Dividenden: Geldsegen aus Wien

Zu den dividendenstarken Schwergewichten im ATX zählt die OMV. Im März brachte der Energiekonzern einen strategischen Deal im Chemiesektor unter Dach und Fach. Gemeinsam mit ADNOC, dem Käufer von Covestro, fusionieren die Österreicher ihre Beteiligungen an Borealis und Borouge in ein neues Joint Venture. Beide Partner halten je 47 Prozent daran.
Kursfantasie durch Mega-Deal
Borealis und Borouge sind auf die Herstellung von Polyolefinen spezialisiert. Das sind Kunststoffe wie Polyethylen und Polypropylen, die in Verpackungen, Fahrzeugteilen, Rohren oder medizinischen Produkten zum Einsatz kommen. Das neue Joint Venture bündelt technologische Kompetenz und globale Marktpräsenz. Borealis gilt schon heute als einer der führenden Anbieter weltweit und ist auch im Recycling stark aufgestellt. Ab dem zweiten Quartal 2025 erwartet der OMV-Vorstand einen Ergebnisbeitrag von rund 140 Mio. Euro pro Quartal aus der Beteiligung.
Im ersten Quartal zogen die Margen für Propylen, Ethylen und Polyethylen an. Das sind Grundstoffe und Endprodukte der Kunststoffherstellung. Der für OMV sehr bedeutende Ölpreis lag in diesem Zeitraum rund 8 Prozent unter Vorjahr, dafür legten die Gaspreise deutlich zu, um satte 74 Prozent.
Mit einem KGV von 7 (2026e) ist die Aktie von OMV moderat bewertet. Und sie überzeugt als Dividendenperle: Seit dem Jahr 1995 wird nun schon ohne Unterbrechung ausgeschüttet und seit 2022 liegt die Dividendenrendite über 10 Prozen. Im Rahmen ihrer Dividendenpolitik „strebt die OMV an, die reguläre Dividende jährlich zu erhöhen“. Zur Dividendenpolitik gehört außerdem eine variable Dividende nach klar definierten Kriterien. In diesem Rahmen könnte das neue Joint Venture künftig sogar Sonderdividenden ermöglichen.
Profiteur von Infrastrukturinvestitionen
Ein weiterer Dividendenwert im ATX ist der Baukonzern STRABAG. Die Dividendenpolitik sieht eine Ausschüttung von 30 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses vor. Seit 17 Jahren zahlt der Infrastrukturprofi zuverlässig Dividende. In den letzten zehn Jahren wurde sie im Schnitt um 38 Prozent jährlich erhöht. Die durchschnittliche Dividendenrendite lag dabei bei beachtlichen 9 Prozent.
Aktuell fällt die Rendite deutlich niedriger aus, was vor allem an der starken Kursentwicklung liegt. Seit Jahresbeginn hat die Aktie zeitweise fast 90 Prozent zugelegt. Rückenwind kam auch durch die Ankündigung deutscher Sonderschulden in Höhe von 500 Mrd. Euro für die Infrastruktur. Das Paket wirkt wie ein Konjunkturprogramm für die europäische Baubranche. STRABAG etwa erzielt bereits knapp die Hälfte ihrer Bauleistung in Deutschland.
Einen Kursdämpfer gab es Mitte März, als die Gründerfamilie Haselsteiner zwei Millionen Aktien verkaufte und ihren Anteil auf 29 Prozent senkte. Die STRABAG-Aktie war zuvor auf ein Rekordhoch gestiegen.
Im Geschäftsjahr 2024 erhöhte STRABAG die Bauleistung um 1 Prozent auf 19,24 Mrd. Euro. Der Auftragsbestand wuchs um 8 Prozent auf 25,36 Mrd. Euro. Für 2025 wird – auch ohne die Effekte des deutschen Investitionspakets – eine Bauleistung von rund 21 Mrd. Euro angestrebt. Trotz der Kursrally bleibt die Bewertung mit einem KGV von 11 (2026e) im Branchenvergleich moderat.
Index mit Kursfantasie
Mit OMV und STRABAG konnten wir nur zwei Dividendenwerte aus dem ATX in aller Kürze vorstellen. Der Leitindex umfasst jedoch noch viele weitere interessante Titel. Wer sich die geballte Dividendenkraft der 20 größten börsennotierten österreichischen Unternehmen ins Depot holen möchte, kann dies über einen ETF tun. Der ETF-Anbieter iShares bietet einen entsprechenden Indexfonds an, der die Erträge ausschüttet und von Morningstar mit vier Sternen bewertet wurde.
Neben soliden Dividenden verspricht der ATX zudem geopolitisches Potenzial: Viele österreichische Unternehmen sind stark im Handel mit Osteuropa verwurzelt. Kommt Bewegung in den Ukraine-Konflikt, könnte der Index auch davon Rückenwind erhalten.
Der Artikel erschien zuerst in der Mai-Ausgabe von AnlegerPlus (4/2025)
So holen Sie sich die Quellensteuer zurück!
Quellensteuer Österreich
Auf Dividenden aus Österreich wird eine Quellensteuer von 27,50 % erhoben. Während 15 Prozentpunkte automatisch auf die deutsche Abgeltungssteuer (25 %) angerechnet werden, können Anleger den restlichen Teil bei den österreichischen Behörden bis zu fünf Jahre rückwirkend zurückfordern. Einem entsprechenden Antrag müssen neben den Dividendenbelegen außerdem Kontoauszüge beigelegt werden, welche einen Zeitraum von einem Monat vor und nach Dividendenzahlung belegen, um betrügerisches Handeln auszuschließen. Die Rückzahlung kann bis zu 1,5 Jahre in Anspruch nehmen.
Vereinfachte Beispielrechnung
Dividendenzahlung 100,00 €
österreichische Quellensteuer (27,50 %) auf 100 €./ 27,50 €
deutsche Abgeltungssteuer (25 %) auf 100 €./. 25,00 €
Zwischensumme 47,50 €
anrechenbare Quellensteuer (15 Prozentpunkte) + 15,00 €
Rückforderung Quellensteuer (12,50 Prozentpunkte) + 12,50 €
Dividende nach Steuern: 75,00 €
Quelle und Berechnung: divizend.com