Dr. Ulrich Kater, DekaBank

Abwärts trotz guter Zahlen

Die Akteure an den Kapitalmärkten bibberten in der vergangenen Woche allesamt einem Ereignis entgegen: der Veröffentlichung der Quartalszahlen des US-Chip-Giganten NVIDIA.

Dr. Ulrich Kater, DekaBank

Trotz einer erneuten positiven Überraschung wurden jedoch keine weiteren Kursraketen im Technologiesektor gezündet. Vielmehr setzte sich die Skepsis wegen der hohen Bewertungen in diesem Marktsegment durch, und die Kurse korrigierten nach unten. Forschung, Entwicklung und Implementierung um die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) erfordern zunächst einmal hohe Investitionen. Diese werden von den großen Tech-Unternehmen weitgehend aus den laufenden Gewinnen finanziert. 

Die Wucht der KI-Intestitionen

Es ist ein Kennzeichen für die Wucht dieser Impulse, dass sie sogar in den gesamtwirtschaftlichen Daten sichtbar werden. Die KI-Investitionen dürften 2025 etwa die Hälfte des US-Wirtschaftswachstums ausmachen. Zuletzt wurden allerdings Befürchtungen laut, dass die Wirtschaft durch den Boom in diesem Segment zu sehr beansprucht würde – mit entsprechend höheren Inflationsrisiken. Vor diesem Hintergrund bleibt die US-Notenbank verhalten bei den Perspektiven für Leitzinssenkungen in den kommenden Monaten. Das wiederum stellt für die zinssensiblen Technologieaktien eine potenzielle Belastung dar.

US-Wirtschaft unter Dampf

Bestätigt wurde diese Vorsicht durch die ersten Wirtschaftsdaten nach dem Ende des Shutdowns. So nahm die Anzahl der Jobs in den USA im September weiter zu. Sofern die US-Wirtschaft in den kommenden Quartalen weiter unter Dampf bliebe, ohne überzukochen und die Inflation hochzutreiben, würde dies nicht nur Rückenwind für die Regierung Trump bei den Zwischenwahlen (Midterm-Elections) im kommenden Herbst bedeuten. Es wäre auch eine gute Grundlage für eine weitere positive Entwicklung der Aktienmärkte.

Ulrich Kater

Dr. Ulrich Kater ist seit 2004 Chef-Volkswirt der DekaBank. Er studierte an den Universitäten Göttingen und Köln Volkswirtschaftslehre und promovierte 1995 am Finanzwissenschaftlichen Lehrstuhl der Universität zu Köln. Von 1995 bis 1999 war Dr. Kater im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu den Themen Geldpolitik, Währungspolitik, internationale Kapitalmärkte, Finanzpolitik, Alterssicherungssysteme und internationaler Dienstleistungshandel.