Das Öl-Paradoxon: Steigender Verbrauch inmitten der Energiewende
Ölpreis reagiert sensibel auf weltweite Krisen
Als Mitte Juni mit den israelischen Angriffen auf iranische Atom- und Raketenanlagen der Konflikt zwischen den beiden Ländern in eine heiße Phase ging, gerieten die Ölmärkte kurzzeitig in Panik und ließen die Preise um bis zu 13 Prozent steigen – schließlich geht rund ein Fünftel des weltweiten Ölhandels durch die schmale Straße von Hormus. Das gibt Iran als Anrainerstaat dieser Meerenge großes Potenzial, den weltweiten Ölmarkt zu stören.
Auch wenn die befürchtete Eskalation selbst nach den zusätzlichen Angriffen der USA eine Woche später ausblieb und der Ölpreis mittlerweile wieder deutlich zurückgegangen ist: Die Marktreaktionen haben wieder einmal gezeigt, dass Öl nach wie vor ein unverzichtbarer Rohstoff und der Kraftstoff für die Weltwirtschaft ist – trotz globaler Nachhaltigkeitsinitiativen, vom Pariser Abkommen bis hin zu nationalen Netto-Null-Zusagen, die seit vielen Jahren versuchen, die Nutzung fossiler Brennstoffe einzuschränken und saubere Energie zu fördern.
Öl bleibt für die globalen Märkte unverzichtbar
Vielmehr steigt der weltweite Ölverbrauch sogar weiter an und hat zuletzt ein Allzeithoch erreicht. Im Jahr 2023 überschritt die weltweite Ölnachfrage zum ersten Mal die Marke von 100 Millionen Barrel pro Tag (mbd), trotz der Zunahme der Kapazitäten bei erneuerbaren Energien und Elektrofahrzeugen. Dieser Trend verdeutlicht eine komplexe Realität: Öl ist nach wie vor tief in der Weltwirtschaft verankert und die derzeitigen Bemühungen haben das Verbrauchswachstum noch nicht umgekehrt.
Für die tiefe Einbettung des Öls in die Weltwirtschaft gibt es drei wichtige Gründe: Zum einen treibt Öl die Wirtschaft an, gerade in der verarbeitenden Industrie und dem Transportwesen. Mehr als 90 Prozent des weltweiten Verkehrs dürften auf erdölbasierte Kraftstoffe angewiesen
sein, was sie für den weltweiten Transport von Gütern und Menschen unerlässlich macht. Diese Abhängigkeit sichert die Rolle des Erdöls für das Funktionieren der Wirtschaft, insbesondere in Sektoren, in denen Alternativen noch nicht weit verbreitet sind.
Zweitens würden die bestehende Energieinfrastruktur mit über 800 Raffinerien, 485.000 Kilometern an Pipelines sowie die weltweiten Schiffsflotten die Umstellung auf erneuerbare Alternativen sowohl kostspielig als auch zeitintensiv und zu einer jahrzehntelangen Herausforderung machen. Drittens haben große öl- und gasproduzierende Staaten ein ureigenes Interesse an der Beibehaltung des Status quo, da sie auf die Einnahmen aus fossilen Brennstoffen angewiesen sind und ein schneller Übergang zu einer Netto-Null-Lösung ihrer Wirtschaft schaden könnte.
Effizienz und das Jevons-Paradoxon: Wenn weniger zu mehr wird
Auch wenn es nicht überrascht, wie tief Öl in die Weltwirtschaft eingebettet ist, so verwundert doch der Effekt, den die gesteigerte Effizienz in der Produktion hat. Denn paradoxerweise ist Effizienz nicht immer gleichbedeutend mit einem geringeren Verbrauch – sie kann sogar zu einem höheren Verbrauch anregen. Man spricht hier vom sogenannten Jevons-Paradoxon: Eine Situation, in der technologischer Fortschritt oder eine Politik, die darauf abzielt, die Effizienz der Ressourcennutzung zu erhöhen, unbeabsichtigt zu einem Anstieg des Verbrauchs führt, da niedrigere Kosten und erweiterter Zugang die Nachfrage ankurbeln.
Dieses Paradoxon, benannt nach dem britischen Ökonomen William Stanley Jevons, wurde ursprünglich in der Kohleindustrie des 19. Jahrhunderts beobachtet, hat aber heute erhebliche Auswirkungen auf das Öl. Genau wie bei der Kohle im 19. Jahrhundert ist auch beim Öl eine Verbesserung der Effizienz zu beobachten, die anstatt zu einem Rückgang zu einem Anstieg des Gesamtverbrauchs führt. Fortschritte bei der Ölförderung, Raffinierung und Verwendung von Öl senken die Kosten pro Energieeinheit, machen Öl leichter zugänglich und erhöhen den Verbrauch. Innovationen wie Fracking beispielsweise senken die Förderkosten und ermöglichen so eine höhere Produktion und letztlich einen höheren Ölverbrauch.
