Ausblick für 2026: Der synchrone Wandel
In unserem Wirtschaftsausblick für 2026 mit dem Titel „Synchroner Wandel“ erwarten wir einen seltenen, kurzzeitigen globalen Aufschwung, der an das Jahr 2017 erinnert, da nachlassende Handelsspannungen, ein sich erholender Produktionszyklus und verzögerte Auswirkungen der geldpolitischen Lockerung aufeinandertreffen. Trotz der anhaltenden Unsicherheit ist die Weltwirtschaft in der Lage, in Harmonie zu spielen – wenn auch nur kurzfristig.
Wir gehen in unserem Basisszenario für 2026 von einem Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) in den USA von 2,1 Prozent aus, das durch KI-bedingte Produktivitätssteigerungen und fiskalpolitische Anreize durch den One Big Beautiful Bill Act unterstützt wird. Die US-Wirtschaft bleibt aber gespalten, wobei der Konsum der einkommensstarken Haushalte stark ist und die Haushalte mit geringerem Einkommen durch steigende Zölle und ein langsameres Beschäftigungswachstum unter Druck geraten. Der europäische Wachstumsmotor kommt in Schwung, und in Deutschland beschleunigt sich die Wirtschaftstätigkeit dank der fiskalpolitischen Anreize. Für die Eurozone wird mit einem
Wachstum von 1,6 Prozent gerechnet, das durch staatliche Mehrausgaben und eine aufgeschobene Verbrauchernachfrage begünstigt wird. China hat zwar immer noch mit Deflationsdruck zu kämpfen, könnte aber im zweiten Halbjahr 2026 eine Konjunkturbelebung erfahren, da sich der Schuldenabbau am Immobilienmarkt seinem Ende nähert.
In einem Bullenszenario beleben nachlassende geopolitische Schocks und eine verbesserte Binnennachfrage in China das globale Wachstum wieder, wodurch das US-BIP auf 2,9 Prozent steigt und der Dollar gestärkt wird. Im Gegensatz dazu geht Robeco im Bärenszenario davon aus, dass die Ausnahmestellung der USA schwindet, die KI-Blase platzt und die Arbeitslosigkeit zunimmt, was zu einer leichten Rezession führen könnte.
Der synchrone Wandel ist unser Moment für den ‚neapolitanischen Akkord‘ – eine seltene Harmonie vor dem Finale. Er stellt aber kein Ende dar. Da sich die Weltwirtschaft kurzzeitig angleicht, müssen Anleger agil bleiben und in einem datengestützten, politisch sensiblen Umfeld ein Gleichgewicht zwischen Optimismus und Vorsicht herstellen.
Ausblick auf die Finanzmärkte
Wir erkennen Potenzial für einen weiteren Aufschwung im Aktienbereich, vor allem in zinssensiblen Sektoren und Regionen außerhalb der USA. Während die Bewertungen in den USA überzogen bleiben, wird die Gewinnentwicklung – besonders im Technologiesektor – entscheidend sein. Aktien der Eurozone erscheinen aufgrund ihrer Bewertung und des makroökonomischen Rückenwinds attraktiv. Die Schwellenländer könnten von einem schwächeren Dollar und verbesserten Handelsströmen profitieren.
Im Anleihenbereich bevorzugt Robeco angesichts der Erwartung höherer Renditen am langen Ende kürzere Durationen. Die High-Yield-Spreads bleiben eng und begrenzen das Aufwärtspotenzial, während Anleihen aus Schwellenländern einen angemessenen Carry bieten. Industriemetalle könnten durch die zyklische Dynamik einen Aufschwung erleben, während Gold von Inflation und Fed-Politik gemischte Signale erhält.
Ausblick für Sustainable Investing
Der Ausblick von Robeco auf Sustainable Investing 2026 spiegelt einen stetigen, aber gedämpften Trend wider. Die Zuflüsse in ESG-Fonds haben sich stabilisiert, und Themen wie Anpassung an den Klimawandel und verantwortungsvolle KI gewinnen an Bedeutung. Die Anleger dürften sich stärker auf energiebezogene Themen konzentrieren, physische Klimarisiken bewältigen und energieintensive Sektoren wie die KI-Infrastruktur neu bewerten.
Trotz geopolitischen Gegenwinds und regulatorischer Unsicherheit bleibt der langfristige Nachhaltigkeitstrend intakt. Europa ist in Sachen regulatorische Klarheit und Emission grüner Anleihen weiterhin führend, während in den USA durch die politische Polarisierung gemischte Signale zu vernehmen sind. Verteidigungsbezogene Investitionen werden neu bewertet, wobei eine breitere Wertschöpfungskette differenzierte Möglichkeiten bietet.
Sustainable Investing ist nicht rückläufig, sondern richtet sich nur neu aus. Während sich das Tempo ändert, halten wir im Interesse unserer Kunden den Ton und passen uns gleichzeitig den neuen Gegebenheiten an. Die Konzentration auf unsere langfristigen Anlageüberzeugungen bekräftigt die Relevanz und Widerstandsfähigkeit des Sustainable Investing, die nicht auf Trends, sondern auf Wissenschaft und dauerhaften Prinzipien beruhen.
Trotz der weltweiten Abflüsse aus SI-Fonds im Jahr 2025 erwiesen sich nachhaltige Anleihen als widerstandsfähiger als Aktien.