Aktienmarkt – Zollängste sind zurück
Zölle bleiben das bestimmende Thema an der Börse
Nachdem geopolitische Risiken, insbesondere die Konflikte im Nahen Osten, etwas aus dem Blickfeld der Marktteilnehmer verschwunden sind, dominieren vor allem Donald Trumps Zolldrohungen die Börsen. Die teilweise chaotische Vorgehensweise des US-Präsidenten, nicht nur beim Thema Handel, schwächt dabei das Wachstum auch außerhalb Amerikas. So halten beispielsweise viele Firmen im aktuell unsicheren Umfeld Investitionen zurück, da eine sichere Planung kaum möglich ist. Komplett aus dem Takt ist die Wirtschaft aber noch nicht. Die Ausblicke der Unternehmen sind zwar teilweise vorsichtig, aber der makroökonomische Datenkranz sieht eigentlich noch recht robust aus. Sofern am Ende eine komplette Eskalation verhindert werden kann, also entsprechende Handels-Vereinbarungen geschlossen und auch gehalten werden, rechnen wir daher sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks auch nicht mit einer Rezession. Vielmehr dürfte ein Wachstum des BIP im laufenden Jahr von deutlich über einem Prozent in den USA und knapp unter einem Prozent in Europa erreicht werden. Ähnliches erwarten wir für 2026. Insgesamt hält sich die wirtschaftliche Dynamik also in Grenzen, dürfte für die Unternehmen weltweit aber ausreichen, um durchschnittlich Gewinnsteigerungen von etwa 10 Prozent zu liefern. Wir bleiben daher strategisch, also mittel- bis langfristig, für den Aktienmarkt optimistisch. Insofern könnte sich die aktuelle Schwäche der Börsen für geduldige Investoren als gute Einstiegsgelegenheit erweisen. Aktien sind allerdings nach den Kursanstiegen 2025 und unter Berücksichtigung der Risiken, die sich unter anderem aus der US-Handelspolitik ergeben, nicht mehr billig bewertet. Die Toleranz der Anleger gegenüber Enttäuschungen beispielsweise was die Quartalsergebnisse der Unternehmen angeht, dürfte daher zunehmend geringer werden. Kurssteigerungen der Anlagekategorie Aktien liegen daher wohl zukünftig eher auf Niveaus des langfristigen Durchschnitts von etwa 7 Prozent pro Jahr, als darüber.
Weitere Handelsdeals dürften kommen
Zumindest bisher hat Donald Trump gezeigt, dass es seinerseits oft bei aggressiver Rhetorik ohne dramatische Konsequenzen bleibt. Die in der Vergangenheit den Handelspartnern angedrohten maximalen Zölle, zum Beispiel 30 Prozent für Europa, hätten bei deren Umsetzung zudem massive negative Auswirkungen auch auf das Wachstum und die Inflation in den USA, geht es hier doch um ein Handelsvolumen von mehreren hundert Mrd. Dollar. Der Präsident wird sich nicht vorwerfen lassen wollen, das Land in eine Rezession bei gleichzeitig steigenden Preisen getrieben zu haben. Allerdings benötigt er Zolleinnahmen um zumindest einen Teil seiner geplanten bzw. bereits beschlossenen Ausgabenprogramme und Steuersenkungen zu finanzieren. Insofern werden wir uns an höhere Zölle als vor seinem Amtsantritt gewöhnen müssen, jedoch nicht in der von ihm angedrohten Dimension. Die jüngst geschlossenen Handelsvereinbarungen mit Japan und Europa, wo man sich auf einen grundsätzliche Importzoll von 15 Prozent geeinigt hat, sind hierfür gute Beispiele. Bisher lag dieser Wert für beide Regionen im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Europäische Aktien mit Comeback
Auch bezüglich des Comebacks europäischer Aktien war Donald Trump mit seinem Hin und Her hinsichtlich seiner Handelspolitik zumindest mitverantwortlich. In Kombination mit der Befürchtung, die USA müssen ihre Schulden massiv erhöhen, um Steuersenkungen und weitere Projekte des Präsidenten zu stemmen, hat Amerikas Standing als Kapitalmarkt durch das Thema Zölle doch gelitten. Viele Anleger waren sich nicht mehr sicher, welche Stabilität der Standort in Zukunft bietet. Unter anderem hat man Kapital nach Europa umgeleitet, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Dollar, US-Anleihen und eben auch Aktien. Weitere Treiber für diese Entwicklung waren die deutlich günstigere Bewertung des europäischen Aktienmarktes im Vergleich zu US-Titeln sowie ein gewisser Nachholeffekt, da sich die amerikanische Börse in den letzten Jahren besser als die europäische entwickelte. Eine Rolle haben sicherlich auch die geplanten oder bereits beschlossenen Ausgabenprogramme gerade in Deutschland gespielt, die helfen können, eine gewisse konjunkturelle Dynamik zu entfalten und dadurch Investoren anziehen. Wir glauben, die genannten Faktoren sind nachvollziehbar und vom Markt korrekt umgesetzt, dürften aber mittlerweile zum großen Teil eingepreist sein. Insofern gehen wir nicht davon aus, dass sich die Entwicklung, die wir seit Jahresanfang beobachten konnten in dieser Form fortsetzt.
Zinspolitik - immer wieder Attacken gegen Fed-Chef Powell
Donald Trumps kontinuierliche Angriffe auf Jerome Powell, den Chef der amerikanischen Notenbank Fed, sind mittlerweile durchaus als besorgniserregend einzustufen. Trump wünscht sich niedrigere Zinsen, welche das Wachstum ankurbeln könnten und es ihm leichter machen, seine Schuldenpolitik zu finanzieren. Allerdings beließen die Währungshüter seit Ende letzten Jahres auf Grund einer immer noch recht hohen Inflation und robusten Wirtschaft die Leitzinsen auf den aktuellen Niveaus und werden diese Vorgehensweise unseres Erachtens auch noch eine ganze Weile beibehalten. Zwar kann der US-Präsident Powell wegen dieser Differenzen bei der Zinspolitik nicht entlassen. Jedoch untergraben Trumps ständige abfällige Kommentare und Drohungen in Richtung des obersten Währungshüters, das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Notenbank. Sollte Trump daher wirklich versuchen ihn zu feuern, dürfte das zwar rechtlich sehr schwierig werden aber einen hohen Schaden an den Märkten verursachen.