Sich mit ESG-Strategien für Überrenditen positionieren

Bruno Bertocci und Ryan Primmer, UBS Asset Management
Bruno Bertocci /Bild: UBS Asset Management
Offenlegungsvorschriften sind für Investoren nicht Neues. Regulierer legen schon lange einen Fokus auf Transparenz von Finanzprodukten. Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) der EU eröffnet jedoch ein neues Feld. Bislang war der Zweck eines professionellen Investments, einen guten risikoadjustierten Ertrag für den Anleger zu erzielen. Das hat sich geändert. Neu ist, dass der Regulierer unterstellt, dass gesellschaftlichen Problemen mit Finanzprodukten begegnet werden kann. Diese Sichtweise entstammt den jüngsten Entwicklungen im Impact Investment.

Mehr Transparenz und mehr Kapital für nachhaltige Anlagen

Zu den wichtigsten Zielen der SFDR-Verordnung zählt zum einen, Details von nachhaltigen Investments für Marktteilnehmer offenzulegen und ihre Entscheidungsfindung so zu verbessern. Zum anderen soll Kapital in nachhaltige Investments geleitet werden, die helfen, wichtige soziale und Klimaprobleme zu lösen. Parallel zur EU-Offenlegungsverordnung entwickelt sich global ein nachhaltiges Anlageuniversum. Internationale Standards und Empfehlungen für die Bewertung nachhaltigkeitsbezogener Daten und deren Offenlegung werden erarbeitet. Wir dürften bald einheitliche Nachhaltigkeitsfaktoren sehen, da dies stark von den Regulierern weltweit unterstützt wird.

Nicht warten, sondern jetzt die Übergangszeit nutzen

Auch wenn diese künftig sicherlich eine robustere Auswahl der in Sachen ESG führenden Unternehmen ermöglichen, so sollten Anleger nicht darauf warten. Im Gegenteil. Schon mit aktuellen Daten können nachhaltige Portfolios aufgebaut werden, deren Risiko-Rendite-Profil nicht stark von konventionellen Portfolios abweicht.
 
Und noch wichtiger: Gerade die Übergangsphase zu einer nachhaltigeren Welt ist für Anleger aussichtsreich. ESG-orientierte Strategien sind jetzt besser als traditionelle Benchmarks positioniert, um potenzielle Gewinne neuer Technologien mitzunehmen. Aktive Investoren, die eine ESG-Analyse in ihrem Ansatz integrieren, dürften überproportional profitieren. Zudem gewinnen ESG-Investments weiter an Beliebtheit. Zusammen mit der zunehmenden Regulierung dürfte dies die Nachfrage und den Wert entsprechender Unternehmen erhöhen. Kurzfristig könnte sich hier also Raum für Überrenditen bieten. Aufgabe der Asset Manager ist es, ein gutes Gleichgewicht zwischen ESG-Faktoren und traditionellen Performancezielen zu finden, um an beiden Fronten maximal zu profitieren.
Bruno Bertocci ist Leiter des Global Sustainable Equities Team, Ryan Primmer ist Leiter Investment Solutions bei UBS Asset Management.