Journalistenpreise der Bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken

Ulrich Kirstein
Dr. Jürgen Gros / Bild: Genossenschaftsverband Bayern (GVB)
Im Zeitalter einer ungefilterten Informationsflut samt Fake-News aus den Sozialen Netzwerken und auch oftmals ungerechtfertigter, populistischer Angriffe auf Medien liegt die einzig richtige Antwort in einem qualitativ anspruchsvollen Journalismus. Noch vielmehr gefragt ist dieser bei komplizierten wie komplexen Wirtschaftsthemen, die so abstrakt sie auch erscheinen mögen doch jeden einzelnen auf die eine oder andere Weise (be)treffen. Umso wichtiger ist es, gerade junge Journalistinnen und Journalisten in ihrer Arbeit zu unterstützen und zu fördern. Zu diesem Zweck vergeben die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Bayern seit 2012 den mit je 20.000 Euro dotierten Journalistenpreis an drei Redakteure beziehungsweise Redaktionsteams. Die zehnköpfige Jury ist hochkarätig besetzt.

Hartnäckigkeit belohnen

In diesem Jahr konnten sich unter fast 70 Bewerbungen Jessica Seidel, Valerie Tielich und Simon Kunert für eine Artikelserie im „Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung“ behaupten, sowie Hannes Grassegger und Till Krause für einen Beitrag im „Süddeutsche Zeitung Magazin“ und Moritz Aisslinger für eine Reportage in „Die Zeit“. Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) stellte in seiner Rede heraus, dass es Berichterstatter braucht, „die auf der Suche nach Themen hartnäckig und unermüdlich ihren Spürnasen folgen. Die sich nicht abwimmeln lassen und immer wieder nachfragen.“

Journalisten sind überlebenswichtig für die Demokratie

Bei den im festlichen Rahmen verliehenen Preisen betonte Henriette Löwisch, die Leiterin der Deutschen Journalistenschule die Bedeutung einer Förderung des journalistischen Nachwuchses.„Für die Zukunft der demokratischen Gesellschaft ist es überlebenskritisch, dass die Journalisten von morgen bessere und fähigere Journalisten sind als die von heute“, sagte Löwisch. Jährlich verleihen die Bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken den Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis, den Hermann-Schulze-Delitzsch-Preis und den Förderpreis für junge Journalisten.

Breit angelegte und aufwendige Recherche

Die Redakteure Jessica Seidel, Valerie Tielich und Simon Kunert erhielten den Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis, der mit einem Preisgeld von 8.000 Euro versehen ist. Ihr Thema war die wirtschaftliche Bildung. In ihrer siebenteiligen Artikelserie „Ostbayern 4.0“ im „Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung“beschäftigten sie sich intensiv mit der Frage, wie die Digitalisierung die Arbeitswelten kleiner und mittlerer Unternehmen aus dem Landkreis Straubing-Bogen verändere. Die Jury überzeugte die „breit angelegte und für eine Regionalzeitung aufwendige Recherche“, auf der die Serie basierte. Die Laudatio hielt Gregor Peter Schmitz, Leiter des Hauptstadtbüros der Wirtschaftswoche und künftiger Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen.

Im Netz des Bösen

Der Hermann-Schulze-Delitzsch-Preis (Preisgeld ebenfalls 8.000 Euro) für Verbraucherschutz ging an Hannes Grassegger und Till Krause. Sie erhielten die Auszeichnung für die Reportage „Im Netz des Bösen“, erschienen im „Süddeutsche Zeitung Magazin“. Mit investigativer Recherche deckten sie auf, unter welchen Bedingungen Mitarbeiter eines Dienstleisters im Auftrag von Facebook verstörende Inhalte wie Gewaltvideos und Hasskommentare auf der Social-Media-Plattform sichten und löschen. Die Jury urteilte: „Der Text hat die Tragweite des Themas früh erkannt und wirkt bis heute nach.“ Der Leiter des Instituts für Verbraucherjournalismus, Christoph Fasel, würdigte die Preisträger.

Kinderarmut in Silicon Valley

Moritz Aisslinger nahm den Förderpreis für junge Journalisten (Preisgeld: 4.000 Euro) zum Themenfeld Digitalisierung entgegen. Er wurde ausgezeichnet für die Sozial-Reportage „Die armen Kinder vom Silicon Valley“, erschienen in „Die Zeit“. Darin beschreibt er eindringlich die Schattenseiten des Silicon Valley. Im vordergründig strahlenden und reichen „Zukunftslabor“ der Welt gebe es eine erschütternde neue Armut. Die Jury urteilt, die bedrückende Reportage entlasse den Leser mit der Erkenntnis, „dass die IT-Riesen im Valley ihrer sozialen Verantwortung nur bedingt gerecht werden und ihre Spendenbereitschaft vielmehr einem Schweigegeld für ein nicht zu duldendes Versagen entspreche“. Gerald Schneider, Ressortleiter Politik/Wirtschaft bei der Mediengruppe „Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung“, übernahm die Laudatio für den Nachwuchsjournalisten.
Bei der Preisverleihung (von links): Christoph Fasel, Till Krause, Hannes Grassegger, Moritz Aisslinger, Gerald Schneider, Gregor Peter Schmitz, Jessica Seidel, Simon Kunert, Valerie Tielich, die Jurymitglieder Stefan Stahl von der Augsburger Allgemeinen Zeitung und Hannes Lehner vom Straubinger Tagblatt, Jürgen Gros und die Jurymitglieder Daniela Wiegmann von der dpa, Astrid Freyeisen vom Bayerischen Fernsehen, Wolfgang Sabisch von afk M94.5 Aus- und Fortbildungsradio München und Markus Hack von den Nürnberger Nachrichten.