Mit Wachstumsaktien gewinnen

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Was für eine Woche: Der DAX übersprang die 14.600er und die 14.700er und die 14.800er Punkte, dann allerdings verließ ihn der Schneid. Die 15.000 lassen noch ein wenig auf sich warten. Auch die US-Notenbank will wie die EZB ihren Leitzins niedrig halten (Börsen-Zeitung), wir ahnten es schon. Auf der anderen Seite befinden wir uns offensichtlich in der dritten Welle der Pandemie und der Frage, ob eine Notbremse als Wellenbrecher fungieren soll. „Die Wirtschaftsweisen senken Prognose“ (Handelsblatt) für das BIP-Wachstum in Deutschland, hoffen aber, dass ab Sommer eine kräftige Erholung möglich ist. Im Gegensatz dazu „steigen die ZEW-Konjunkturerwartungen überraschend deutlich“, wie die WirtschaftsWoche berichtete. So sieht Einigkeit aus.

Hallo?

Wenn die Covers der aktuellen Finanzmagazine ihr Versprechen halten, dann regnet es Geld für ihre Leser: Mit „Gewinnen, Gewinnen, Gewinnen“ lockt BörseOnline und gibt „exklusive Prognosen für 2022“ ab. Focus Money stellt hingegen nicht weniger als „Die 100 besten Wachstumsaktien weltweit“ vor. Schön, dass alle Aktien durchnummeriert sind und auch interessant, dass das Frankfurter Börsensegment SCALE mit Küken illustriert wird, die sind niedlich, legen aber bekanntlich noch keine Eier, und wirklich schön, dass auch zwei Unternehmen aus unserem Mittelstandssegment m:access unter den weltweiten 100 vertreten sind. Die April-Ausgabe des EURO Magazins ist ganz auf grün gebürstet: „Grüner wird’s nicht“ heißt es lapidar auf dem Titel und verspricht „Ihr Depot im Öko-Check“. Capital ruft „Hallo Boom“, aber wir sind nicht sicher, ob der antwortet. Es fehlt auch das Ausrufe- oder Fragezeichen. Dafür wird konstatiert, dass sich die deutsche Wirtschaft seit Monaten überraschend gut schlage, und zwar „aus alter Stärke – und von neuen Playern“.

Bescheidene Ergebnisse

Unschöne Ergebnisse brachte ein Artikel von Die Welt über „Diese Aktien sind die größten Geldvernichter“ zu Tage. Sie bezog sich dabei auf eine von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz veröffentlichte Liste mit 50 Unternehmen, die es auch in Focus Money nachzulesen gibt. An erster Stelle steht ein Unternehmen, dessen Produkte sich Eltern kleiner Kinder kaum entziehen können, trotzdem ging’s schief und die Anleger fühlen sich be… - genau. Aber es traf nicht nur kleinere Unternehmen, auch drei DAX-Konzerne verdienten sich quasi die „silberne Zitrone“ des Kapitalmarkts mit Verlusten über fünf Jahre von über 50 Prozent. Hier freut uns, dass, siehe oben, kein Unternehmen aus unserem m:access dabei ist. Anlegern sei die Liste ans Herz gelegt, Alternativen gibt es schließlich genug.

Schnipsel

Die Welt widmete einen größeren Artikel Rheinmetall und ihrem neuen Hightech-Schützenpanzer Lynx. Abgesehen davon, dass wir Lynx bisher für einen Onlinebroker hielten, aber generell ein Faible für die Schönheit von Luchsen haben, soll dieser Lynx jetzt mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet werden. Dabei fragen wir uns, würde KI Krieg führen?
Analysten im ersten Berufsjahr bei Goldman Sachs wollen künftig nur noch 80 Stunden pro Woche arbeiten – statt bisher mehr als 100, stand im Handelsblatt zu lesen.
„Bildung wird zur Anlagechance“ war ein großer Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung überschrieben. Er behandelte nicht nur, aber auch, den Börsengang der International School Augsburg an der Börse München.
Und noch einmal ein Blick in Die Welt, da war eine ganze Seite im Feuilleton einem Deutschen aus der Community der "Wallstreetbets" gewidmet, der sich mit GameStop-Aktien ein Vermögen verdiente. Die Überschrift: "Der Wallstreet den Mittelfinger zeigen und einen Lamborghini kaufen", denn letzteren wünscht er sich im Gegensatz zu einem Tesla, den man ja auch noch in zwanzig Jahren kaufen könne. Wir lernen: Demokratisierung des Aktienhandels bedeutet Lamborghini statt Volkswagen!