Anzeichen weltweiter wirtschaftlicher Erholung überwiegt

Tobias Friedrich, Santander Asset Management
Tobias Friedrich /Bild: Santander Asset Management
  • USA: Stabileres Wachstum als erwartet – der private und der öffentliche Konsum sind weiterhin die Haupttreiber
  • Eurozone: Technische Rezession vermieden, Konjunkturerholung möglich
  • China: PBoC der Retter in der Not?
In den USA haben die Februar-Einkaufsmanagerindizes einen guten Ton beibehalten und deuten darauf hin, dass die Wirtschaft widerstandsfähig bleibt und die Wachstumsrate weiterhin deutlich über der Eurozone liegen dürfte. Zwar hat sich der Dienstleistungssektor im Februar leicht abgeschwächt, dennoch liegt er mit 52,6 Saldenpunkten noch immer klar in der Wachstumszone oberhalb der 50-Punkte-Marke. Die Aktivität in der US-Industrie hat sich unterdessen im Februar unerwartet weniger stark entwickelt und hat mit 47,8 Saldenpunkten klar enttäuscht. Meldeten die Unternehmen im Januar noch einen Produktionsanstieg, der auf eine Verbesserung der Lieferketten zurückzuführen ist, hat sich die Bodenbildung im Industriesektor zumindest zeitlich etwas verschoben und es zeigt sich einmal mehr, dass die straffe Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve die wirtschaftliche Aktivität dämpft. Zur Erinnerung: Im zurückliegenden Monat stieg die Produktion in den Fabriken zum ersten Mal seit drei Monaten und zugleich mit dem schnellsten Tempo seit April 2023. Dennoch läuft der Konjunkturmotor rund. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Oktober bis Dezember aufs Jahr hochgerechnet um 3,3 Prozent, nach einem kräftigen Zuwachs von 4,9 Prozent im Sommer.

Europa – Licht am Horizont?

In Europa bestätigte zwar die Europäische Statistikbehörde, dass die Eurozonenwirtschaft im vierten Quartal 2023 stagnierte, dennoch nähren manch veröffentlichte Datenpunkte wie beispielsweise der Einkaufsmanagerindex leise Hoffnungen, dass die Konjunkturdelle bald überwunden sein könnte. Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone war im Februar immerhin so gut wie seit acht Monaten nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex notiert mit 48,9 Zählern zwar weiterhin unter der Schwelle von 50 Punkten, aber die Tendenz stimmt. Dennoch hält die Schwäche der verarbeitenden Industrie, insbesondere in Deutschland, weiter an. Im Dienstleistungssektor verbesserten sich hingegen die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf ein Zehn-Monats-Hoch.

Wirtschaftsleistung Deutschlands schrumpft…

Deutschlands Wirtschaft schrumpfte im letzten Quartal 2023 nach zwei aufeinanderfolgenden Perioden der Stagnation um 0,3 Prozent (ggü. Vorquartal). Europas größte Volkswirtschaft hatte mit den Auswirkungen steigender Preise, erhöhter Kreditkosten und einer schwachen Auslandsnachfrage zu kämpfen, die insbesondere das verarbeitende Gewerbe und die Bauwirtschaft betraf.

…aber die Hoffnung wächst

Darüber hinaus schmälerten die Vorratsveränderungen das Wachstum um 0,1 Prozentpunkte. Unterdessen stieg der private Konsum um 0,2 Prozent sowie die öffentlichen Ausgaben um 0,3 Prozent. Und so gibt es auch in Deutschland zaghafte Anzeichen einer leichten Stimmungsaufhellung.
Nachdem der ifo-Index im Januar noch ein neues zyklisches Tief erreicht hatte, ist der Geschäftsklimaindikator im Februar leicht auf 85,5 gestiegen. Erfreulich ist zudem der Anstieg der Geschäftserwartungen, mit dem das Szenario einer allmählichen konjunkturellen Bodenbildung erhalten bleibt.

China: PBoC stützt die Konjunktur

Die People’s Bank of China (PBoC) senkte ihren Referenzzinssatz für Hypotheken – den Leitzins für fünfjährige Kredite – um 0,25 Prozentpunkte auf 3,95 Prozent. Erwartet worden war eine Senkung um nur 0,15 Prozentpunkte. Ziel der Maßnahme ist es, die Kreditnachfrage anzukurbeln, um den Immobilienmarkt zu stützen. Dieser macht in China allein etwa ein Viertel der Wirtschaftsleistung aus und befindet sich seit geraumer Zeit im Abschwung. Bereits Anfang des Monats hatte die Zentralbank eine Billion Yuan, etwa 129 Milliarden Euro, an Liquidität in das Bankensystem gegeben, indem sie den Mindestreservesatz für Geschäftsbanken um 0,5 Prozentpunkte senkte.
Tobias Friedrich ist Senior Manager Products & Markets bei Santander Asset Management.