Aktienmärkte gewinnen an Breite und erfordern stilistische Neupositionierung
Neben den großen Wachstumstiteln gewinnen Werte aus der zweiten Reihe und value-lastige Länder wie die Schweiz und Brasilien für uns an Bedeutung. Die globale Unsicherheit bleibt jedoch hoch und das Potenzial des Gesamtmarktes begrenzt. Gold spielt weiterhin eine wichtige Rolle in Anlegerportfolios.
US-Politik ausschlaggebend für die Weltwirtschaft
Neben den anhaltend hohen geopolitischen Risiken ist die US-Politik, speziell die Zollpolitik, ein ausschlaggebender Faktor für die globalen gesamtwirtschaftlichen Aussichten. In unserem Basisszenario, dem wir eine 80-prozentige Wahrscheinlichkeit zumessen, hält US-Präsident Donald Trump weiter an seinem unkonventionellen Verhalten fest, korrigiert es aber immer wieder punktuell. Trumps Entscheidungen bleiben unkalkulierbar und die daraus resultierende Unsicherheit belastet die Weltwirtschaft.
Wir rechnen 2026 mit einem Wachstum unter Trend, erwarten aber keine globale Rezession. Die US-Konjunktur läuft noch erstaunlich gut. Es bleibt abzuwarten, wann welche Effekte dann wirklich greifen. Für 2026 prognostizieren wir ein US-BIP-Wachstum von 1,7 nach 1,8 Prozent in diesem Jahr. Europa, vor allem Deutschland, kämpft weiterhin mit strukturellen Herausforderungen. Haushaltsprobleme und politische Instabilität machen auch Frankreich zum Sorgenkind. Für die Eurozone rechnet Bergos 2026 mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent (2025: 1,3 Prozent). Deutschlands Wirtschaft dürfte wegen fiskalischer Impulse etwas erstarken und ebenso wie die Schweiz 2026 ein Wachstum von 1,0 Prozent aufweisen.
Notenbanken mit erstaunlicher Inflationstoleranz
Die Inflation in der Eurozone liegt mittlerweile im Zielbereich der Europäischen Zentralbank. Weder in der Eurozone noch in der Schweiz erwartet Bergos im kommenden Jahr Zinsänderungen. In den USA hingegen bleibt die Teuerung hartnäckig erhöht. 2026 rechnet Bergos mit 2,7 Prozent. Dennoch dürfte die Notenbank Fed die Zinsen weiter senken. Die definierten Zielwerte für die Inflation werden – nicht nur in den USA – zunehmend toleranter bewertet. Bis Ende 2026 erwarten wir in den USA drei Zinssenkungen bis auf einen Zinssatz von 3,0 bis 3,25 Prozent. Die erste davon dürfte schon am 10. Dezember 2025 erfolgen. Bis Jahresende könnte feststehen, wer Fed-Chef Jerome Powell im Mai 2026 ablösen wird. Am wahrscheinlichsten ist derzeit, dass Kevin Hassett das Amt übernehmen wird. Es gibt aber auch eine Menge anderer Kandidaten, u.a. Christopher Waller und Kevin Warsh. Vermutlich werden Trumps Angriffe auf die Notenbank zurückgehen, sobald ein Kandidat von ihm nominiert wurde.
Die im November 2026 anstehenden Zwischenwahlen in den USA dürften im Laufe des Jahres beginnen, die Märkte zu beeinflussen. Ein Drittel der Senatssitze und das komplette Repräsentantenhaus werden neu gewählt. Wir denken derzeit, dass die Republikaner mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit die Mehrheit im Senat halten werden. Im Repräsentantenhaus sehen wir mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen Machtwechsel zugunsten der Demokraten. Ein zwischen den Parteien aufgeteilter Kongress hat sich in der Vergangenheit als nicht ungünstig für die Finanzmärkte erwiesen“, erläutert Budelmann.
Trumps Politik hat 2025 zu einer starken Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro geführt. Diese dürfte sich 2026 nicht in dem Maße fortsetzen. Nach einer leichten Abwertung in den kommenden Monaten auf 1,18 bis 1,20 US-Dollar je Euro sollte sich der Wechselkurs dann weitgehend in dieser Spanne halten. Wir empfehlen Anlegern, die in Euro oder Schweizer Franken denken, weiterhin eine leichte Absicherung des US-Dollar. Für den Euro-Franken-Kurs erwartet er keine großen Änderungen im kommenden Jahr.
Während für Investments in Private Markets eher längerfristige Erwartungen eine Rolle spielen, beeinflussen die makroökonomischen Prognosen für 2026 die taktischen Positionierungen in den liquiden Anlagemärkten.
