Prachtstück auch ohne Dividende

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Mit Siebenmeilenstiefeln rückt die US-Wahl näher und Millionen von Wahlberechtigten haben bereits gewählt. Nur wen, bleibt die spannende Frage bis zum Schluss und hält die Märkte nervös. Und die stetig wachsenden Corona-Zahlen tragen nicht unbedingt zur Beruhigung bei („Für die Wirtschaft wird es düster“ – Frankfurter Allgemeine Zeitung; „Aktienmärkte unter Druck“ – Handelsblatt; „Der Winter wird schwer“ – Die Welt; „Öffentliches Leben wird runtergefahren“ – Süddeutsche Zeitung). So wechselte der Dax beständig die Farbe von rot auf grün und zurück, verlor die Woche über aber deutlich um die 1.000 Punkte. Die laufende Berichtssaison offenbarte zusätzlich so manche positive wie negative Überraschung.

Sie haben die Wahl

Das Wochenmagazin Börse online bezieht sich auf die US-Wahl und stellt Aktien vor, in die „Sie investieren sollten“ unter dem Motto „Jetzt gilt’s“. Auch wenn viele Anleger wohl erst einmal das Wahlergebnis abwarten wollen, bevor sie sich für bestimmte US-Titel entscheiden. Das Konkurrenzblatt Focus Money stellt die „100 besten Dividendenaktien weltweit“ vor, „Dividende ohne Ende“ heißt es da. Auf 4 Bereiche mit insgesamt 9 Kriterien hat die Redaktion ihre Auswahl begründet und kommt somit auf 50 US-Titel, 5 aus Kanada und 30 aus Europa, 10 aus Deutschland und 5 aus Japan. Aus gegebenem Anlass interessierte uns im Heft aber vor allem der Artikel mit der Überschrift „Das Pubertier-Investment“. Soll man in Aktien investieren, deren Marken die Kids tragen? Man soll, denn es scheint Rendite zu bringen - die kann man dann ja wieder in die Kids investieren.

Bikini-Atoll

Auf der letzten Seite präsentiert Börse online regelmäßig einen besonderen Sachwert unter dem Motto „Prachtstücke“. Dieses Mal war es viel Geld für wenig Stoff, denn der weiße Bikini des legendären ersten Bond-Girls Ursula Andress kommt unter den Hammer. Nachdem er bereits 2001 vom Gründer der Restaurantkette „Planet Hollywood“ für lächerliche 60.000 Euro erstanden wurde, soll der Bikine jetzt 500.000 Euro ersteigern. Immerhin samt Gürtel und Messer der muscheltauchenden Schweizer Venus aus „007 jagt Dr. No“. Man darf gespannt sein, wer „Yes“ sagt zu dem Outfit samt Preis. Auf den neuen Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ müssen Fans weiterhin warten, der Kinostart wurde jetzt auf den 2. April 2021 verschoben. Offensichtlich erschien den Machern der Filmtitel derzeit allzu makaber.

Krisenmodus

Auf Krisen und Katastrophen ist der Smart Investor geradezu abonniert, sehen die Vertreter der Österreichischen Schule doch allzugerne schwarz in die Zukunft. In der November-Ausgabe geben sie nun den jährlichen „Kapitalschutzreport“ mit der Unterzeile „zwischen Lockdown und Lastenausgleich“. Die Redaktion rechnet fest mit dem Zusammenbruch unseres Geldsystems, nur zeitlich will sie sich nicht festlegen. Durchblättert man das Heft, stößt man vor allem auf ein Anlagethema: Gold. Am besten ausgedrückt vielleicht in einer Anzeige, deren Text vor dunklem flutumtoßten Weltuntergangs-Szenario lautet: „Staatsanleihen vergehen, Gold und Edelmetalle bestehen“.

Blumig

Die Börsen-Zeitung wird ja oftmals als spröde und trocken in der Vermittlung ökonomischer Daten hingestellt. Doch ihre Überschriften sind immer wieder ein feiner Sprachgenuss. Einige Beispiele der vergangenen Woche:  „SAP-Anleger fallen aus allen Wolken“ – weil sich das Unternehmen mehr auf Cloud-Lösungen konzentrieren will, was zu einem Kurssturz führte. Oder: „Die Bankfiliale taugt bald nur noch für Ü-30-Partys“, weil mehr als die Hälfte der 30jährigen sich eine Bank ohne Filiale gut vorstellen können. Einmal abgesehen davon, dass es mit den Ü-30- wie U-30-Partys gerade schwierig ist. Oder: „Baader Bank reitet die Welle der Volatilität“, weil der hohe Handelsumsatz für einen Gewinnsprung sorgte.

Dauer-Halloween für Sparer

Passend zum Weltspartag meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Zinstief kostet Sparer Milliarden“. Genauer: 732 Milliarden Euro laut einer Untersuchung der DZ Bank über den Zeitraum von 2010 bis 2020. In Beziehung gesetzt wurden die Verluste zu einem schon relativ geringen Durchschnittszinssatz von 2,3 Prozent.
 
Und passend zu Halloween zeigte das Handelsblatt „Sechs Finanzcharts zum Gruseln“ – leider alle ganz aktuell. Es geht dabei um „versteckte Arbeitslosigkeit, steigende Verschuldung, hohe Bewertungen… die Anleger das Fürchten lehren – und das nicht nur zu Halloween“ so das Blatt.