SMRs) der Generation IV zu ermöglichen. Die Richtlinien verpflichten die NRC, innerhalb von 18 Monaten Lizenzanträge für den Bau und Betrieb neuer Reaktoren, einschließlich fortgeschrittener SMR-Designs, zu bewerten.
Seit dem Tsunami in Japan 2011 ist die NRC aus Sorge um die öffentliche Meinung bezüglich der nuklearen Sicherheit extrem risikoscheu geworden. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen nur für ein Projekt – die Vogtle-Blöcke 3 und 4 – grünes Licht gegeben und den bisher einzigen SMR-Antrag abgelehnt: den Aurora-Reaktor von Oklo im Jahr 2022.
Technologische Vorteile von SMRs
Die neue Richtlinie ebnet den Weg für die erste Generation fortschrittlicher Reaktordesigns seit Jahrzehnten. Besonders vielversprechend sind natriumgekühlte SMRs, wie sie von Bill Gates’ TerraPower und Sam Altmans Oklo Incorporated entwickelt werden. Diese Techniken basieren auf Technologien, die bereits in den 1940er Jahren entwickelt wurden.
Bei herkömmlichen Druckwasserreaktoren muss das System mit 155-fachem Atmosphärendruck betrieben werden, um das Verdampfen von Wasser zu verhindern. Natriumgekühlte SMRs dagegen sind drucklos, da Natrium erst bei 883°C kocht – weit über der Betriebstemperatur des Kerns. Das bringt zwei Vorteile: enorme Sicherheitssteigerungen und signifikante Kostensenkungen. Der niedrigere Druckbedarf reduziert den Stahl- und Betonverbrauch pro Megawatt um bis zu 70 Prozent. Auch produziert diese Technologie deutlich weniger Abfall pro Energieeinheit.
Darüber hinaus bieten diese SMRs einen Quantensprung bei der Energieeffizienz. Wir haben Jahre damit verbracht, den „Energy Return on Investment“ (EROI) zu analysieren, also das Verhältnis von gewonnener zu eingesetzter Energie – vergleichbar mit dem Return-on-Investment in der Finanzwelt.
Historische Parallelen und wirtschaftliche Chancen
Große Entwicklungsschritte der Menschheit gingen stets mit einem Anstieg des EROI einher – vom Wechsel zu Agrargesellschaften über die Nutzung von Kohle bis hin zu Öl und Gas. Während erneuerbare Energien wie Wind und Solar aufgrund geringer Energiedichte und hohem Ressourcenaufwand bezüglich der notwendigen Batteriesysteme eine EROI von unter 10:1 erreichen, erzielen natriumgekühlte SMRs nach unserer Schätzung ein EROI von bis zu 180:1. Aus energetischer Sicht wäre dies die bedeutendste Entwicklung der Menschheitsgeschichte. Die CO₂-freie Produktion ist dabei ein willkommener Nebeneffekt.
SMRs könnten darüber hinaus eine Lösung für das größte makroökonomische Problem Amerikas bieten: die hohe Staatsverschuldung. In „This Time is Different“ zeigen Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff, dass Länder, die eine Schuldenquote von über 100 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) erreichen, oft in eine Krise geraten. In „Ferguson's Law“ (2025) warnt Niall Ferguson davor, dass eine Supermacht, in der die Schuldenlast die Verteidigungsausgaben übersteigt, zusammenzubrechen droht. Die USA erfüllen nun beide Kriterien.
Ähnliches galt auch für Großbritannien nach den Napoleonischen Kriegen, als die Verschuldung 173 Prozent des BIPs betrug. Dennoch blühte das Land auf. Aber nicht wegen der Industrialisierung, sondern aufgrund der Einführung von Kohle als Energieträger. Ihr EROI von 10:1 war doppelt so hoch wie der von den Agrarsystemen zuvor.
Abgesehen von KI und Quantencomputern bietet keine andere Technologie derartige Chancen für die US-Wirtschaft. SMRs könnten nicht nur den Energiesektor revolutionieren, der mit einem EROI von 30:1 aktuell hauptsächlich auf Gas beruht. Die gesamte US-Industrie könnte ihre industrielle Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen – etwa in der Produktion von grünem Stahl, der eine große Menge günstigen Strom erfordert. Bislang stand allein die Regulierungsbürokratie der NRC im Weg – dieses Hindernis ist nun beseitigt.
Uran im Aufwind
Nach dem Feuerwerk 2022 und 2023 sah es für den Uranmarkt lange düster aus. Aber schon im zweiten Quartal 2024 zogen die Uranpreise um 15 Prozent an, Uranaktien legten um 45 Prozent zu und der Markt erwachte aus seinem Schlummer.
Dank Donald Trumps Entscheidungen dürfte sich dieser Trend fortsetzen. Nicht nur für SMRs, sondern auch für andere US-Nuklearprojekte hat er Hürden aus dem Weg geräumt. Die nuklearen Kapazitäten in den USA sollen bis 2050 auf 300 Gigawatt vervierfacht werden, bis 2030 sollen zehn große Reaktoren im Bau sein. Hinzu kommen technologische Fortschritte bei Reaktoren und der wachsende Energiebedarf, insbesondere bei Tech-Unternehmen und bei staatlichen Stellen. Die USA streben sogar an, führender Exporteur von Nukleartechnologie zu werden.
Außerhalb der USA hat die Weltbank Anfang Juni dieses Jahres ihren Bann gegenüber der Finanzierung von Atomkraftwerken aufgegeben. So wird die Finanzierung von Laufzeitverlängerungen und SMRs in Schwellenländern erwogen – beides im Einklang mit dem beim UN-Klimagipfel im Dezember 2024 gegebenen Versprechen, die weltweiten Kernkraftkapazitäten bis 2050 zu verdreifachen.
Was die Nachfrage angeht, bestehen also wenig Zweifel: Sie dürfte steigen. Anders sieht es jedoch beim Angebot aus. Einige der weltweit wichtigsten Schlüsselprojekte wackeln: Verzögerungen in Kanada, enttäuschende Produktion in Namibia, technische Probleme in Australien und Schwierigkeiten bei der Entwicklung in Kasachstan. Der Markt ist also in einer Position, von beiden Seiten unter Druck zu geraten. Das letzte Mal, dass Uran in so einer Situation war, war Mitte der 2000er-Jahre. Der Spotpreis hat sich damals verzehnfacht. Es ist zwar noch früh, aber die Voraussetzungen für diese Entwicklung sind auch jetzt gegeben. Der Bullenmarkt beim Uran läuft an – und dürfte schon bald noch sehr viel mehr Schub bekommen.
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