Acht ESG-Trends für 2021

My-Linh Ngo, BlueBay Asset Management (BlueBay AM)
My-Linh Ngo / Bild: BlueBay Asset Management (BlueBay AM)
Die Pandemie gibt der Welt eine Chance zu einem grüneren, gerechteren und nachhaltigeren Umbau. Wir sind überzeugt, dass für ESG-Investments in diesem Jahr insbesondere acht Themen und Trends von Bedeutung sein werden.
Das beispiellose Jahr 2020 liegt hinter uns, doch manche Aspekte des Unnormalen dürften uns auch zukünftig erhalten bleiben. Die weltweite Coronavirus-Pandemie hat Gesellschaft und Wirtschaft grundlegend verändert, und zwar sowohl in Krisenzeiten als auch auf dem Weg zurück zu einem Leben, das nicht von dem Virus beherrscht wird. In puncto ESG-Investments hat die Pandemie viele bereits bestehende Trends beschleunigt und dabei das Bewusstsein für Geldanlagen nach ESG-Kriterien und die Mittelzuflüsse in solche Anlagen in bisher nicht gekanntem Ausmaß erhöht.
Mit Blick auf 2021 ist Covid-19 nach wie vor der beherrschende Faktor, der die Nachrichten, die Märkte und unsere Lebensweisen beeinflusst. Das gilt auch beim Thema ESG-Geldanlage. Aber darüber hinaus gibt es noch viele weitere relevante Faktoren, die abseits der Schlagzeilen wirken. Hier sind acht Themen und Trends von denen wir denken, dass Anleger sie im neuen Jahr im Auge behalten sollten:

1. Die Politik bindet ESG-Kriterien in Regulierung ein

Weltweit werden Regierungen, Notenbanken und Aufsichtsbehörden weitere Maßnahmen ergreifen, um ESG-Faktoren in Gesetze einzubinden. Wir erwarten, dass ein Schwerpunkt darauf liegen wird, das Finanzsystem „grüner zu machen“ und Konjunkturpakete zu schnüren, die eine umweltverträgliche konjunkturelle Erholung als zentrales Merkmal enthalten.
 
In Europa, das Vorreiter auf diesem Gebiet ist, sollten in diesem Jahr erste entsprechende Gesetzesbestimmungen in Kraft treten. Doch auch weitere Regionen haben bereits angedeutet, dass sie bei der Ausarbeitung von Taxonomien und Standards sehr wahrscheinlich einen ähnlichen Weg beschreiten werden. Das ist zu begrüßen. Nach unserer Überzeugung entfalten Maßnahmen aber dann ihre größte Wirkung, wenn sie – soweit möglich – weltweit vereinheitlicht und standardisiert werden, um zu gewährleisten, dass Märkte effizient funktionieren.

2. Die Bedeutung von Daten und Offenlegung nimmt zu

Beschleunigt durch den Regulierungsvorstoß in Richtung ESG wird ein weiterhin hoher Bedarf an transparent erhobenen Daten bestehen. In der Diskussion über Daten dürften Verfügbarkeit, Aktualität, Vergleichbarkeit und Qualität eine entscheidende Rolle spielen.
 
Wir gehen davon aus, dass auch diejenigen, die Daten erheben, auswerten und verbreiten, 2021 genauer unter die Lupe genommen werden. Dies wird sich auf Anbieter auswirken, die mit ESG-Bewertungen und -Kennzahlen zu tun haben, als auch auf diejenigen, die Offenlegungsstandards entwickeln.
 
Hinzu kommt, dass Technologie (Big Data, Künstliche Intelligenz, Geodaten) als Schrittmacher noch stärkere Bedeutung gewinnen wird.

3. „Stewardship“ gewinnt an Relevanz

Das „G“ in ESG, das für „Governance“ (Unternehmensführung) steht, war schon immer bedeutsam. Wir gehen aber davon aus, dass dabei „Stewardship“-Faktoren stärker betont werden (stewardship: verantwortungsvoller Umgang mit Kapital), die Anleger dazu verpflichten, zu einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft beizutragen. Konkret erwarten wir die Entwicklung von „systematischer Stewardship“. Gemeint ist damit die Zunahme systematischer ESG-Risiken und die Notwendigkeit, gemeinsam zu handeln, um diese Risiken in den Griff zu bekommen.

4. Soziale Aspekte stehen weiterhin im Fokus

Die Pandemie hat Fragen rund um Gleichheit, Gesundheit und Wohlbefinden in den Vordergrund gerückt. Für 2021 erwarten wir eine laufende Anpassung, wobei Arbeitgeber mit neuen, flexiblen Arbeitsmodellen experimentieren und größere Anstrengungen unternehmen werden, um ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu unterstützen. Die Anstrengungen, auf strategischere Weise gegen soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheit vorzugehen, müssen unserer Ansicht nach ebenfalls verstärkt werden, wobei Menschenrechtsfragen ins Rampenlicht rücken.

