Das Vermögen retten

Ulrich Kirstein mit der Presseschau
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Die Fed hat es wieder getan und den Zins um weitere 75 Basispunkte erhöht – allerdings hatten das alle Marktteilnehmer so oder ähnlich erwartet, weshalb es sich in den Kursen nicht weiter niederschlug. Was es sonst noch gab? „Konsumklima so mies wie nie“ (Börsen-Zeitung), nun, die Preise vermasseln uns die Freude am Geldausgeben. Putin und sein Gas beherrschten weiterhin die Schlagzeilen, das Handelsblatt lieferte die wohl treffendste Headline dazu: „Zitterpartie im Winter“! „Preissignal für Warmduscher“ bereitet uns die Börsen-Zeitung auf das große Zittern vor. Dass es beim Ringtausch heute nicht um Eheversprechen geht, sondern um schwere Waffen, haben wir inzwischen gelernt. Allerdings ist es doch irgendwie wie bei der Hochzeit: Man braucht die Ringe, um sie tauschen zu können! „Verteidigungsministerin Lambrecht wirbt für den Ringtausch“ (Süddeutsche Zeitung). Jetzt ist es offiziell, die deutsche Nationalmannschaft heißt nicht mehr „Die Mannschaft“ (Die Welt). Sondern? „Die Frauschaft“ wäre momentan wohl sinnvoller angesichts ihrer Erfolge bei der EM in England.

Tanzendes Sparschwein

Was spiegelt sich an aktuellen Geschehnissen in den Titelblättern der Finanzmagazine wider? Zinsen, Inflation, Gasflaute, Putin? Focus Money zeigt ein demoliertes rosa Sparschwein mit der Headline: „Wie gefährdet der schwache Euro unseren Wohlstand?“ Verwenden Vegetarier und Veganer eigentlich noch Sparschweine? Jedenfalls gibt es im Heft „die große Analyse“, wohl mit dem Ergebnis: „So retten Sie Ihr Vermögen!“ „Die besten Empfehlungen der besten Experten der Welt“ lautet der Aufmacher bei Börse Online, wahrlich, Tiefstapeln sieht anders aus. „Geheime Insider-Tipps“ werden angepriesen – abgesehen davon, dass gedruckte Tipps in der Regel weniger geheim sind, wären sie an der Börse strafbar. Vom Widerspruch lebt das ETF EXTRA Magazin: „Börsen-Crash? – Hurra!“ steht da und die Grafik eines tanzenden Paares – wir tippen schon wegen des Kleidungsstils auf eher Südliches, vielleicht Bossa Nova, Salsa oder doch Tango? Jedenfalls, ob tanzend oder nicht, finden Sie im Heft: „Wie Sie die Krise perfekt meistern“!

Moskau

„Liebesgrüße aus Moskau“ gilt als einer der besten James-Bond-Filme, zumindest mit Sean Connery. Heute böte sich dieser Titel eher weniger an. Dafür scheint Moskau zum beliebten Urlaubsort zu werden, wenn man einigen Schlagzeilen glauben schenken mag, halten sich Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek dort auf. Letzterer nennt sich jetzt German (!) Bazhenov laut Süddeutscher Zeitung und trägt langen Bart – wir dachten immer, er ist Österreicher, aber vielleicht wäre Austria Bazhenov doch zu auffällig? Vielleicht wären Reisen nach Moskau eine Idee für den Winter? Statt frieren in Deutschland am wohligen Ofen in Russland sitzen? Heißt es nicht schon im Lied von Dschingis Khan: „Moskau, Moskau, doch wer dich wirklich kennt, der weiß, wenn Feuer brennt, in dir so heiß“? Abgesehen von der eher schrägen Grammatik kennen wir Moskau dazu nicht gut genug. Allerdings präzisierte des Ex-Kanzlers Frau Soyeon Schröder nun: „Er ist nicht im Urlaub, sondern führt Gespräche über Energiepolitik in Moskau“, so Die Welt. Wir fragen uns zum einen, ob Pensionäre überhaupt Urlaub haben und wenn, wie viele Wochen im Jahr, und zweitens wüssten wir gerne näheres über Art und Inhalt dieser Gespräche. Wobei uns dazu eine weitere Zeile aus dem obigen Lied einfällt: „Oh, oh, oh, oh/ Oh, oh, oh, oh“!

Arktis

Es wird ernst. Im Finanzen-Teil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erhalten wir nun „1000 Möglichkeiten, wie sich Strom sparen lässt“! Sollten wir nicht Gas sparen und deshalb kalt duschen? Das spart auch Wasser, wie wir im Selbstversuch – das warme Wasser war abgestellt – erfahren konnten. Nun also auch noch Strom. Den neuen Stromer sollten wir wohl in der Garage lassen, weshalb unser Wirtschaftsminister vorrausschauend die Kaufprämie senkte (Handelsblatt). Zurück zur FAZ. Man solle, so Autor Martin Hock, eine „Wohnungsbegehung machen und sich überlegen, welche Geräte wo nutzlos in Betrieb sind“. Also in unseren Kinderzimmern fielen uns da einige Geräte ein, die wir für nutzlos halten und gerne ausschalten würden, aber wir fühlen uns dem Aufstand nicht gewachsen. Immerhin, die Kids verzichten freiwillig auf den Staubsauger. Auch interessant, man solle auf die Größe der Geräte achten: „Die wenigsten Paare brauchen einen begehbaren Kühlschrank“! Immerhin könnte ihnen ein solcher die teure Reise in die Arktis ersparen und dafür können sie „Der Spion, der aus der Kälte kam“ schauen - aber auf dem von Herrn Hock empfohlenen kleineren Bildschirm.

Fossil

Gold, Oldtimer, Wein, Whisky, tokenisierte Affenporträts – die Assetklassen, um Kursverfall und Inflation zu umgehen, sind vielfältig und schier unerschöpflich. Eine weitere Möglichkeit bot jetzt eine Versteigerung in New York an, Voraussetzung ist allerdings ein wenig Platz, eine Zweiraumwohnung wäre wohl kaum angemessen: Das Skelett eines Gorgosaurus sollte 8 Millionen US-Dollar erzielen, so Die Welt. Das Skelett eines Tyrannosaurus mit dem Namen „Stan“ hatte es 2020 auf immerhin 32 Millionen US-Dollar gebracht. Was Sammler wohl damit machen? Vielleicht als Kleiderständer nutzen oder als schicke Bar im Brustkorb montiert, den Öffner im Maul? Oder im Garten aufstellen, um Nachbarshund zu schrecken? Wir wissen es nicht. Was wir wissen, letzten Endes ging das Skelett für „nur“ 6,1 Millionen Euro über den Auktionstisch von Sotheby‘s – ein Schnäppchen (Der Spiegel).