Eine chaotische Woche in Großbritannien

Mark Dowding, RBC BlueBay Asset Management
Mark Dowding / Bild: RBC BlueBay Asset Management
Die Renditen von Staatsanleihen bewegten sich in der vergangenen Woche seitwärts. Nach den Juni-Sitzungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank waren die Marktschwankungen geringer. Insgesamt ist das makroökonomische Umfeld aber nach wie vor schwierig. In einem fortgeschrittenen Konjunkturzyklus scheint nach wie vor Geduld geboten.
 
Wir sind der Meinung, dass schwächere Konjunktur- und Inflationsdaten zu einer Pause auf der Fed-Sitzung im Juli führen könnten. Sollte dies der Fall sein, werden die US-Währungshüter die Zinsen danach wahrscheinlich nicht wieder anheben – außer im Falle negativer Inflationsüberraschungen. In diesem Zusammenhang ist es plausibel, dass wir nun den Höhepunkt des US-Zinszyklus erreicht haben.

Höchststand der Leitzinsen deutet sich an

In der Eurozone schwächt sich die Konjunktur ebenfalls ab. Wir sind daher der Meinung, dass wir uns auch hier dem Höhepunkt des Zinszyklus nähern. Für den Juli rechnen wir mit einer Anhebung des Einlagezinses auf 3,75 Prozent. Das könnte aber der letzte Schritt sein.
 
Ein geringerer Preisdruck im Laufe des Sommers und gut verankerte Inflationserwartungen dürften dazu führen, dass sich die Renditen auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren. Angesichts des sich abzeichnenden Höchststands der Leitzinsen wird sich die Aufmerksamkeit auf die Verringerung der aufgeblähten EZB-Bilanz richten. Es besteht die Möglichkeit, dass die Re-Investitionen in das Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme) vor Ende 2024 eingestellt werden. Der aktive Verkauf von Wertpapieren hingegen ist vorerst unwahrscheinlich.

Ernsthafte Straffung in Großbritannien

Eine weitere chaotische Woche erlebte das Vereinigte Königreich. Die Bank of England (BoE) überraschte mit einer Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte auf 5 Prozent. Aufgrund einer zu Beginn vergangener Woche gemeldeten Kerninflation von erschreckenden rund 7 Prozent preisten die Marktteilnehmer schnell die Möglichkeit ein, dass die BoE weitere größere Schritte gehen und den Leitzins bis zum Jahresende möglicherweise auf über 6 Prozent anheben muss.
 
Wir sind der Meinung, dass der Markt die bevorstehende geldpolitische Straffung nun überbewertet. Zwar hat die Wirtschaftstätigkeit im Vereinigten Königreich in den vergangenen Monaten positiv überrascht. Wie sehen aber eine zunehmende Anfälligkeit, da die Geldpolitik weiterhin ernsthaft gestrafft wird.

Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten bleiben die wichtigsten Indikatoren

Es ist zu beobachten, dass die Bewegung auf dem Hypothekenmarkt erst jetzt, volle 18 Monate nach Beginn der Zinserhöhungen durch die BoE, auf breiterer Basis spürbar wird. Dies dürfte die Notenbanker im Hinblick auf eine weitere Straffung der Geldpolitik auf Trab halten – mit dem wachsenden Risiko, dass der britische Immobilienmarkt und damit auch die Wirtschaft zusammenbrechen.
 
Die Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten stehen nun im Mittelpunkt der geldpolitischen Entscheidungen. Es liegt der Verdacht nahe, dass wir in eine Phase erhöhter Unsicherheit in Bezug auf die britische Wirtschaft eintreten – mit hoher Inflation und mittelmäßigem Wachstum, was unserer Meinung nach ein unangenehmer Cocktail für das Pfund ist.
Mark Dowding ist Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
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