Vor allem die Öldienstleistungsunternehmen sind der Schlüssel zum Fortschritt bei der effizienteren Energiegewinnung. So setzen sie beispielsweise verschiedene Techniken ein, um die Gewinnung von Öl und Gas aus neuen und bestehenden Feldern zu maximieren, was zu einem höheren Ölverbrauch führen kann.
Aber nicht nur die Verbesserungen in der Produktion wirken sich auf die Industrie aus. Wirtschaftswissenschaftler haben festgestellt, dass Menschen mehr reisen, wenn ihre Autos sparsamer sind. Bei einer elastischen Nachfrage (Nachfrage, die sich mehr als proportional zu Preisänderungen verändert) kann beispielsweise eine 20-prozentige Steigerung der Effizienz durch niedrigere Preise zu einem 40-prozentigen Anstieg der Reisen führen – der Kraftstoffverbrauch steigt und das Jevons-Paradoxon tritt auf.
Der beispiellose Anstieg der Ölproduktion in den USA
Die USA sind ein sehr gutes Beispiel für dieses Phänomen: Im letzten Jahrzehnt hat Fracking einen Ölboom ausgelöst und riesige Reserven an zuvor unzugänglichem Schieferöl erschlossen, was die USA zum größten Ölproduzenten der Welt gemacht hat. Bis 2023 erreichte die US-Produktion (einschließlich Rohöl, Kondensat und Flüssigkeiten) etwa 22 Prozent der weltweiten Ölproduktion.
Effizienzsteigerungen ermöglichten es den Produzenten, Öl zu niedrigeren Kosten zu fördern und den Rückgang der US-Ölproduktion, der in den 1970er Jahren begann, umzukehren. Die US-Rohölproduktion hat mit rund 12 bis 13 mbd Rohöl – beziehungsweise mit über 20 mbd einschließlich Erdgasflüssigkeiten und Biokraftstoffe – ein Rekordhoch erreicht und hat damit Saudi-Arabien und Russland überholt. Gleichzeitig bleiben die USA mit etwa 20 mbd und etwa 20 Prozent des weltweiten Verbrauchs der größte Ölverbraucher der Welt.
Petrochemikalien steigern die Nachfrage weiter
Hinzu kommt: Petrochemikalien, also die aus Öl und Gas gewonnenen Chemikalien, die die Bausteine für Kunststoffe, Düngemittel, synthetische Fasern und zahllose Verbraucherprodukte sind, verzeichnen eine steigende weltweite Nachfrage. Diese Güter sind aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken und finden sich im Grunde überall, in Verpackungen und Baumaterialien bis hin zu Autoteilen und landwirtschaftlichen Düngemitteln. Der Anteil der petrochemischen Einsatzstoffe an der weltweiten Ölnachfrage beträgt bereits etwa 12 Prozent, was mit dem zunehmenden Verbrauch von Kunststoffen, Düngemitteln und anderen petrochemischen Produkten steigen dürfte. Tatsächlich sind Petrochemikalien zu einer der größten Triebkräfte für das Wachstum der Ölnachfrage geworden: Sie werden voraussichtlich mehr als ein Drittel des Wachstums der Ölnachfrage bis 2030 und fast die Hälfte bis 2050 ausmachen.
Potenzial des Öldienstleistungssektors für Investoren
Auch Verbesserungen bei der Ölförderung und die höhere Kraftstoffeffizienz der Autos scheinen den Verbrauch zu erhöhen. Folglich kann die steigende Effizienz dazu beitragen, den Peak Oil, also den Tag, an dem der Ölverbrauch seinen Höhepunkt erreicht, hinauszuzögern. Dazu, wann dieser Tag eintritt, gehen die Meinungen auseinander: Das Basisszenario der Internationalen Energieagentur geht von einem Ölfördermaximum im Jahr 2030 aus, British Petroleum gibt eine ähnliche Schätzung ab. Das Referenzszenario der U.S. Energy Information Administration geht hingegen von einer stetig wachsenden Nachfrage bis 2050 aus. Unabhängig davon, welche dieser Schätzungen richtig ist, dürfte das Jevons-Paradoxon eine Rolle bei der Ankurbelung des Konsums spielen. Und die Öldienstleistungsunternehmen werden mit ihren effizienten Praktiken eine Rolle in der Energieversorgungskette spielen, was auch Chancen für Investoren eröffnet, die beispielsweise über ETFs einen breiten Zugang zu diesem Sektor erhalten können.
