Inflation wird 2021 ein Thema sein

Steven Williams, Nikko AM
Steven Williams / Bild: Nikko AM/PBerry
Die Inflation wird zweifellos ein Thema sein. Wir erwarten einige wilde Zahlen für die Gesamtinflation, da im Vergleich zum Frühjahr 2020 Basiseffekte wirksam werden – wie zum Beispiel berechnet man den Anstieg bei einem negativen Ölpreis? Die Inflation wird jedoch eine Illusion sein, da sie mit dem neuen Regime von Innovation, Wettbewerb, Schulden, Defiziten und nun auch Zombie-Unternehmen konfrontiert wird. Wir bezweifeln, dass sich die Fed die Bedingungen für die kurzfristigen Zinssätze vom Markt diktieren lassen wird. US-Kommunalanleihen werden von den zusätzlichen Stimulierungsmaßnahmen profitieren, da größere Zuschusspakete für staatliche und lokale Kredite und eine Wiederbelebung einer Art „Build America“-Anleihenprogramms mehr als wahrscheinlich ist. Da Credits fast durchgehend teuer aussehen, stechen Kommunalanleihen als solider Wert hervor.

USA: Konjunkturprogramme in Sicht

Wir halten es für möglich, dass die Demokraten einen pragmatischeren Ansatz für das aktuelle Hauptthema, die Pandemie, wählen und sich vorerst auf Konjunkturprogramme konzentrieren. Obwohl Joe Biden das Thema Steuern im Wahlkampf thematisierte, wird er angesichts seines knappen Sieges und eines drohenden Mehrheitsverlustes im Senat 2022 vorsichtig agieren. Noch sind wir nicht davon überzeugt, dass er wirklich die Steuern erhöhen wird. Wir glauben, dass die anhaltenden Stimulierungsmaßnahmen das Wohlstandsgefälle weiter verschärfen werden, wodurch die Rolle der Fed politisch aufgeladen wird. Unsere Hauptsorge gilt der Idee von Rezessionsabsicherungsanleihen, die im Grunde „Helikoptergeld“ für den Konsum sind. Die Umsetzung würde allerdings eine solide Mehrheit der Demokraten erfordern, die sie nicht haben.

Europa: Schweden und Dänemark attraktiv

In Europa sollen im Laufe des Jahres Mittel in Höhe von 1,5 Billionen US-Dollar zur quantitativen Lockerung eingesetzt werden. Hauptnutznießer dürften italienische Staatsanleihen sein. Wir erwarten, dass sich die italienischen Spreads im Laufe des Jahres 2021 an die von Spanien annähern werden. Für die breitere EU bleiben Schweden und Dänemark unserer Meinung nach aufgrund ihrer hochwertigen Ratings und der immer noch hohen Spreads im Vergleich zu Deutschland attraktive Alternativen.

Fazit: Vorsichtig optimistisch

Aus der Geschichte wissen wir, dass alle Pandemien enden. Einige bestehen aber als chronisches endemisches Problem weiter. Die Grippepandemie von 1918 hat gezeigt, dass dritte und sogar vierte Wellen möglich sind, vor allem wenn man die logistischen Herausforderungen bei der weltweiten Einführung eines Impfstoffs berücksichtigt. Aber so schlimm Pandemien auch sein mögen, für Zentralbanken sind sie kein Problem. Während historische Rezessionen immer eine lang anhaltende Verschiebung der Vermögenspreise beinhalteten, scheint in der neuen Normalität die Vermögenspreisseite der Gleichung gelöst zu sein. Fehlt noch eine Lösung für die allgemeine Einkommensseite. So klischeehaft der Ausdruck sein mag: Wir bleiben für 2021 vorsichtig optimistisch. Zumindest können wir uns darauf freuen, nicht über den Brexit diskutieren zu müssen.
Steven Williams ist Head Portfolio Manager bei Nikko AM