Zinsanhebungspause der Fed rückt näher

Carsten Mumm, Privatbank DONNER & REUSCHEL
Carsten Mumm / Bild: Privatbank DONNER & REUSCHEL
Nach den S&P Global Einkaufsmanagerindizes fielen zuletzt auch die vom ISM erhobenen Umfragen zur Unternehmensstimmung erstmals seit Frühjahr 2020 unter die entscheidende Marke von 50 Punkten und signalisieren damit eine abnehmende Produktion in den kommenden Monaten. Während die Industrieunternehmen bereits eine Abkühlung der Wachstumsdynamik anzeigten, stürzte der Indikator für den Dienstleistungsbereich erst kürzlich ab – von 56,5 auf 49,6 Punkte. Besonders schwach wurden die aktuelle Geschäftsaktivität und der Eingang neuer Aufträge berichtet. Der Beschäftigungsindex gab leicht nach und lässt erwarten, dass der kürzlich veröffentlichte Dezember-Arbeitsmarktbericht mit einer auf 3,5 Prozent gesunkenen Arbeitslosenquote und einer unerwartet hohen Anzahl neuer Beschäftigungsverhältnisse vorerst die letzte positive Überraschung gewesen sein dürfte. Die Anzahl der befristeten Jobs nahm bereits ab. Deutlich wurde zudem, dass sich der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne mit nur noch 4,6 Prozent im Vergleich zu 5,1 Prozent im Vorjahr weiter abschwächte und der Inflationsdruck damit auch vonseiten der Löhne schwächer wird.

Kommt die Leitzinserhöhungspause?

Passend dazu gab auch die Preiskomponente des ISM-Index erneut nach, womit die am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Dezember-Inflationsdaten weiter sinken sollten. Da sich der US-Immobilienmarkt schon massiv abgekühlt hat und Unternehmen angesichts einer nachlassenden Nachfrage zunehmend unter Margendruck geraten, könnte der von Analysten erwartete Wert von 6,5 Prozent (bzw. 5,7 Prozent für die Kernrate) sogar unterschritten werden. Damit würde eine Leitzinserhöhungspause der US-Notenbank Fed nach einer weiteren Zinsanhebung um voraussichtlich 0,50 Prozentpunkte im Februar immer wahrscheinlicher und beflügelt seit Jahresanfang die Aktienmärkte. Die positive Stimmung könnte jedoch in den kommenden Wochen durch eine weniger positiv verlaufende Unternehmensberichtssaison vorerst unterbrochen werden.
Carsten Mumm ist Chefvolkswirt der Privatbank DONNER & REUSCHEL. Er ist verantwortlich für die Erstellung der Konjunktur- und Kapitalmarktprognosen sowie der kapitalmarktrelevanten Publikationen. Zuvor verantwortete er die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden, das Management von Spezial- und Publikumsfonds sowie die hauseigenen Research-Tätigkeiten. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Diplom-Volkswirt ist seit 1998 im Bereich Kapitalanlage beschäftigt. 2006 qualifizierte er sich zum Chartered Financial Analyst.