Deutsche Konjunktur: Hoffen auf die zweite Jahreshälfte

Dr. Klaus Bauknecht, IKB Deutsche Industriebank AG
Dr. Klaus Bauknecht / Bild: IKB Deutsche Industriebank AG
Fazit: Angesicht des aktuellen Lockdowns hält sich die Stimmung der Unternehmen insgesamt noch relativ gut, auch wenn sich das ifo Geschäftsklima eingetrübt hat, und Geschäftslage sowie Erwartungen im Januar schwächer eingeschätzt werden. Die Eintrübung sollte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Ein BIP-Rückgang im ersten Quartal scheint unausweichlich. Selbst das Verarbeitende Gewerbe, das während der zweiten Corona-Welle bisher eine konjunkturelle Stütze gewesen ist, wird im ersten Quartal 2021 infolge der global nachlassenden Wachstumsdynamik einen Rückgang der Produktion hinnehmen müssen.

Der Ausblick für das Gesamtjahr 2021 hängt von einer sich beschleunigenden und effektiven Impfkampagne ab, welche die deutsche sowie globale Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte zu einer deutlich höheren Wachstumsdynamik führen sollte. Für die deutsche Wirtschaft erwartet die IKB weiterhin ein BIP-Wachstum von rund 4,5 Prozent sowie eine deutliche Produktionssteigerung des Verarbeitenden Gewerbes in der zweiten Jahreshälfte 2021
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Erstes Quartal 2021: Rückgang von BIP und Produktion des Verarbeiten Gewerbes zu erwarten

Einkaufsmanager-Indizes, Auftragseingänge und Produktion der Industrie – noch zeigen sie alle einen stabilen Verlauf, der hoffen lässt, dass die Auswirkungen des zweiten Lockdowns größtenteils am Verarbeiten Gewerbe vorübergehen. Doch die Zahlen sind wie ein Rückspiegel und sind deshalb kein Hinweis auf den Verlauf der deutschen Produktion in den kommenden Monaten. Fakt ist, dass die inländische Wirtschaft in den ersten zwei Monaten des laufenden Quartals eingeschränkt ist und sein wird. Dies wird den privaten Konsum belasten und damit zu einem BIP-Rückgang im ersten Quartal führen. Entscheidend für das deutsche Verarbeitende Gewerbe wird sein, in welchem Maße sich weltweiter Handel und Industrieproduktion als stabil bzw. als Anker der Konjunktur erweisen. Während des ersten Lockdowns im zweiten Quartal 2020 kam es zu erheblichen Belastungen, da die Weltwirtschaft einen synchronen Abschwung erlebte. Zwar ist ein derartiger wirtschaftlicher Einbruch unwahrscheinlich, dennoch belasten die weltweit zunehmenden Lockdown-Maßnahmen die Erholung der einzelnen Volkswirtschaften und damit den Ausblick für die deutschen Exportmärkte im ersten Quartal.
Anders als im zweiten Quartal 2020 sollte der aktuelle Lockdown aber zu keiner globalen Erstarrung von Handel, Produktion und Lieferketten führen. Ein fast kompletter Stillstand der deutschen Automobilproduktion sollte ebenfalls vermieden werden, da die Nachfrage durch die anhaltende Öffnung des Pkw-Einzelhandels nur begrenzt betroffen ist. Auch wird die Wachstumsdynamik in China eine Stütze des Welthandels bleiben. Allerdings wurde die überraschend starke Aufholdynamik des deutschen Verarbeiten Gewerbes im dritten Quartal 2020 durch die weltweit synchrone Belebung der Industrie maßgeblich gestützt. Eine derartige Dynamik wird allerdings im ersten Quartal 2021 trotz niedriger Produktionsniveaus in vielen Ländern ausfallen. Die bis Oktober 2020 vorliegenden Daten deuten bereits auf ein Abflachen der weltweiten Industrieproduktion hin. Noch konnte das deutsche Verarbeitende Gewerbe dieser Entwicklung trotzen, auch dank der Aufholdynamik der Automobilindustrie. Entkoppeln wird sich die deutsche Industrie allerdings nicht können – vor allem nicht über mehrere Monate und über alle Branchen.

Die Produktion des Verarbeitenden Gewerbe und die Stimmung der Unternehmen werden also in Deutschland im ersten Quartal 2021 zunehmend belastet sein, wenn auch weniger stark als während des ersten Lockdowns. Dies bedeutet, dass sich die Wirtschaftsindikatoren in den kommenden Monaten eintrüben werden – auch beim Verarbeitenden Gewerbe, das ja bisher als Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Lockdown galt. Der Wirtschaftsaktivitätsindex der Bundesbank deutet dies bereits an. Er verschlechtert sich im Trend weiter und deutet auf eine Verlangsamung der Wirtschaftsdynamik im Vergleich zum vierten Quartal hin. Da die Wirtschaft im letzten Quartal 2020 bereits stagnierte, betätigt sich damit die Einschätzung eines BIP-Rückgangs im ersten Quartal 2021.

Aktuelles ifo Geschäftsklima bestätigt Ausblick für ein schwaches erstes Quartal

Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im Januar wieder eingetrübt, nachdem sie sich im Dezember mit der Aussicht auf zügige Impfungen aufgehellt hatte. Das ifo Geschäftsklima gab um 2,1 Punkte nach. Dabei verschlechterten sich sowohl die Geschäftsperspektiven (-1,7 Punkte) also auch die Einschätzung der aktuellen Lage (-2,1 Punkte). Damit signalisiert auch das ifo Geschäftsklima, dass die zweite Corona-Welle die Erholung der deutschen Wirtschaft vorläufig beendet hat. Und dies gilt auch für das Verarbeitende Gewerbe: Nach zuletzt acht Anstiegen in Folge ist der Index erstmals wieder gesunken. Verantwortlich hierfür waren deutlich weniger optimistische Erwartungen. Die aktuelle Lage bewerten die Industrieunternehmen im Januar hingegen noch merklich besser. Mit dem anhaltenden Lockdown und zunehmenden Belastungen für den Welthandel dürfte sich allerdings auch die Lageeinschätzung in den nächsten Monaten zunehmend eintrüben. Damit signalisiert das ifo Geschäftsklima ebenfalls ein schwieriges erstes Vierteljahr 2021 für die deutschen Industrie – bevor dann in der zweiten Jahreshälfte mit steigender Impfquote und der Erholung der Weltwirtschaft die Belebung einsetzt (siehe „Vor dem Aufbruch kommt der Einbruch“).
Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank und schreibt dort auch im eigenen IKB-Blog. Zudem lehrt der promovierte Volkswirtschaftler an der Nelson Mandela University in Südafrika. Zuvor arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen.
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