Aktien: Growth-Fokus mit Value-Titeln ausbalancieren
Bei Aktien halten wir an einer neutralen Gewichtung fest. Für den US-Aktienindex S&P 500 erwarten wir für 2026 ein Ertragspotenzial von 6 bis 14,5 Prozent. Die hohe Bandbreite der Werte spiegelt die Unsicherheit an den Märkten wider. Den Hauptanteil soll das Gewinnwachstum mit 8 bis 14 Prozent liefern. Von der Bewertungsseite rechnen wir eher mit Gegenwind (-3 bis -1 Prozentpunkte). Die Dividendenrendite sollte bei 1,0 bis 1,5 Prozent liegen. Für Europa (Stoxx 600 Index) liegen die Prognosen für das Gesamtpotenzial 2026 deutlich niedriger bei -0,5 bis 7,5 Prozent. Hauptlieferant sind hier die Dividenden (2,5 Prozent), während die Gewinne kaum wachsen dürften (-2 bis 4 Prozent) und die Bewertungen unverändert bleiben sollten. Den US-Markt bewerten wir weiterhin etwas positiver als Europa, Japan und die Emerging Markets. 2026 rückt für uns jedoch die stilistische Ausrichtung in den Vordergrund. Das bedeutet, dass die weiterhin bestehende Fokussierung der Bank bei der Einzeltitelauswahl auf Qualität und Wachstum durch Value-Aspekte an anderen Stellen der Portfolios ausbalanciert wird.
Innerhalb der USA bleiben die großen Wachstumstitel im Portfolio, wir fahren sie aber etwas zurück und setzen stattdessen zusätzlich darauf, dass der Markt an Breite gewinnt und mehr Unternehmen am Kursaufschwung partizipieren. Der S&P 500 Equal Weight, US Value sowie Mid und Small Caps gewinnen nun an Bedeutung. Die Schweiz erhält im Rahmen der Hausmeinung als defensives Value-Land eine stärkere Gewichtung innerhalb Europas. Und als neues Investment kommt Brasilien hinzu, dass vor allem für zyklische Value-Titel steht. In Brasilien sehen wir neben zu erwartenden Zinssenkungen die anstehenden Wahlen eher als Chance für die Aktienmärkte. Hinzu kommen sehr günstige Bewertungen im historischen Vergleich“, begründet Budelmann. Ansonsten setzt man innerhalb der Schwellenländer weiterhin auf Indien.
Anleihen: Moderat bewertet im Cross-Asset-Vergleich
Der Abstand zwischen der Gewinnrendite von US-Aktien und der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist zusammengeschmolzen. Anleihen erscheinen vor diesem Hintergrund gegenüber Aktien als fundamental moderat bewertet, nicht nur in den USA. Das reale Renditepotenzial von globalen Anleihen wird angesichts der genannten Inflationstoleranz und der aktuell niedrigen Kreditrisikoprämien allerdings als überschaubar angesehen. In der Summe spricht dies für eine Gewichtung der Anlageklasse auf strategischer Quote. Wir bevorzugen dabei derzeit eine durchschnittliche mittlere Duration bei US-Dollar- und Euro-Anleihen, wobei wir Kurzläufer neutral gewichten, Langläufer untergewichten und mittlere Laufzeiten im Übergewicht halten. High-Yield-Anleihen sind weiter mit Vorsicht zu betrachten, auch wenn die starke Untergewichtung zuletzt etwas reduziert wurde.
Alternative Investments: Gold dürfte auch 2026 glänzen
Zu Alternativen Investments haben wir eine dezidiert positive Meinung. Der Hauptgrund hierfür ist Gold. Trotz der starken Rally, von der die Bergos-Mandate dank der Gold-Übergewichtung im Rahmen der Hausmeinung im Jahr 2025 profitieren konnten, gibt es Gründe für ein Festhalten am Übergewicht. Sowohl die erwarteten Zinssenkungen in den USA als auch eine leichte Abschwächung des US-Dollar könnte einen weiteren Preisanstieg begünstigen. Zentralbanken stocken ihre Goldreserven auf und Investoren schätzen Gold als natürliche Versicherung in unruhigen Zeiten. Wandelanleihen bleiben ebenfalls ein wichtiger Teil innerhalb des Alternative-Investments-Bereichs der Bergos-Portfolios. Sie werden aber nach den weit überdurchschnittlichen Kursgewinnen im Jahr 2025 auf eine neutrale Position reduziert.