Christopher Smart / Bild: Barings Investment Institute
Es wäre klug, wenn die Investoren in dieser Woche auch auf Entwicklungen achten würden, die sich in den nächsten Monaten als weitaus folgenreicher für die Märkte erweisen könnten als die Präsidentschaftswahlen. Wir wissen bereits, dass die US-Geldpolitik unabhängig vom Wahlausgang äußerst unterstützend bleiben wird. Wir wissen bereits, dass der Kongress etwa 2 Billionen Dollar an Stimulierungsmaßnahmen beschließen dürfte, sobald das Wahlfieber nachlässt. Aber wir können immer noch nur raten, wie sich einige andere Handlungsstränge mit wesentlich größeren potenziellen Marktrisiken entwickeln werden:
Potenzielle Marktrisiken
- COVID-19: Die größte kurzfristige Marktbedrohung
wird von den neuesten Daten über Sterblichkeitsraten und
Krankenhausaufenthalte abhängen, und nicht minder von möglichen
Beschränkungen, die diese auslösen könnten. Die Nachrichten aus Europa
sind kaum ermutigend. Umgekehrt könnte jeder überraschende
Impfstofffortschritt den Investoren helfen, auf eine bessere Erholung im
nächsten Jahr zu hoffen.
- Beschäftigungslage: Neue Zahlen zur
Beschäftigung werden ein wichtiger Datenpunkt für die wahrscheinliche
Entwicklung im nächsten Jahr sein. Die globalen Aussichten hängen
entscheidend davon ab, wie schnell sich der US-Arbeitsmarkt erholt.
- Unternehmensgewinne: Die Zahlen in dieser
Saison waren stark und spiegeln die enorme Erholung des BIP in China,
Europa und den Vereinigten Staaten wider. Die Märkte werden jedoch sehr
sensibel auf die Aussichten für das nächste Jahr reagieren. Hören Sie
sich diese Woche genau an, was PayPal, GM und Loews zu sagen haben!
- Die Fed: Viele Beobachter gehen davon aus, dass
über den Ankauf weiterer Vermögenswerte nachgedacht wird. Wenn dem so
ist, scheint dies eines der Signale zu sein, die in beide Richtungen
gehen könnten: Die Märkte werden entweder eine neue Unterstützung
begrüßen oder ausflippen, dass die Fed besorgt ist.
- WTO: Die Entscheidung der Trump-Administration,
den vermeintlichen Favoriten für den Job des WTO-Generaldirektors, den
ehemaligen nigerianischen Finanzminister Ngozi Okonjo-Iweala, zu
blockieren, unterstreicht die anhaltenden Handelsspannungen –
insbesondere die Differenzen zwischen Washington, Tokio, Peking und
Brüssel. Viele dieser Differenzen sind tief verwurzelt und lassen sich
nicht mit ein paar freundlichen Worten aus der Welt schaffen. Die
Handelsagenda Chinas könnte noch schwieriger werden, da sich politische
und diplomatische Fragen aufdrängen.
- Brexit: Ein spätes Scheitern der Gespräche über
ein Handelsabkommen würde vor allem britischen Firmen schaden, die den
Zugang zu den kontinentalen Märkten verlieren würden. Obendrein hassen
die Anleihenmärkte Überraschung.
- Eskalierende Krisen: Politische Krisenherde
folgen selten einem festen Zeitplan. Verlieren Sie nicht die
eskalierenden Spannungen zwischen der Türkei und ihren europäischen
Nachbarn aus den Augen. Ein weiterer Unruheherd ist der langjährige
Grenzstreit zwischen Peking und Neu-Delhi, der sich vom Himalaja bis zum
Südchinesischen Meer erstreckt.
Der Lärm der US-Wahl übertönt Vieles
All dies sind Nebengeräusche, die im Lärm um die Abstimmung in Amerika leicht untergehen könnten (Profi-Tipp: Beobachten Sie die Auszählung aus Floridas Pinellas County, die neun der letzten 10 Präsidentschaftswahlen korrekt vorhergesagt hat). Zwar herrscht in unserem Land, in dem die politischen Emotionen so hoch sind, weitgehend Einigkeit darüber, welche makroökonomische Politik im nächsten Jahr verfolgt werden soll. Jedoch sind die Nebengeräusche an den Märkten noch nicht vollständig eingepreist.
Christopher Smart, PhD CFA, ist Chief Global Strategist & Head of the
Barings Investment Institute. Er war Senior Fellow am Carnegie Endowment for International Peace und am Mossavar-Rahmani Center for Business and Government der Harvard Kennedy School; von 2013 bis 2015 war er als Sonderassistent des Präsidenten beim Nationalen Wirtschaftsrat und beim Nationalen Sicherheitsrat tätig, wo er als Hauptberater für Handel, Investitionen und eine breite Palette von globalen Wirtschaftsfragen fungierte. Christopher Smart war zudem vier Jahre als stellvertretender Assistent des Finanzministeriums tätig. In dieser Funktion leitete er die Reaktion auf die europäische Finanzkrise und konzipierte das Engagement der USA in der Finanzpolitik in Europa, Russland und Zentralasien.