5. Ökologie: Klima und mehr

Wir erwarten, dass sich 2021 mehr Organisationen Ziele für die Erreichung von Klimaneutralität setzen werden, da sie sich zum Pariser Klimaschutzabkommen bekennen. Wegen der Pandemie ist die für 2020 geplante 26. Klimakonferenz der Vereinten Nationen auf November 2021 verschoben worden. Regierungen auf der ganzen Welt stehen dabei weiter auf dem Prüfstand und angesichts ihrer oft wenig ehrgeizigen Klimaschutzziele in der Kritik. Mit der Aussicht auf eine klimafreundlichere US-Administration unter Präsident Biden herrscht neue Zuversicht, dass die größte Volkswirtschaft der Welt wieder dem Pariser Abkommen beitreten und ihre Klimaschutzanstrengungen verstärken wird.
 
Außerdem erwarten wir, dass Umweltaspekte breiter und über die Bereiche Energie, Transport und Verkehr hinausgehend betont werden, was auch Flächennutzungsänderungen einbezieht – im Kontext des Klimawandels wie auch unter Berücksichtigung des durch die Covid-19-Krise in den Fokus gestellten Umgangs der Menschheit mit der Natur. Wir gehen davon aus, dass es infolge dieser Erweiterung größere Anstrengungen rund um Natur und Artenvielfalt und das mit dem Thema nachhaltig produzierter Rohstoffe verbundene Konzept naturnaher Lösungen geben wird.
 
Weitere Umweltschutz-Konzepte, die vor dem Hintergrund der Corona-Krise in 2021 beachtet werden sollten, sind Kreislaufwirtschaft und effiziente Ressourcennutzung. Die Pandemie hat zu einem erheblichen Verbrauchsrückgang geführt und gezeigt, dass es möglich ist, weniger zu konsumieren und dennoch zufrieden zu sein, und damit den Stellenwert von Natur und immateriellen Dingen erhöht.

6. ESG Fixed Income wird zum Mainstream

ESG-Anlagegrundsätze ziehen allmählich auch in Anlageklassen außerhalb von Aktien ein. Dabei dürfte 2021 nach unserer Überzeugung das Jahr werden, in dem der Rentenmarkt zunehmend in den Mittelpunkt rückt.
 
Anleger haben ihre aktive Einflussnahme 2020 von Unternehmensanleihe-Emittenten auf Staaten und Kommunen ausgeweitet, und man darf eine Fortsetzung dieser Entwicklung erwarten. Nachhaltige Finanzanlagen in Form ESG-zertifizierter Anleihen sollten weiter kräftig zunehmen, denn Innovationen tragen dazu bei, Emittenten und Anleger bei ihren Nachhaltigkeitszielen auf eine Linie zu bringen. Während erlösorientierte Emissionen (zum Beispiel ökologischer, sozialer und auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Anleihen) auch weiterhin eine Rolle spielen werden, sagen wir voraus, dass neu aufkommende, an Nachhaltigkeit gekoppelte Anleihen das Chancenspektrum erweitern werden, indem sie einem breiteren Emittentenkreis die Teilnahme an diesem Markt ermöglichen.
 
Die Pandemie hat dem Markt für Social Bonds einen Auftrieb gegeben, und dies dürfte sich 2021 parallel zu Anstrengungen im Bereich Gesundheit und Sozialfürsorge fortsetzen. In diesem Jahr wird wahrscheinlich auch intensiver darüber diskutiert werden, was man tun kann, um eine „Übergangsfinanzierung“ zu fördern, also Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß finanziell zu unterstützen, durch langfristige Veränderungen „grüner“ zu werden. Zur Diversifizierung wird voraussichtlich auch eine stärkere Beteiligung von Emittenten aus Schwellenländern und – unter Bonitätsgesichtspunkten – von Unternehmen mit einem Rating unterhalb von Investment Grade beitragen.

7. Über ESG hinaus: Impact Investing wird reale Ergebnisse liefern

Jetzt ist die Zeit gekommen, um über „business as usual“ hinaus Maßnahmen zu identifizieren, die zu realen Ergebnissen führen. Wir erwarten eine zunehmende Beliebtheit von Anlagestrategien, mit denen positive Wirkungen erzielt werden sollen.

8. Risiken und Chancen

Bei den wirtschaftlichen Argumenten für ESG-Geldanlagen steht die Steuerung von Verlustrisiken klar im Vordergrund. Da aber nachhaltige, themen- und impact-orientierte Geldanlagen immer breiteren Diskussionsraum einnehmen, damit Anleger ihren Beitrag zu realen Ergebnissen nachweisen können, sollten sich bedeutende Anlagechancen in zahlreichen Sektoren ergeben.

Fazit: Veränderungen sind möglich

Auch wenn die Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Jahres 2021 anhält, deuten alle Faktoren darauf hin, dass ESG-Geldanlagen weiter an Bedeutung gewinnen werden. Die Pandemie hat die Behauptung, dass „es zu schwer ist“, weitgehend entkräftet, denn die Welt hat bewiesen, wie rasch und in welchem Ausmaß im Angesicht einer existenziellen Bedrohung Veränderungen möglich sind. Die Herausforderung besteht unserer Meinung nach jetzt darin sicherzustellen, dass wir über die richtigen Daten, Instrumente und Rahmenkonzepte verfügen, um wirkungsvolle Maßnahmen umzusetzen. Das Jahr 2021 sollte – und muss – uns auf eine Reise schicken, um die Gesellschaft auf grüne und gerechte Weise umzubauen.
My-Linh Ngo ist Head of ESG Investment bei BlueBay Asset Management (BlueBay AM).
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