Ein Kompass fürs Vermögen

Ulrich Kirstein mit der Presseschau
Ulrich Kirstein /Bild: BBAG/Killius
Die Finanz- und Wirtschaftsthemen der Woche kamen vor allem aus Davos. Wobei sich dort eine eher pessimistische Grundhaltung breit machte, vielleicht der Höhenluft geschuldet? – „Das Rückzugsgefecht“ titelte das Handelsblatt zeitgemäß. Frau Lagarde sprach sich auf dem Weltwirtschaftsgipfel für weitere Zinserhöhungen aus, was den Märkten weniger gut gefiel. „Lagarde stemmt sich gegen Marktspekulationen“ und klärte gleich auf, was ihr durch den Kopf geht: „EZB-Chefin untermauert Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen“ präzisiert die Börsen-Zeitung. Anfang der Woche fielen, um nicht nur im Pessimismus zu wurzeln, die ZEW-Konjunkturerwartungen höher als erwartet aus, ob sie das Gespenst der Rezession vertreiben können, gewöhnlich ist das ja eine eher hartnäckige Natur?

Nord-Nord fürs Vermögen

Den Kompass für unseren Vermögensaufbau gibt uns diese Woche Focus Money vor, zumindest bildet das Finanzmagazin einen solchen auf dem Titel ab: Statt Norden oder Süden lesen wir Aktien, Gold, Zertifikate und ETFs. Die Headline lautet denn auch: „Die besten Börsenstrategien 2023.“ Mit der Unterzeile: „Reich werden mit System – 9 Prozent Rendite ohne Stress“. Börse Online kontert mit: „Wer jetzt kauft, macht alles richtig!“ und: „Die Inflation sinkt, die Börse steigt!“ Motto: „Auf ein schwaches folgt ein starkes Jahr“. Warum nicht? Bereits im Handel ist die Februarausgabe von Capital mit auf den Kopf gestellten Bankentürmen und dem feinsinnigen Titel: „Verkehrtes Geld“. Es geht um die steigenden Zinsen, wobei sich Chefredakteur Horst von Buttlar im Editorial vehement gegen den Begriff „Zinsangst“ stemmt. Also doch „verkehrte Welt“? Der Euro am Sonntag macht mit „Der große Dax-Check“ auf. „Das sind die neuen Aktien-Favoriten“.

Aktienmuffel

Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) hat seine jährlichen Zahlen der Aktionäre bekanntgegeben: „Zahl der Aktiensparer auf Höchststand“ freute sich die Börsen-Zeitung und überschreibt den Kommentar dazu „Der Aktienmuffel verabschiedet sich“. Von uns aus gerne, wir würden den Aktienmuffel jedenfalls nicht auf die Liste der schützenswerten Arten setzen und trauern nicht um ihn. Um mehr als 800.000 ist die Zahl der direkt investierten Aktionäre im alles andere als entspannten Jahr 2022 laut DAI gestiegen auf jetzt 12,9 Millionen. Das DAI spricht sogar von einem „Jugend-Boom“, denn allein 600.000 sind unter 30 Jahren. Nicht ganz unschuldig daran seien Finfluencer, die Finanzthemen einfach und auf Augenhöhe erklärten. Besten Dank dafür!

Sta(a)(t)tliche Vorsorge

Dass der Staat der bessere Unternehmer ist, stellt er immer wieder gerne unter Beweis. Das Ergebnis: Wegen seines Wirtschaftens braucht er immer mehr Geld und nimmt es von jenen, die es besser können. Jüngstes Beispiel: „Millionen von Corona-Masken verbrannt“, stand in Die Welt zu lesen. In nur vier Bundesländern wurden über 17 Millionen abgelaufene Corona-Masken nicht verbrannt, sondern „thermisch verwertet“, wie es heißt. Zumindest bei der Benennung sind die Ministerialen nicht auf den Kopf gefallen. Die Länder, die auf riesigen Beständen sitzen, würden sich gerne von noch mehr Masken trennen, aber die meisten hat der Bund bestellt und müsste dem zustimmen, kann sich dazu aber nicht durchringen. Heißt im Klartext, dass Lagerhaltungskosten für nicht mehr verwendbare Masken gezahlt werden müssen. Wir wundern uns. Zum einen scheint uns der Brennwert mit Bezug auf die Einkaufspreise eher mäßig zu sein und zum zweiten fragen wir uns, warum die Masken nicht beispielsweise an Schulen und Krankenhäuser zum Gebrauch verteilt worden sind – vor Ablauf der Haltbarkeit?

Après Ski

Schneestreifen in grüner Landschaft, auf dem verlassene Pistenraupen gelangweilt herumstehen und Skifahrer lustlos hinunterschlängeln ist zum Bild der diesjährigen Skisaison geworden, zumindest für all jene, die nicht all zu hoch hinauswollten. Ab 2050 soll unterhalb von 1.800 bis 2.000 Meter Skifahren überhaupt ins Reich der Legenden rutschen. „Zerrieben von Klimawandel und Energiekrise“ beschreibt das Handelsblatt die Situation des doch immerhin milliardenschweren Tourismuszweiges. Doch nicht überall gab es grüne Weihnachten: „Die Türkei entwickelt sich zunehmend zur schneesicheren Alternative für Skitouristen“, so das Handelsblatt. Wir müssen uns das Bild von der Türkei mit Mittelmeerstränden im Sonnenlicht wohl aus dem Kopf schlagen – werden dort deutsche Touristen künftig statt Strandliegen Sessellifte mit Handtüchern besetzen?.