Was bedeutet der Nationale Volkskongress für Chinas Zinsen und Währung

Ian Chong, Nikko Asset Management
Ian Chong / Bild: Nikko Asset Management
Wir geben unsere Einschätzung über die Impulse, die vom Nationalen Volkskongress aus auf Chinas Zinspolitik und Währung wirken:
Das offizielle BIP-Wachstumsziel von „rund 5 Prozent“ ist niedriger als viele externe Prognosen. Von den Staatsausgaben kommen weniger Impulse als erwartet und als im Vorjahr verzeichnet. Die konservativen Ziele lassen Raum für überdurchschnittliche Leistungen. An ihnen lässt sich die Vorsicht vor unerwarteten Ereignissen ebenso ablesen wie das Bemühen, die Wirtschaft nicht zu überstimulieren. Nichtsdestotrotz verfügt China über eine Vielzahl von fiskalischen Instrumenten, auf die es bei Bedarf zurückgreifen kann, z.B. die verstärkte Rückführung von Gewinnen staatseigener Unternehmen oder die gezielte Kreditvergabe durch staatliche Banken.
 
Die geldpolitischen Leitlinien blieben weitgehend unverändert. Der Inflationsdruck sollte gering bleiben und der Zentralbank Spielraum geben, um bei Bedarf Unterstützung zu leisten. Ähnlich wie in den vergangenen Jahren waren die Empfehlungen des Arbeitsberichts sehr allgemein gehalten und breit gefächert. Einzelheiten dürften erst nach der Amtseinführung der neuen Regierung bekannt werden.

Chinas Zinsen in engem Korridor

Das vorsichtigere Wachstumsziel ist eine Erinnerung daran, dass Chinas Aufschwung weder V-förmig verlaufen noch mit hoher Inflation einhergehen wird. Die Zentralbank wäre daher in der Lage, ihren akkommodierenden Kurs beizubehalten. In diesem Umfeld dürften sich die Zinsen in einem engeren Band bewegen als es bei den globalen Renditen im vergangenen Jahr der Fall war.

Chinas Währung mit positivem Ausblick

Der Konjunkturaufschwung nach der Null-COVID-Politik wird in der nächsten Zeit unterstützt von einer Erholung bei den Immobilienverkäufen. Das macht das Land für ausländische Investoren (die insgesamt ihr Geld aus China abgezogen haben) attraktiv, vor allem, wenn es im Rest der Welt in diesem Jahr zu einer Verlangsamung kommt. Für den Renminbi ist das positiv. Auf längere Sicht werden wir das Tempo der Erholung weiter beobachten und das Wiederaufleben des chinesischen Tourismus ins Ausland im Auge behalten, der den Investitionszuflüssen entgegenwirken könnte.

Weitere Schwerpunkte des Arbeitsberichts betrafen:

  1. Konsum ankurbeln!
    Die „Wiederbelebung und Ausweitung des Konsums“ hat Vorrang. Der Aufschwung des Dienstleistungskonsums soll gefördert werden, die Einkommen der Stadt- und Landbewohner steigen. Mehr Arbeitsplätze sollen entstehen, um den Konsum und den Dienstleistungssektor zu unterstützen.
  2. Vorbeugen gegen finanzielle Risiken
    Insbesondere im Wohnungsbau und bei den Kommunen sollen Risiken gemindert werden. Die Bilanzen führender Bauträger sollen verbessert und eine „ungeordnete Expansion“ verhindert werden. Bei den lokalen Gebietskörperschaften soll die Haushaltsdisziplin aufrechterhalten, die Anhäufung neuer Schulden verhindert und Lösungen zum Abbau bestehender Schulden gefunden werden. Auf die Zentralregierung entfällt ein größerer Teil der Finanzierungslast; die Finanzierungsinstrumente der Kommunen werden sich auf Methoden wie eine weitere Runde von Schuldentausch und/oder Umstrukturierung stützen. Kein einfaches Unterfangen, angesichts der Notwendigkeit, Wachstum zu schaffen. Ermutigend ist aber, dass die Regierung die Probleme ernst nimmt.
  3. Her mit privatem Kapital und Direktinvestitionen aus dem Ausland!
    Unterstützende Maßnahmen für private Unternehmen werden gefördert, Eintrittsbarrieren abgebaut. Diese entsprechen der Forderung nach einer politischen Gleichbehandlung von privaten und staatlichen Unternehmen. Die Behörden dürften die Förderung ausländischer Unternehmensprojekte in China sowie die Modernisierung der Industrie unterstützen.
Ian Chong, Senior Portfolio Manager bei Nikko Asset Management