Von Cloud-Computing bis zu Glasfasernetzen

Michael Gollits, von der Heydt & Co. AG
Michael Gollits / Bild: von der Heydt & Co. AG
Die Industrie 4.0 will mit intelligenten Fabriken, der Integration des Internet of Things (IoT) und der Nutzung künstlicher Intelligenz den Schritt zu einer Ressourcen-schonenderen, wirtschaftlich effizienteren und individuelleren Fertigung vollziehen. Oft wird übersehen, dass dieser Schritt nur mit einer modernen digitalen Infrastruktur möglich ist. Das bietet eine Chance für Investoren, sich rechtzeitig zu positionieren.
Zur Hannovermesse 2011 wurde erstmals Industrie 4.0 als Bezeichnung für eine umfassende Digitalisierung von Produktionsprozessen in die breite Öffentlichkeit getragen. Was als deutsches Projekt begann, hat unter anderen Namen international großen Anklang gefunden, zuletzt im chinesischen „Made in China 2025“. Digitale Produktionsprozesse können nur mit einer ebenso digitalen Infrastruktur funktionieren. Infrastruktur wird dadurch radikal zu einem technikgetriebenen Wachstumsmarkt transformiert.
 
Schon früher hat eine Veränderung der Industrie direkt die Infrastruktur beeinflusst.Mit der Massenproduktion von Waren wuchs zunächst die lokale Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Mit der Globalisierung von Lieferketten musste auch die Verkehrsinfrastruktur global vernetzt werden. Bereits in der aktuellen Industrie 3.0 mit ihren automatisierten Produktionsschritten und Robotik-Einsatz spielt digitale Infrastruktur eine erhebliche Rolle. Die Industrie 4.0 stellt noch einmal höhere Anforderungen an die digitale Infrastruktur.

Cloud-Computing benötigt trotz seines Namens viel Platz für Millionen Server

Doch was ist nun digitale Infrastruktur? Das einfachste Beispiel liefert die Amazon-Tochter AWS (Amazon Web Services), die Rechenzentrumsleistungen vermietet. Obwohl die Cloud-Computing Sparte nur 12 Prozent zum Umsatz beiträgt, steuert sie aufgrund der Margenstärke 50 Prozent zum operativen Ergebnis von Amazon bei. Die Rechenzentren sind immer noch die Cash-Cows, mit denen Amazon seine Expansion im Online-Handel subventioniert. Natürlich gibt es auch reine Cloud-Anbieter ohne Zugehörigkeit zu einem Konzern. Denn die „Cloud“ befindet sich keinesfalls in den Wolken, sondern benötigt viel Platz, um die Millionen von Server unterzubringen, die das Cloud-Computing ermöglichen.
 
Börsennotierte Immobiliengesellschaften bedienen diese Nachfrage mit hochspezialisierten Gebäuden. Der Marktführer unter diesen Datacenter-REITs, Equinix, bedient auf fünf Kontinenten die Bedürfnisse von rund 50 Prozent der Fortune-500-Unternehmen. Darunter auch die großen Cloud-Computing-Anbieter wie Google, Amazon oder Microsoft. Ganz anders stellt sich ein Investment in den chinesischen Anbieter GDS-Holdings dar. Das Unternehmen konzentriert sich nur auf den chinesischen Markt und betreibt neben der Vermietung von Stellplätzen für Rechner auch eigene Cloud-Computing-Dienstleistungen an. IT-Dienstleister wie Cloudflare oder Akamai partizipieren am Cloud Wachstum, da sie die Auslieferung digitaler Inhalte beschleunigen und gleichzeitig Firmennetze vor Angriffen aus dem Internet abschirmen.

Infrastruktur wird zu einem agilen Wachstumsinvestment

An diesen Beispielen sieht man, wie das Bild der klassischen Infrastruktur in Form physisch-fassbarer Objekte mit High-Tech verschmilzt. Der enorme Energiebedarf solcher Einrichtungen führt zu strategischen Entscheidungen über deren Lage. Neben der Anbindung an Daten- und Energienetzen und der Verfügbarkeit von Arbeitskräften spielen klimatische Bedingung eine Rolle, die Kühlkosten reduzieren. Eine weiterer Aspekt der digitalen Infrastruktur sind Investitionen in den Ausbau von Kommunikationsnetzen, seien es die dichter gesetzten Sendeanlagen für das 5G-Mobilfunknetz oder Glasfasernetze. Aber genauso wichtig sind Dienstleistungen, die die Effizienz erhöhen.
 
Datenerhebung und Datenanalyse optimieren künftig traditionelle Infrastruktur. Im laufenden Betrieb übertragene Daten zur Nutzung von Verkehrsinfrastruktur erlaubt eine Optimierung von Wartungsintervallen und damit die Verlängerung der Lebensdauer. Die Europäischen Union sieht in ihrem Weißbuch „Künstliche Intelligenz“ erhebliches Potenzial für die KI im Transportwesen. Autonomes Fahren kann Transportkosten senken und Transportleistungen effizienter und zielgerichteter zur Verfügung zu stellen. Wer entlang der gesamten Wertschöpfungskette denkt, findet noch mehr Investitionsmöglichkeiten. Beispiele sind technische Ausrüstung für Datentransfer, smarte Energie- und Verkehrsnetze oder auch Software für die Entwicklung neuer, Ressourcen-sparender Bauten. Gerade hier bietet das Investieren über börsennotierte Unternehmen einen Vorteil gegenüber den bei Infrastruktur beliebten Private-Equity-Investments. Investoren können schnell auf solche Trendveränderungen durch technische Disruption mit einer Umschichtung reagieren. Infrastruktur wird so ein agiles Wachstumsinvestment.
Michael Gollits ist ist Vorstand der von der Heydt & Co. AG. Diese ist Portfolioadvisor des OVID Infrastructure HY Income Fonds und des OVID Asia Pacific Infrastructure Equity Fonds. Diese Strategien bieten liquiden Zugang zu Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestments in Infrastruktur. Michael Gollits startete seine Karriere bei F&C Management Ltd in London. 1996 wechselte er zu einer deutschen Privatbank und war dort zuletzt als Bereichsleiter Wertpapiergeschäft verantwortlich für Kapitalmarktresearch, individuelles Vermögens-management und verantwortlicher Portfolio-manager einer Fondsfamilie. Von 2005 bis 2013 gestaltete er u.a. den Aufbau einer Privatbank in München und war als Geschäftsführer einer Hamburger Vermögensverwaltung für Kundenportfolios und gemischte Fonds mit Fokus auf Zukunftsthemen zuständig.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

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