Geldregen von der Weltspitze

Ulrich Kirstein mit der Presseschau
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Nun sind es nicht mehr Schnee und Eis, sondern die Gewerkschaft, die Bahnfahrende zum Daheimbleiben inspiriert. Vielleicht wird Stillstand das Unwort des Jahres 2024, es passt jedenfalls perfekt. Stillstand gibt es auch bei der EZB, denn sie behält den Status quo bei und lässt den Zeitpunkt der Zinswende offen, wie die Börsen-Zeitung notiert. Die „Stimmung der Wirtschaft verschlechtert sich weiter“, schreibt Die Zeit. „Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest“, konkretisiert die WirtschaftsWoche und einen Grund dafür nennt schließlich Die Welt: „ifo senkt Wachstumsprognose wegen Sparkurs der Regierung“. Den Konsumenten geht es jedoch auch nicht besser: „Verbraucher starten miesepetrig ins neue Jahr“, macht die Börsen-Zeitung am GfK Konsumklima fest. Spontan empfehlen wir das Axel Hacke: Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten. Auch wenn gerade in den USA die Kurse noch immer nach oben gehen, sehen die Fuchsbriefe die „Börse vor dem Wintersturm“ – dabei können wir den Frühling doch kaum erwarten…

Ausschüttung

Einen wahren Geldregen beschert uns Börse Online diese Woche: Das Geld kommt von den „besten Dividenden-Aktien 2024“. Weil: „Hohe Kursgewinne & sichere Ausschüttung“ winken. Mit einem Henkelpott à la Champions League macht Focus Money auf: „Diese 25 Aktien sind Weltspitze!“, heißt es dazu, bieten sie doch „neue Chancen für Ihr Geld“. Da der Standort Deutschland derzeit landauf landab schlecht geredet wird, wollten wir wissen, wie viele Aktien aus unserem Lande unter den Champions sind. Wir verraten vorab die gewählten Branchen: Tech, Luxus, Rohstoffe, Automobile, Food & Beverage und Gesundheit. Und ja, es sind ganze zwei Gesellschaften, ein Autokonzern und ein Gesundheitsunternehmen! Näheres wird wie immer nicht verraten. Eine US-Flagge als Leiterplatte präsentiert uns Der Aktionär und verspricht „100 % mit US-Tech“. Wobei nicht nur die „glorreichen Sieben“ gemeint sind.

Kraut

Nicht nur als Freund von Alliterationen erfreut uns eine Überschrift aus der Börsen-Zeitung: „Kraut und Kröten“ steht da und es fällt uns schwer, hier eine Verbindung zum Kapitalmarkt zu knüpfen, obwohl oder gerade weil es ein „Kommentar zur finanziellen Bildung“ sein soll. Von „Zankapfel“ ist auch noch die Rede, jetzt fehlen nur noch die Rüben, dann würde aus der Alliteration ein Hendiadyoin werden für alle Freunde rhetorischer Figuren. Die Rüben kommen tatsächlich später im Text noch vor, keine Sorge. Der Kommentar bezieht sich auf eine Umfrage von Union Investment, welche Kenntnisse und Fähigkeiten an der Schule (auch?) gelehrt werden sollten (neben den rhetorischen Figuren). Die Forderungen reichen von Gesundheit bis zu handwerklichen Fähigkeiten. Auch wir würden uns freuen, wenn die Kids die nächsten Reparaturen im Haushalt übernehmen könnten, Gastherme und Starkstrom vielleicht ausgenommen. Seltsam aber, dass laut einer OECD-Studie die finanzielle Bildung in Deutschland gar nicht so schlecht sei. Wie bei vielen anderen Dingen auch, suchen sich die Menschen aber ihre Informationen nicht beim Lehrer, sondern im Internet. Laut OECD offensichtlich mit Erfolg.

Pyramide

Würden Sie lieber mit einem Unternehmen zusammenarbeiten, dessen Geschäftsführer erfahren und weise ist, oder mit einem, dessen Führungskräfte jung und dynamisch sind? Sie haben die Wahl, denn die Ratingagentur Moody’s hat die Finanzdaten von 472 Mio. Unternehmen analysiert und dabei Erstaunliches zu Tage befördert: In 2.200 Unternehmen gibt es Geschäftsführer, die älter als 123 Jahre sind, dagegen sind Trump und Biden geradezu Jungspunde. Der älteste Manager eines belgischen Unternehmens hat noch die Zeit erlebt, als Richilde, die Gräfin von Hennegau, und Robert der Friese um die Vorherrschaft in Belgien kämpften, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Sie schreibt leider nicht, wann das war und unser historisches Gedächtnis reicht nicht so weit zurück. Richilde starb laut Wikipedia im März 1087! Aber es gibt noch die Jugendfraktion: Fast 10.000 Manager sind noch keine zehn Jahre! Da klage einer noch über mangelnde Finanzbildung, haben sie doch schon zu Grundschulzeiten offensichtlich florierende Unternehmen gegründet. Mehr als 22.000 Unternehmen geben als Standort die Pyramiden von Gizeh an: „Wenn Methusalem die Pyramiden managt“, lautet so die Headline der FAZ. Die vielen Briefkästen sind uns beim letzten Besuch vor Ort gar nicht aufgefallen.