Sind wir auf dem Weg in eine neue Blase

Benjamin Melman, Edmond de Rothschild Asset Management
Benjamin Melman, Edmond de Rothschild Asset Management
Angesichts eines dramatischen Anstiegs des MSCI WORLD um mehr als 20 Prozent seit Ende Oktober 2023 und des aktuellen starken Anstiegs der Künstlichen Intelligenz (KI) werfen wir einen Blick auf die aktuellen Marktbedingungen und stellen die Frage, ob wir uns derzeit in einer Blase befinden.
Die Ergebnisse des vierten Quartals 2023 waren im Großen und Ganzen positiv, aber sie können solche außergewöhnlichen Renditen kaum rechtfertigen. Solche Gewinne sind normalerweise zu beobachten, wenn der Markt das Ende einer Rezession vorwegnimmt oder in Phasen wie der Internetblase von 1995 bis 2000. Da wir uns nicht in einer Rezession befinden, ist es natürlich verlockend, Parallelen zwischen dem Aufstieg der KI und der Internetblase zu ziehen.

KI-Wahn oder Wachstum?

Der Aktienkurs des KI-Stars Nvidia sieht gefährlich parabolisch aus, aber die Gewinne im vierten Quartal waren außergewöhnlich. Der KI-Hype und die Internetblase haben eines gemeinsam: massive Erwartungen an das Gewinnwachstum. Der Unterschied ist jedoch, dass es heute zumindest eine gewisse Gewinndynamik gibt, die den Hype rechtfertigt. Nvidia wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 36 im Jahr 2024 gehandelt - ein ehrgeiziges, aber nicht unmögliches Ziel für eine wachstumsstarke Aktie. Und die Begeisterung für bestimmte Aktien ist viel selektiver als vor dem Jahr 2000. Selbst bei den ‚Magnificent 7‘ sind die Renditen so unterschiedlich, dass man sich fragen muss, ob sie nicht schon Geschichte sind. So ist beispielsweise selbst Tesla stark gefallen.

Fed-Fieber: Wie Zinsentscheidungen die Börsen beeinflussen

Ende Oktober, am Vorabend der Marktrallye, schlossen die Anleger eine letzte Zinserhöhung der Fed nicht aus. Heute stellt sich die Frage: Wann wird die Fed mit den Zinssenkungen beginnen? Die Aufwärtsbewegung an den Märkten hängt zum Teil auch mit der Wende der Notenbank zusammen. Das Zinssenkungsprogramm könnte moderater ausfallen als ursprünglich erwartet, aber eine Abwärtsbewegung scheint nicht in Frage zu stehen.
 
Auch wenn wir diese starke Marktrallye nicht extrapolieren können, handelt es sich also mit Sicherheit nicht um eine Blase. Aber ist eine Abwärtsbewegung der Märkte überfällig?

Chancen und Risiken für Risikoanlagen

Einerseits ist das wirtschaftliche Umfeld für risikobehaftete Anlagen günstig. Die US-Wirtschaft zeigt nach wie vor eine erstaunliche Dynamik, und die Chancen für eine Rückkehr zu normaleren Verhältnissen am Arbeitsmarkt stehen weiterhin gut. Die jüngsten Daten deuten sogar auf eine baldige Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit hin. Die europäische Wirtschaft scheint weniger stark von einer Rezession bedroht zu sein, während die chinesische Wirtschaft zwar langsamer wächst, aber durch fiskalische Anpassungen vor einem Einbruch bewahrt wird. Umfragen der Zentralbanken unter den Geschäftsbanken deuten auf eine allmähliche Lockerung der Kreditbedingungen hin. Ein solcher Schritt wäre zu begrüßen, da die Kreditvergabe der Banken an die Wirtschaft leicht rückläufig ist. Nach den enttäuschenden Indikatoren im Januar sowohl in den USA als auch in Europa ist das Hauptrisiko, auf das wir uns jetzt konzentrieren müssen, ein Anstieg der Inflation.

