Mark Dowding / Bild: BlueBay AM
Auf der jüngsten Zinssitzung vermittelte Jerome Powell eine taubenhafte Haltung der US-Notenbank. Die Projektionen sehen vor, dass die Zinssätze bis Ende 2023 auf einem Niveau nahe null Prozent gehalten werden, obwohl sowohl die Wachstums- als auch die Inflationsprognosen deutlich angehoben wurden.
Unserer Meinung nach besteht die Kernbotschaft der Fed darin, dass sie plant, auf Konjunkturdaten zu reagieren. Sie will ihre Politik erst dann ändern, wenn die Indikatoren zeigen, dass in der Wirtschaft wieder Vollbeschäftigung herrscht und das Inflationsziel erreicht oder übertroffen wird. Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer sollte daher dezidiert auf die konjunkturelle Entwicklung gerichtet sein.
Wir erwarten, dass es in den kommenden Monaten zu einem robusten US-Wachstum kommt. Unsere Projektion für ein BIP-Wachstum in den USA von über 7 Prozent in diesem Jahr liegt dabei sogar über den Prognosen der Fed. In ähnlicher Weise erwarten wir weitere Zuwächse bei der Beschäftigung, die unseren Prognosen zufolge ebenfalls über dem breiten Marktkonsens liegen.
Wir gehen außerdem davon aus, dass – anders als viele Marktteilnehmer erwarten – das Risiko steigender Inflationsraten zunimmt. Nachdem sich die Inflation bereits jetzt im Frühjahr in Richtung 2,5 Prozent bewegt, bezweifeln wir, dass sie im Verlauf des Sommers unter 2 Prozent fällt: Die aufgestaute Verbrauchernachfrage prallt auf Angebots- und Kapazitätsengpässe, wodurch die Unternehmen mehr Preissetzungsmacht ausüben können als in den vergangenen Jahren.
Mit Blick auf die US-Wirtschaft erwarten wir, dass die Fed mit ersten Zinserhöhungen Ende 2022 beginnt, nachdem sie Ende des laufenden Jahres erste Schritte im Zusammenhang mit ihrem geplanten Tapering einleiten könnte. Folglich sehen wir Spielraum für weiter steigende Anleiherenditen.