Was Anleger jetzt tun sollten

Bulle und Bär /BBAG

Das Umfeld ist anders als in den Marktphasen zuvor. Vor allem sind die Inflationstendenzen angesichts der erheblichen Geldschöpfung in den vergangenen zehn Jahren größer als in der Vergangenheit. Kurzfristig dürfte die Preissteigerung etwas nachlassen, da höhere Zinsen die Konjunktur dämpfen und sich der Druck auf die Lieferketten abschwächt. Insgesamt werden jedoch die strukturelle Unterversorgung im Energiebereich, Engpässe auf dem Arbeitsmarkt und die steigenden Militärausgaben zu Inflationsraten oberhalb der für die Zentralbanken idealen 2 bis 3 Prozent beitragen. Die Zinsen werden daher auf absehbare Zeit auf höherem Niveau bleiben.

Weltpolitische Unsicherheiten bestehen derweil fort. Die Kreditaufnahme in der Weltreservewährung US-Dollar dürften daher teuer bleiben. Außerdem müssen wir uns auf eine zunehmende Abkehr Chinas und anderer Akteure vom Dollar als Außenhandelswährung einstellen.

 

Anleger sollten sich bewusst machen: Das Wirtschaftswachstum wird weniger sicher und eher zyklisch sein. Finanzierungen werden auf absehbarer Zeit teurer sein als in den Jahren 2020-2021.

Angesichts des neuen Umfelds ist es sehr wahrscheinlich, dass dieses Mal andere Titel die Führung übernehmen werden. Im letzten Zyklus lagen vor allem Werte aus der Informationstechnologie, zyklische Konsumgüter und Energietitel ganz vorne. Es ist verwegen anzunehmen, dass diese Sektoren automatisch wieder vorne landen werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das nach vergangenen Marktkorrekturen nur selten der Fall ist. Auch dieses Mal dürfte es anders kommen als zuletzt.

Investieren Sie in Preismacher, nicht in Preisnehmer! Der Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Leistung, der auf Unternehmensgewinne entfällt, hat in den meisten Volkswirtschaften ein Rekordniveau erreicht. Man sollte nicht davon ausgehen, dass dies so bleibt. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass in den zehn Jahren vor 2021 die Verbesserung der Gewinnmargen von US-Herstellern zur Hälfte auf niedrigere Kapitalkosten und Steuern zurückzuführen war. Inzwischen steigen die Finanzierungskosten und in vielen Ländern stehen Steuererhöhungen auf der Agenda. Die Gewinnmargen kommen zusätzlich unter Druck: durch höhere Arbeitskosten sowie durch stärker lokal ausgerichtete und teurere Lieferketten, steigende Rohstoffpreise und sinkende Umsätze insbesondere in den Sektoren, die während der Corona-Zeit von Umsatzsteigerungen profitierten. Wo Produkte und Geschäftsmodelle einzigartig sind, dominieren oder Marktanteile gewinnen, ist der Spielraum für die Weitergabe der Kosten an die Kunden und die Aufrechterhaltung des Volumenwachstums größer.

Stellen Sie sicher, dass nachhaltig finanziert wird! Die Kosten für Fremdkapital steigen, und dessen Verfügbarkeit wird fraglicher. Unternehmen, die ihr Wachstum aus eigener Kraft finanzieren (also einen hohen freien Cashflow erwirtschaften) und die angemessen und mit langer Laufzeit fremdfinanziert sind, sind besser in der Lage, auch in Abschwungphasen weiter zu investieren. Geschäftsmodelle, die ohne Gewinne Cash „verbrennen“, werden es schwer haben.

Achten Sie auf vertretbare Bewertungen! Wer zu überhöhten Preisen und ohne Aussicht auf künftige Cashflows investiert, wird mitunter hart bestraft. Von hohem Niveau aus sind Wertzuwächse schwer zu erreichen. Ist die Party vorbei, sind Kursverluste von 80-90 Prozent keine Seltenheit. Und wenn die Gewinne sich nicht einstellen, bleibt es auch dabei.