Florian Heider und Alexander Hillert, SAFE

Deutsche Unternehmen setzen auf das Konjunkturpaket

Börsennotierte Unternehmen in Deutschland navigieren durch ein herausforderndes Umfeld, aber einzelne reagieren positiv auf das Konjunkturpaket.

Der SAFE-Index zur Manager-Stimmung fiel im Oktober leicht von -0,32 Punkten auf -0,40 Punkten. Auch die beiden Bestandteile des Index zeigten keine großen Veränderungen: Die Finanzberichte spiegelten weiterhin einen negativen Ton wider, wobei die Stimmung mit -1,42 Punkten gegenüber -1,39 Punkten im September nahezu unverändert blieb. Die Stimmung bei den Analystenkonferenzen bleibt positiv, schwächte sich jedoch leicht ab und fiel von +0,90 auf +0,80 Punkte. Die Stimmung bleibt also verhalten, aber die deutsche Haushaltsplanung gibt einigen Unternehmen mehr Sicherheit.

Im September verabschiedete der Deutsche Bundestag zunächst den Jahreshaushalt für 2025, bevor die Bundesregierung den Haushaltsentwurf für 2026 vorlegte, über den der Bundestag voraussichtlich am 27. November endgültig abstimmen wird. Die Haushaltspläne und die mittelfristige Finanzplanung konkretisieren, wie das Konjunkturpaket zur Verbesserung der Infrastruktur eingesetzt werden soll. Unternehmen, die erwarten, vom Programm zu profitieren, blicken daher optimistischer in die Zukunft. Eine Führungskraft erklärt: „Das Investitionsprogramm der Bundesregierung wird uns zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Es bedeutet Rückenwind für unsere künftige finanzielle Entwicklung […].” Eine andere Führungskraft argumentiert: „[…] der 500 Milliarden Euro schwere deutsche Infrastrukturfonds ist eine große Chance für [unser Unternehmen]. […] Deutschland muss digitalisieren, und das Geld fließt in diese Richtung. Wir haben in dieser Hinsicht mehrere Möglichkeiten, die wir in Betracht ziehen.”

Geopolitik sorgt für Unplanbarkeit

Während Führungskräfte mehr Sicherheit hinsichtlich der zukünftigen Fiskalpolitik haben, sorgen geopolitische Themen weiterhin für eine große Unplanbarkeit. Daher verwenden sie in ihrer Finanzkommunikation weiterhin Begriffe, die Unsicherheit widerspiegeln. Allerdings sind Ausdrücke wie „negative Auswirkungen” und „schwer einzuschätzen” seltener geworden. Die Unsicherheit hinsichtlich der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung ist nach wie vor hoch. Die Unternehmen wägen die potenziellen positiven Auswirkungen des Konjunkturpakets der Bundesregierung sorgfältig ab, bleiben jedoch hinsichtlich des globalen Wirtschaftsumfelds überwiegend vorsichtig.

Zwischen Optimismus und Gegenwind

Während das Konjunkturpaket für einige Branchen ein positives Signal darstellt, beschreiben Führungskräfte das allgemeine Geschäftsumfeld weiterhin als anspruchsvoll. So merkte beispielsweise ein Unternehmen an: „Wir sind uns bewusst, dass wir uns in sehr schwierigen Zeiten befinden, aber dank gut gefüllter Projektpipelines in allen unseren bestehenden Segmenten und auch in den neuen Segmenten sind wir gut gerüstet, um diese herausfordernde Zeit zu meistern.“ Eine andere Führungskraft kommentierte: „Gleichzeitig erkennen wir an, dass das Marktumfeld nach wie vor schwierig ist. Der Auftragseingang und der Auftragsbestand sind aufgrund des schwierigen Marktumfelds deutlich unter das Vorjahresniveau gesunken. Wir sehen volatile politische und wirtschaftliche Bedingungen, Zolldynamiken und ein anhaltend gedämpftes Investitionsklima im Automobilsektor.“

Die Daten zeigen, dass es große Unterschiede darin gibt, wie gut Unternehmen mit der aktuellen Situation zurechtkommen. Während einige einen deutlichen Nachfragerückgang verzeichnen, gelingt es anderen weiterhin, viele neue Aufträge zu gewinnen. Allen Unternehmen gemeinsam ist jedoch, dass sie mit einer anhaltend höheren Unsicherheit konfrontiert sind. Wir beobachten, dass Unternehmen von einem ad hoc Krisenmanagement zu einer eher vorausschauenden Perspektive  übergehen.

Der SAFE-Index zur Manager-Stimmung

Der SAFE-Index zur Manager-Stimmung (SAFE Manager Sentiment Index) misst monatlich, wie optimistisch oder pessimistisch sich Führungskräfte von börsennotierten Unternehmen in Deutschland äußern. Entwickelt von Alexander Hillert und seinem Team am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, basiert der Index auf einer automatisierten Textanalyse, die positive und negative Aussagen in Geschäftsberichten und Analystenkonferenzen auswertet. Der Index bietet Einblicke in die Investitionsbereitschaft sowie mögliche Trends bei Aktienrenditen. Der Index basiert auf einem rollierenden Dreimonatsfenster von Daten. 

Das Team misst außerdem seit Mai 2025 systematisch die in der Finanzmarktkommunikation geäußerte Unsicherheit der Unternehmen und verwendet dazu das Loughran and McDonald Dictionary of Uncertainty Words. Diese Analyse erfasst, wie oft Führungskräfte Unklarheit, Risiko oder Zweifel zum Ausdruck bringen und ermöglicht es, herauszufinden, worüber sich Manager:innen unsicher sind.
Veröffentlichungstermine

Die weiteren geplanten Veröffentlichungstermine 2025 sind:

  • Dienstag, 11. November
  • Dienstag, 9. Dezember

Florian Heider

Florian Heider ist seit 1. Dezember 2022 Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE und Professor für Finance an der Goethe-Universität Frankfurt. In seiner Forschung befasst er sich vor allem mit Finanzintermediären, einschließlich ihrer Rolle für die Geldpolitik, sowie Marktdesign und Kapitalstruktur von Unternehmen. Seine akademischen Arbeiten sind in verschiedenen führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften erschienen. Nach wissenschaftlichen Stationen an der London School of Economics und der New York University Stern School of Business übernahm er ab 2004 verschiedene Positionen in den EZB-Generaldirektionen Forschung, Marktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr sowie Geldpolitik. 

Alexander Hillert

Prof. Dr. Alexander Hillert ist Co-Direktor der Abteilung „Financial Intermediation“ und Professor für Finance und Data Science am Leibniz-Institut für Finanzforschung SAFE. Vor seiner Tätigkeit am SAFE hatte Hillert die Professur für Nachhaltiges Asset Management am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt inne. Er promovierte an der Graduate School of Economic and Social Sciences der Universität Mannheim. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen empirische Asset Pricing und empirische Unternehmensfinanzierung.