Unternehmen aus dem Öldienstleistungssektor stellen Technologie und Fachwissen zur Verfügung, um Bohrungen zu optimieren und gleichzeitig die Förderung von Öl und Gas zu maximieren. Diese Innovationen verbessern die Kosteneffizienz und verlängern die wirtschaftliche Lebensdauer von Ölfeldern. Auch wenn die künftige Wertentwicklung natürlich nicht gesichert ist, hat sich der Öldienstleistungssektor in der Vergangenheit als widerstandsfähig erwiesen. Die Ölpreise können zwar schwanken, dennoch bleibt die Nachfrage nach Bohrungen, Wartung und Produktionsoptimierung in der Regel bestehen, sodass Dienstleister sowohl in Boom- als auch in Abschwungphasen der Branche eine wichtige Rolle spielen.
Disclaimer
Hierbei handelt es sich um Werbematerial. Bitte lesen Sie den OGAW-Prospekt und das KID, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen.
Diese Informationen stammen von der VanEck (Europe) GmbH, die von der nach niederländischem Recht gegründeten und bei der niederländischen Finanzmarktaufsicht (AFM) registrierten Verwaltungsgesellschaft VanEck Asset Management B.V. zum Vertrieb der VanEck-Produkte in Europa bestellt wurde. Die VanEck (Europe) GmbH mit eingetragenem Sitz unter der Anschrift Kreuznacher Str. 30, 60486 Frankfurt, Deutschland, ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beaufsichtigter Finanzdienstleister.
Für Anleger in der Schweiz: Die VanEck Switzerland AG mit eingetragenem Sitz in der Genferstrasse 21, 8002 Zürich, Schweiz, wurde von der Verwaltungsgesellschaft zum Vertriebspartner der VanEck-Produkte in der Schweiz ernannt. Ein Exemplar des aktuellen Prospekts, der Satzung, des Basisinformationsblatts, des Jahresberichts und des Halbjahresberichts ist auf unserer Website www.vaneck.com zu finden oder kann kostenlos beim Vertreter in der Schweiz angefordert werden: First Independent Fund Services Ltd, Feldeggstrasse 12, 8008 Zürich, Schweiz. Zahlstelle in der Schweiz: Helvetische Bank AG, Seefeldstrasse 215, CH-8008 Zürich.
Für Anleger in Großbritannien: VanEck Securities UK Limited (FRN: 1002854), ein von der Sturgeon Ventures LLP (FRN: 452811) ernannter Vertreter, wird von der Financial Conduct Authority (FCA) in Großbritannien autorisiert und reguliert, um die Produkte von VanEck an FCA-regulierte Firmen wie unabhängige Finanzberater und Vermögensverwalter zu vertreiben. Kleinanleger sollten sich nicht auf die bereitgestellten Informationen verlassen, sondern sich bei allen Fragen rund um die Geldanlage von einem unabhängigen Finanzberater beraten lassen.
Die Angaben sind nur dazu bestimmt, Anlegern allgemeine und vorläufige Informationen zu bieten, und sollten nicht als Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung ausgelegt werden. Die VanEck (Europe) GmbH, die VanEck Switzerland AG, die VanEck Securities UK Limited und ihre verbundenen Unternehmen (gemeinsam „VanEck“) übernehmen keine Haftung in Bezug auf jegliche Investitions-, Veräußerungs- oder Retentionsentscheidung, die der Investor aufgrund dieser Angaben trifft. Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten und Meinungen sind die des Autors bzw. der Autoren, aber nicht notwendigerweise die von VanEck. Die Meinungen sind zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell und können sich mit den Marktbedingungen ändern. Bestimmte enthaltene Aussagen können Hochrechnungen, Prognosen und andere zukunftsorientierte Aussagen darstellen, die keine tatsächlichen Ergebnisse widerspiegeln. Es wird angenommen, dass die von Dritten bereitgestellten Informationen zuverlässig sind. Diese Informationen wurden weder von unabhängigen Stellen auf ihre Korrektheit oder Vollständigkeit hin geprüft noch können sie garantiert werden. Makler- oder Transaktionsgebühren können zur Anwendung kommen.
Alle Informationen zur Wertentwicklung basieren auf Daten aus der Vergangenheit und sind keine Prognose für zukünftige Erträge. Anlagen sind mit Risiken verbunden, die auch einen möglichen Verlust des eingesetzten Kapitals einschließen können.
Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung von VanEck ist es nicht gestattet, Inhalte dieser Publikation zu vervielfältigen oder in einer anderen Publikation auf sie zu verweisen.