Liquiditätsengpässe und der Tanz der Zentralbanken

Auf der anderen Seite wird die Liquidität knapper. Die quantitative Straffung (QT) ist im Gange, und die Overnight Reverse Repo Facility (ON RRP) der Fed, bei der die Banken Bargeld hinterlegen können, geht rasch zur Neige, wodurch ihre Fähigkeit, Liquidität bereitzustellen, stark eingeschränkt wird. Infolgedessen wird sie bald nicht mehr in der Lage sein, einen Teil der restriktiven Auswirkungen der QT auf die Liquidität auszugleichen.
 
Die Risikoprämie des US-Marktes ist stark gesunken, wenngleich auf ein Niveau, das nicht besonders beunruhigend ist; es zeigt lediglich, dass die langfristige Outperformance der Anleihemärkte wahrscheinlich unterdurchschnittlich ausfallen wird, ohne dass es dafür kurzfristig eindeutige Anzeichen gibt.
 
Wir halten an unserer neutralen Gewichtung der Aktienmärkte fest und bleiben bei den Anleihen übergewichtet. Allerdings haben wir unser Engagement in US-Treasuries reduziert, da wir dort ein höheres Inflationsrisiko sehen als in Europa.
Benjamin Melman ist Global Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Manager (EdRAM)
RECHTLICHE HINWEISE: Verfasst am 27. Februar 2023. Dieses Dokument wird von Edmond de Rothschild Asset Management (France) herausgegeben. Dieses Dokument hat keinen vertraglichen Wert und ist nur zu Informationszwecken gedacht. Jegliche Vervielfältigung oder Nutzung des gesamten oder eines Teils des Inhalts ist ohne die Genehmigung der Edmond de Rothschild Gruppe strengstens untersagt. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen dürfen nicht als Angebot oder Aufforderung zur Tätigung einer Transaktion in einer Rechtsordnung angesehen werden, in der ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung ungesetzlich ist oder in der die Person, die ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung macht, nicht zum Handeln befugt ist. Dieses Dokument stellt keine Anlage-, Steuer- oder Rechtsberatung oder eine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten einer Anlage dar und sollte auch nicht als solche verstanden werden. EdRAM haftet nicht für Investitions- oder Desinvestitionsentscheidungen, die auf der Grundlage der in diesem Dokument enthaltenen Informationen getroffen werden. Die Angaben zu den Wertpapieren stellen keine Stellungnahme von Edmond de Rothschild Asset Management (France) zur voraussichtlichen Entwicklung dieser Wert-papiere und ggf. zur voraussichtlichen Entwicklung des Kurses der von ihnen emittierten Finanzinstrumente dar. Diese Informationen stellen keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf dieser Wertpapiere dar. Die Zusammensetzung des Portfolios kann sich im Laufe der Zeit ändern. Dieses Dokument wurde nicht von der Aufsichtsbehörde eines Landes geprüft oder genehmigt. Die in dieser Präsentation enthaltenen Zahlen, Kommentare, Projektionen und anderen Elemente spiegeln die Meinung von EdRAM über die Märkte und deren Entwicklung wider, wobei der wirtschaftliche Kontext und die bisher verfügbaren Informationen berücksichtigt werden. Sie können an dem Tag, an dem der Investor sie liest, nicht mehr relevant sein. EdRAM kann nicht für die Qualität oder Richtigkeit von Informationen und Wirtschaftsdaten von Dritten verantwortlich gemacht werden. Die Wertentwicklung und Volatilität in der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung und Volatilität und ist im Zeitverlauf nicht konstant. Insbesondere können sie unabhängig von Änderungen der Wechselkurse beeinflusst werden. «Edmond de Rothschild Asset Management» oder «EdRAM» ist der Handelsname der Vermögensverwaltungseinheiten der Edmond de Rothschild Gruppe. Dieser Name bezieht sich auch auf den Bereich Asset Management der Edmond de Rothschild Gruppe.
EDMOND DE ROTHSCHILD ASSET MANAGEMENT (FRANCE)
47, rue du Faubourg Saint-Honoré, 75401 Paris Cedex 08
Société anonyme, geleitet von einem Vorstand und einem Aufsichtsrat mit
Kapital von 11.033.769 € -AMF-Registrierung Nr. GP 04000015 - 332.652.536 R.C.S Paris
www.edram.frs

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

NVIDIA Rg 819,60 6,50%
close

Populäre Aktien

Tesla 157,30 -0,71%
close

Populäre Aktien