Kommt Zeit, kommt Reichtum

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein /Bild: BBAG/Killius
Den allseits erwarteten „Boden“ haben die Kurse auch diese Woche wohl noch nicht gefunden, vielmehr dürfte es einige Investoren beim Blick in ihr Depot wahrscheinlich auf den Hosenboden gesetzt haben, vor allem, wenn sie auf Stablecoins wie Terra geschworen hatten. Oder sie schauten in den Mond, ganz wie belieben. Die 14.000er Schwelle im DAX wurde jedenfalls einmal mehr unterschritten: „Aktien landen erneut im Minus“ hieß es dazu in der Börsen-Zeitung, zum Wochenende trat dann etwas Beruhigung ein: „Aktienmärkte stabilisieren sich“ so das Blatt einen Tag später. „Die Angst ist zurück“ heißt es dagegen im Handelsblatt zum Thema Finanzen. Anlass genug, um eine Serie „So retten Sie Ihr Geld“ mit ins Heft und für uns mit ins Wochenende zu nehmen.

Reich in Schritten

Focus Money will uns alle zu Millionären machen, aber ob wir dann noch Finanzmagazine lesen und die Redakteure überhaupt noch in welchen schreiben, statt sich in die Sonne zu legen, steht dann in einem anderen Blatt! Jedenfalls hat die Redaktion „Die Billionen-Formel“ entdeckt, die uns den „Weg zur finanziellen Freiheit“ weist mit sage und schreibe nur „6 Euro am Tag“ Einsatz sollen wir Millionär werden. Die Frage ist, wie lange es dauert? Soviel sei verraten: Lange! Mit wesentlich weniger Kapital bei den Leserinnen und Lesern rechnet Börse online: „Wenn Sie mehr als 30.000 Euro Vermögen haben…sollten Sie das lesen“, heißt es da. Tun wir, denn es werden schließlich nicht weniger als „Wirklich geniale Anlagen gegen den Geldschwund“ empfohlen. Reichtum ist ja bekanntlich Definitionssache, die Juni-Ausgabe des Euro. Das Magazin für Wirtschaft und Geld jedenfalls dimmt unsere Gier etwas hinunter: „Ich muss gar nicht reich werden. Ich will nur, dass mein Geld Rendite bringt“ heißt es da. Nun, je mehr Geld, desto mehr nutzt die Rendite, könnten wir einwenden, denn immerhin werden uns „pro Jahr bis zu 16 Prozent“ versprochen, ohne das Kapital zu gefährden.

Reich mit Genuss

In ihrer Serie „Sammlerstücke“ stellt das Euro-Magazin dieses Mal unter der Headline „Doppelter Genuss“ Whisky vor. Bis auf über 5 Mio. Euro bringt es der derzeit teuerste Whisky, eine juwelenbesetzte Karaffe mit einem Isabella’s Islay gefüllt. Aber auch 55 Jahre alte Whiskys erreichen bei Kennern bis zu einer halben Million Euro. Das Problem: Das teure Getränk verdunstet im Laufe der Zeit und so hat der stolze Besitzer immer weniger Inhalt für allerdings mit den Jahren immer mehr Geld. Bei unsereinen dauert die Verflüchtigung jedoch immer nur höchstens ein Jahr und der Wert der leeren Flasche sinkt, da nicht juwelenbesetzt, auf null. Auch können wir den Tenor des Artikels, die Anlage in Whisky korreliere nicht mit anderen Kapitalanlagen, kaum nachvollziehen: Wenn alles in den Keller rutscht, begibt man sich nicht gerade dann in diesen und öffnet die Flasche? Wenn schon weg, dann mit Genuss?

Reich mit Superreichen

Mehrfach kommentiert wurde in den Zeitungen der Strategiewechsel von Mercedes hin zu hochpreisigen Fahrzeugen. Passend kommuniziert aus der Nähe von Monaco. Die A- und B-Klasse, beliebt bei Rentnern und preisbewussten schwäbischen Daimlerfahrern, wird hingegen eingestellt. Die schönste Überschrift fand die Süddeutsche Zeitung: „Mercedes setzt auf den Maybach-Reibach“! Jetzt konzentriert sich Mercedes also auf das Luxussegment, erkennbar am Kühlergrill in der Größe eines Kleinwagens. Und selbstverständlich nachhaltig, es steckt dann halt in einem Fahrzeug so viel Nachhaltigkeit wie in mehreren Kleinwagen.

Cool bleiben

Auf die Titelseite der Münchner Abendzeitung schaffte es die Schlagzeile „Mehr Stabilität für Ihr Depot: Diese Aktien trotzen der Krise“. Das machte uns neugierig auf den Text, in dem wir unter anderem erfahren, dass es vor allem drei Branchen sind, die gerade in Krisenzeiten reüssieren: Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen und Versorger. Langfristig anlegen und breit streuen, auf Market-Timing verzichten, sind weitere Ratschläge, die die Abendzeitung ihren Lesern vermittelt. Ob der Redakteur ein Seminar der Börse München besucht hat?

Grün mit und ohne Ende

In der serösen Börsen-Zeitung stolperten wir über eine merkwürdige Headline: „Österreich will ans kurze grüne Ende“. Aber was will es da und wo ist ein grünes Ende? Gut, wir wissen, dass es außer bei der Wurst immer ein Ende gibt, aber warum muss es auch noch kurz sein? Wissen die Protagonisten der „Letzten Generation“ dazu vielleicht mehr? Aber malen die nicht, obwohl grün angehaucht, eher schwarz? Die nüchternere Frankfurter Allgemeine Zeitung gab dann endlich Auskunft: „Nun plant auch Österreich die erste grüne Bundesanleihe“!