Welle auf Welle

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Dass wir in der zweiten Korona-Welle stecken, ist uns allen wohl bewusst. Spätestens seitdem kurzerhand der Lockdown bis 10. Januar verlängert wurde, wissen wir auch, dass wir so schnell nicht wieder herauskommen. Jetzt hat uns BaFin-Chef Felix Hufeld auch noch darauf hingewiesen, dass es Anfang 2021 eine „erste Welle an Kreditausfällen“ gebe. Das Handelsblatt folgert daraus messerscharf, dass er auch hier mit mehreren Wellen rechnet. „Einige Banken werden die Krise nicht überstehen“ so die Überschrift dazu. „Dickes Ende kommt erst noch“ stellte zum selben Thema die Frankfurter Allgemeine Zeitung fest. Wenn die Fristverlängerung für Insolvenzen abläuft, wird wohl erst einmal für viele Unternehmen das Ende kommen, bevor sich die Auswirkungen bei den Kreditinstituten zeigen werden. Stürmische Zeiten.

Wunder auf ff

Was raten uns Anlegerinnen und Anleger die einschlägigen Magazine? Stillhalten oder Kaufen? „Viel zu günstig“! seien „Deutsche Aktien“, so Focus Money in der aktuellen Ausgabe, in der die „besten Empfehlungen der besten Experten“ zusammengefasst seien. Also an der Frauenquote muss Focus Money noch arbeiten – von den zwölf Experten auf dem Titelbild findet sich genau eine Frau! Da hält ff Das Magazin der Fonds Finanz dagegen und zeigt auf dem Titel nur eine Person – Frau Christine Schönteich: „Mit Power für den Erfolg“. Was uns als Börse München bei Börse Online besonders freute: Unter den "besten Experten" trat auch Cosmin Filker von GBC auf und stellte den m:access-All-Share-Index vor. Der Index hat sich behauptet. Filker weist weiterhin auf einige der im Mittelstandssegment m:access gelisteten, aussichtsreichen Unternehmen hin. Börse Online ködert uns hingegen mit „Das blaue Wunder“, meint aber nicht die bekannte Brücke über die Elbe in Dresden, sondern „Wasserstoff“. „Geld verdienen mit Klimaschutz“, so die Unterzeile, die die „lukrativsten Öko-Aktien“ verspricht.

Nebenwerte erwünscht

Aus einer interessanten Studie der Fondsgesellschaft Lupus Alpha zitiert Martin Hock in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Der große Irrtum über Nebenwerte“ ist sein Artikel überschrieben, denn laut Studie seien Nebenwerte lukrativer und weniger volatil als Blue Chips. Und – in Zeiten wie diesen nicht uninteressant – „Nebenwerte schneiden in Krisen besser ab“, wie es in der Börsen-Zeitung über die gleiche Studie hieß. Trotzdem vernachlässigen institutionelle Investoren Nebenwerte. Auch stark vernachlässigt wird ein Wort, das Hock gleich anfangs zitiert: „Wer Chancen wahrnehmen will, muss am Aktienmarkt auch Risiken eingehen. Diese bestmöglich zu beherrschen ist das Petitum fast aller professionellen Anleger“. Wir geben es zu, trotz Latinum, „Petitum“ haben wir noch nie verwendet (im Gegensatz zu Petition!). Gemeint ist eigentlich Eingabe oder Gesuch laut Duden, verwendet wird es aber eher im Sinne von etwas Gewünschtes zu erreichen (während Petition die Äußerung eines Wunsches wäre und Pepita-Hosen keinesfalls zu unseren Wünschen zählten).

Den Geist putzen

Die zweifellos schönste Überschrift, zumindest für alle Büchernarren, hielt die Wochenendausgabe des Handelsblattes bereit: „Lesen ist wie Zähneputzen für den Geist“ stand dort als Zitat von Felicitas von Lovenberg, derzeit Chefin des Piper-Verlags, zu lesen. Befragt zum Verlagswesen und den Autoren während der Pandemie konstatierte sie, dass 2020 die Anzahl der Leser zumindest stagnieren werde, während sie über die letzten Jahre stetig abnahm. Die Autoren allerdings leiden an abnehmenden Einkünften, fallen doch die lukrativen Lesungen weg. Auch wenn wir persönlich Bestseller eher verschmähen, reizte uns der Titel eines der Piper-Bestseller des Jahres: "Und erlöse und von den Blöden" von Monika Gruber und Volker Kutscher. Also, Zähneputzen nicht vergessen!