Sieben entscheidende Fragen zur aktuellen Gewinnsaison

Christopher Smart, Barings Investment Institute
Christopher Smart / Bild: Barings Investment Institute
Während Investoren über die Normalität nach der Pandemie nachdenken, zeichnet sich bereits eine verschwommene Vision ab. Hier einige vorläufige Antworten auf wichtige Anlegerfragen:
  1. Ist das Ende in Sicht? Ja! Zwar gibt es bei der Einführung der Impfstoffe Probleme und die ansteckenden neuen Virusstämme bergen Risiken, aber die Entwicklung ist zweifellos positiv. Bislang haben mehr als drei Viertel der Berichte die Umsatz- und Gewinnschätzungen übertroffen. Und was noch wichtiger ist: Der Ton in Telefonkonferenzen ist ebenfalls positiv.
  2. Können Aktien höher steigen? Können die Spreads enger werden? Möglicherweise, zumindest ein wenig! Aber das bedeutet, dass die harte Arbeit, Renditen zu erzielen, von steigenden Gewinnen kommen muss.
  3. Sind die US-Banken gesund? Ja, puh! Die Gewinne der Banken wurden im vergangenen Jahr stark beeinträchtigt, aber J.P Morgan Chase und Citigroup sind mit reichlich Kapital in die Krise gegangen und geben bereits Rücklagen frei, die sie beiseite gelegt hatten, da die Ängste vor COVID-ausgelösten Zahlungsausfällen zurückgehen.
  4. Werden wir trotzdem mehr Zeit zu Hause verbringen? Mit ziemlicher Sicherheit, ja! Amazon meldete zum ersten Mal einen Quartalsumsatz von 100 Milliarden Dollar und bestätigte damit, wie sehr sich beispielsweise der Online-Handel in unser tägliches Verhalten einbettet.
  5. Wird die Technologie den Wandel weiter vorantreiben? Auf jeden Fall! Apple meldete ein erfolgreiches Quartal, Microsoft übertraf die Umsatzerwartungen für sein öffentliches Cloud-Geschäft, Azure und Texas Instruments meldeten eine starke Nachfrage nach ihrer Produktlinie für persönliche Elektronik.
  6. Und das Klima? Die Bemühungen, erneuerbare Energien zu fördern und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, haben sich schon beschleunigt, bevor Quarantänen den Geschäftsreiseverkehr zum Erliegen brachten oder die neue US-Regierung neue Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ankündigte. Während Tesla die Gewinnerwartungen verfehlte, sagte das Unternehmen ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 50 Prozent für die nächsten Jahre voraus. Und Ford meldete letztes Jahr einen Verlust, kündigte aber eine satte Steigerung seiner Elektrofahrzeug-Expansion auf 29 Milliarden Dollar an.
  7. Was ist schließlich mit den Lieferketten? Jeder Schock und jeder Aufschwung, der auch nur halb so groß ist wie der des letzten Jahres, bedeutet eine enorme Belastung für die weltweiten Lieferketten, die sich bereits um geopolitische Spannungen und Zollkriege herum bewegten. So ist zurzeit die Verknappung von Halbleitern unübersehbar. Unternehmen, die solche Belastungen nicht bewältigen können, werden es im nächsten Jahr schwer haben.

Es sieht besser aus, als gedacht

Eine gute Gewinnsaison ist kaum eine Garantie für ein großartiges kommendes Jahr. Dennoch bietet das Bild, das sich abzeichnet, einen schemenhaften Umriss dessen, was die neue Normalität bringen könnte, und es sieht besser aus, als wir es bei Einbruch des Winters erwartet hätten.
Christopher Smart ist Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute. Davor war Smart Senior Fellow am Carnegie Endowment for International Peace und am Mossavar-Rahmani Center for Business and Government der Harvard Kennedy School; von 2013 bis 2015 war er als Sonderassistent des Präsidenten beim Nationalen Wirtschaftsrat und beim Nationalen Sicherheitsrat tätig, wo er als Hauptberater für Handel, Investitionen und eine breite Palette von globalen Wirtschaftsfragen fungierte. Christopher Smart war zudem vier Jahre als stellvertretender Assistent des Finanzministeriums tätig. In dieser Funktion leitete er die Reaktion auf die europäische Finanzkrise und konzipierte das Engagement der USA in der Finanzpolitik in Europa, Russland und Zentralasien.

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