Das Ende der Euphorie!

Georg von Wyss, BWM Value Investing
Georg von Wyss / Bild: BWM Value Investing
Die Aktienmärkte stehen vor einer Neubewertung. Die Euphorie für die inzwischen extrem teuren Technologie- und Erneuerbare-Energie-Aktien endet und an der Börse kehrt wieder mehr Vernunft ein. Dieser Prozess ist seit Oktober 2020 im Gange, als die ersten Impfstoffe gegen das Coronavirus ihre Wirksamkeit bewiesen haben. Seitdem entwickeln sich unterbewerte Aktien deutlich besser als überbewertete.
 
In den Jahren zuvor hatten indes sehr viele Anleger den Aktienbewertungen sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt und folgten stattdessen dem Momentum, das klar für Tech-Aktien sprach und nach Ausbruch der Pandemie durch die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft und des Alltags zusätzlich an Schwung gewann. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken, die die Finanzmärkte mit überreichlich Liquidität geflutet haben, die wiederum aufgrund der niedrigen Zinsen eine Alternative zu Anleiheninvestments gesucht und oftmals an den Aktienmärkten gefunden hat.

Das Platzen der Internetspekulationsblase des Jahres 2000

Die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten ähnelt derjenigen von vor 20 Jahren, auf dem Höhepunkt der Internetspekulation. Damals benebelten zwar nicht Visionen einer technologisierten grünen Zukunft den Blick auf die Bewertungen, sondern die Internet-Klicks, und so war – wie beispielsweise heute Tesla – damals Cisco unfassbar teuer. In der Folge verloren die überteuerten Aktien ab Frühjahr 2000 kontinuierlich an Wert – ein Leiden, das sich über zwei Jahre hinzog. Value-Anleger konnten sich hingegen steigender Kurse erfreuen.
 
Und 2021? Seit Mitte Februar schwächeln die Kurse der teuren Titel, die noch viel weiter abrutschen könnten, sobald der Glaube an ihre sicheren Kursgewinne definitiv gebrochen ist. Hinzu kommt, dass mit dem jüngsten Anstieg der Zinsen am langen Ende Anleihen wieder attraktiver geworden sind, was zusätzlichen Druck auf überbewertete Aktien ausüben wird. Für Anleger, die keine unterbewerteten Titel halten, bedeutet dies, dass sie Verluste riskieren. Die Börse normalisiert sich, wie immer schon, was bedeutet, dass der Value-Stil seine langfristige Outperformance erneut beweisen kann.

Ausblick

Ganz allgemein gehen wir davon aus, dass Anleger wieder stärker auf die Aktienbewertungen achten werden, was für die Classic Fonds reichlich Aufholpotenzial bedeutet. Im Durchschnitt notieren die Titel der Deep-Value-Fonds derzeit bei nur 68 Prozent ihres inneren Werts. Von Vorteil sei auch, dass Value-Aktien – im Gegensatz zu Wachstumsaktien – die Auswirkungen der tiefen Zinsen kaum gespürt und daher keine grundlegende Neubewertung erlebt hätten. Insofern sind Value-Aktien in einem Szenario steigender Zinsen bzw. zunehmender Inflation viel weniger verletzlich als Wachstumstitel.
Georg von Wyss ist Gründer des Schweizer Fondsverwalters BWM Value Investing und Manager der Classic Funds. Der Asset-Manager der Classic Funds ist der Schweizer Fondsverwalter BWM Value Investing. Die Gesellschaft wurde 1997 aus einem Team von erfahrenen Finanzanalysten und Bankfachleuten gegründet. BWM Value Investing verfolgt einen Value-Ansatz und agiert dabei selbstständig und völlig unabhängig.
Georg von Wyss ist Gründer des Schweizer Fondsverwalters BWM Value Investing und Manager der Classic Funds:

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