Eine klassische Watsch'n - Anmerkungen zur Wahl in den USA

Manfred Schmid, Börse München
Manfred Schmid / Bild: BBAG
 
Wahlen in den USA, die Politik in Deutschland und welche Folgen dies für Anleger hat sind die Themen im Interview mit Manfred Schmid, hier - ausnahmsweise - einmal in Textfassung statt per Video, schließlich ist nächste Woche der "Tag des Vorlesens":
Wir blicken seit Tagen, ja Wochen, mehr oder weniger gebannt auf die USA. Dort gab es Zwischenwahlen zu Senat und Repräsentantenhaus. Warum waren die so wichtig und was bedeutet das Ergebnis denn für die Märkte?
Manfred Schmid: Alle sprechen vom "Blauen Auge" für Trump. Wir sind hier in Bayern und deshalb würde ich auf gut bayerisch sagen, er hat eine Watsch'n bekommen. Warum die Midterm Elections so wichtig sind: Weil Donald Trump oder besser die Republikaner bisher in beiden Kammern – dem Senat und dem Repräsentantenhaus – die Mehrheit hatten. Somit konnte er mehr oder weniger durchregieren. Dass es manchmal nur weniger klappte, zeigte sich beispielsweise darin, dass er für die Rücknahme von Obama-Care keine Mehrheit hatte, weil ihm eigene Leute – Senator John McCain etwa – widersprachen.
 
Der Wahlausgang hat nun den Demokraten im Repräsentantenhaus die Mehrheit beschert, die Republikaner führen im Senat. Das bedeutet, Trump muss nun von seiner Hauruck-Politik lassen und versuchen, zumindest auch einige Demokraten zu überzeugen. Viele seiner Projekte, wie etwa die Mauer an der mexikanischen Grenze, wird mit den Demokraten aber definitiv nicht möglich sein. Wobei man auch nicht unterschätzen darf, dass er seine Macht im Senat noch ausgebaut hat, was ihm gerade bei Personalentscheidungen entgegenkommt.
 
Was bedeutet das nun für die Anleger: Hm, vielleicht werden die Finanzmärkte künftig gelassener auf präsidiale Tweeds reagieren, weil sie wissen, dass es nicht so heiß gekocht wie getwittert wird. Die Börsen in den USA, sowohl Dow-Jones als auch S&P 500 sind positiv gestartet und auch der DAX z.B. war im Plus. 

Probleme lösen sich nicht alleine

Auch in Deutschland sind die Wahlen vorüber, in Bayern und Hessen laufen und liefen die Regierungsbildungen relativ geräuschlos ab, Frau Merkel wird nicht wieder zum CDU-Parteivorsitz kandidieren, gab das den Märkten positive Indikationen, neue Hoffnungen?
Sicher, es wurde ruhiger, aber man muss die Kirche im Dorf lassen. Noch immer haben die Menschen nicht das Gefühl, dass in Berlin besonders intensiv und substantiell regiert wird. Die Parteien scheinen vor allem mit sich selbst beschäftigt zu sein, und das könnte sich noch eine Zeitlang hinziehen. Aber die Probleme, vor allem europäischer Natur, bleiben bestehen: Der ungelöste Brexit rückt näher, die Verschuldung Italiens, das bleibt ja alles. Vielleicht wird sich aufgrund des Wahlergebnisses in den USA die Handels- und Zollpolitik ein wenig entspannen, aber da dürfte auch mehr Hoffnung als Tatsache im Spiel sein.
Profane Frage am Schluss: Gibt es weitere interessanten Termine – jenseits von Wahlen - die Anleger zum Handeln bringen könnten oder sollten?
Der Blick richtet sich jetzt wieder auf die FED, die über die weitere Geldpolitik informieren wird. Es dürfte eigentlich auch da nichts wesentlich Neues geben und eine Zinsanhebung im Dezember ist in den Märkten bereits eingepreist. Ansonsten geht auch in Deutschland die Berichtssaison weiter und könnte sicher für den ein oder anderen Aufreger sorgen.
 

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