Deutsche Konjunktur: Belebung ohne Schwung?

Dr. Klaus Bauknecht, IKB Deutsche Industriebank AG
Dr. Klaus Bauknecht / Bild: IKB Deutsche Industriebank AG
Fazit: Das ifo Geschäftsklima hat sich im März aufgehellt. Eine konjunkturelle Belebung im Verlauf des Jahres ist möglich, aber strukturelle Hemmnisse in Deutschland werden das Wachstum beeinträchtigen. Außerdem belastet die stockende Globalisierung die deutsche Wirtschaft. Eine weitere Blockbildung mit weiteren weltwirtschaftlichen Rückschritten würde das deutsche Exportmodell zusätzlich beeinträchtigen.

Die IKB erwartet 2024 für Deutschland trotz einer Belebung in der zweiten Jahreshälfte ein leichtes BIP-Minus von -0,2 Prozent.
Das ifo Geschäftsklima hat sich im März erfreulicherweise aufgehellt. Der Index stieg um 2,1 Zähler auf 87,8 Punkte. Dabei beurteilten die Unternehmen ihre Lage besser (+1,2 Punkte), und vor allem die Geschäftserwartungen haben sich deutlich mit einem Plus von 3,1 Zählern aufgehellt. Historisch bleiben die Indizes natürlich auf einem niedrigen Niveau.
Aber die Konjunkturperspektiven verbessern sich, eine zyklische, konjunkturelle Belebung in der zweiten Hälfte bleibt möglich. So deuten globale Stimmungsindikatoren und andere Frühindikatoren wie der weltweite Containerumschlag auf eine anziehende Weltkonjunktur hin. Auch die jüngsten Daten aus China stimmen optimistisch. Die Belebung sollte sich verzögert in Europa bzw. Deutschland bemerkbar machen, es besteht also die Möglichkeit, dass sich die deutsche Wirtschaft im Verlauf des Jahres konjunkturell belebt. Hinzu kommen Impulse aus dem Inland aufgrund steigender Reallöhne und der zu erwartenden Zinssenkung der EZB im Sommer. Strukturelle Hemmnisse werden allerdings einen kräftigen Aufschwung verhindern; der mittelfristige Wachstumspfad wird flach verlaufen – wenn es zu keinen nachhaltigen Strukturreformen kommt.
Zu unbefriedigend ist seit 2019 die gesamtwirtschaftliche Entwicklung – vor allem im Verarbeitenden Gewerbe –, zu schwach sind seit Langem die privaten und öffentlichen Investitionen, und zu gering ist das Interesse ausländischer Investoren am Standort Deutschland. Der Transformation zur Klimaneutralität fehlt die instrumentelle und politische Stringenz, um den nötigen Investitionen verlässliche Bedingungen zu bieten.

Stillstand und Rückschritt in der Globalisierung belasten zudem besonders Deutschland als Exportland. Die grenzüberschreitende Arbeitsteilung vertieft sich nicht weiter, zuletzt war eher das Gegenteil zu beobachten. Das deutsche Geschäftsmodell – industriebasiert, dienstleistungsergänzt und global vernetzt – kann seine Vorzüge nicht mehr ausspielen.

Es droht weiteres Ungemach

Und es droht weiteres Ungemach: So wird eine möglich Wiederwahl Trumps häufig mit großer Sorge betrachtet. Denn Trump hat schon im letzten Herbst angekündigt, auf Importe aus China einen Zoll von 60 Prozent und für alle anderen Länder einen Mindestzoll von 10 Prozent zu erheben. Das würde viele deutsche Firmen, die in die USA exportieren, treffen und Ausfuhren in die USA stark belasten. Laut Schätzungen des IW-Instituts hätte dies für Deutschland kumulierte BIP-Verluste von 120 bis 150 Mrd. Euro bis 2028 zur Folge. Dies entspricht einem Rückgang des BIP um etwa 1 bis 1,4 Prozent jährlich gegenüber dem Basisszenario. Berücksichtigt sind dabei Vergeltungsmaßnahmen aus China, aber nicht aus der EU. Eine mögliche Ausweitung des Konflikts zum Handelskrieg oder eine Zollspirale würde die ökonomischen Effekte sicherlich noch verschlimmern.

Trump als US-Präsident würde sich sicherlich stark auf China als Gegner fokussieren. Im Gegensatz zur Biden-Administration dürfte seine Politik zudem sprunghafter, weniger ausrechenbar, weniger auf Dialog ausgerichtet und mit mehr Unsicherheit behaftet sein. Keine gute Basis für eine Belebung der Weltwirtschaft. Aber auch unter Biden haben die Spannungen mit China im Zuge des Taiwan-Konflikts zugenommen, indem er etwa die globalen Lieferungen von Halbleitermaschinen in die Volksrepublik unterband. Auch sind protektionistische Maßnahmen unter Biden nicht ungewöhnlich. Seine großen Konjunkturprogramme sind mit Handelshemmnissen verknüpft, allen voran mit Quoten für lokale Wertschöpfung („local content“).

Sowohl mit Trump als auch mit Biden ist eine Verschärfung der Blockbildung in der Welt nicht auszuschließen, und deutsche Exporteure müssen sich möglicherweise entscheiden, mit wem sie Geschäfte machen – mit den USA oder mit China. Der Druck zur Diversifizierung der Absatz- und Beschaffungsmärkte dürfte also steigen.
Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank und schreibt dort auch im eigenen IKB-Blog. Zudem lehrt der promovierte Volkswirtschaftler an der Nelson Mandela University in Südafrika. Zuvor arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen.
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