Mars oder Mond

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Wohl kaum eine US-Wahl wurde im Vorhinein so viel auf ihre Wirkung hin interpretiert wie das Duell zwischen Trump und Biden. Die Märkte reagieren nervös, insofern bleibt die Hoffnung, dass sich zumindest dies nach der Wahl ändert, sicher ist das aber nicht. Außerdem könnten wir hier mit Überschriften aus dem Vollen schöpfen, die sich mit Corona, einem möglichen zweiten Lockdown und dessen Folgen befassen. Beispiele gefällig? „Ganz Deutschland ist laut RKI jetzt Corona-Risikogebiet“ (Die Welt) oder am nächsten Tag "Wir müssen davon ausgehen, dass mehr Menschen sterben werden" oder „Die Situation ist sehr ernst“ (Süddeutsche Zeitung). Wichtiger Hinweis für die Lage der Nation: Der Klopapierindikator, so Frank-B. Werner in Börse Online. Da greifen wir lieber zum Handelsblatt - nein, wir lesen es -, denn hier lautete gestern der Aufmacher „Neuer Optimismus“. Den machte das Blatt unter den Dax-Unternehmen aus, brauchen können wir ihn alle.

Chancen oder Timing

Mit den jüngsten Börsen-Neulingen befasst sich das aktuelle Börse Online Magazin und stellt die wichtigsten als „12 neue Chancen“ vor. Mit 447 Börsengängen weltweit ist das 3. Quartal 2020 so ergiebig wie lange keines mehr, so das Blatt. Neben den USA und China gab es in Europa immerhin 39 IPOs. In Deutschland, oder genauer, bei deutschen Firmen, waren es sechs: Siemens Energy, Hensoldt, Knaus Tabbert und Brockhaus Capital Management, außerdem gingen Curevac und VIA Optronics an die Nasdaq beziehungsweise an die NYSE. Focus Money hat seine Titelgeschichte „genialen Timing-Strategien“ gewidmet. Genauer und etwas komplex heißt die Story „Verdienen in den Jo-Jo-Märkten: Gewinne mit neuen Systemen, viel zu billigen Aktien und ETFs, die Erträge und Ruhe zugleich bringen“. Außerdem stellt Focus Money den „neuen Dax“ vor, und fragt, ob der dann „größer, besser und attraktiver“ sei?

Mond oder Mars?

Nicht wirklich einordnen konnten wir zwei extraterrestrische Meldungen. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war zu lesen, dass Nokia ein Mobilfunknetz auf dem Mond errichten will, genauer ein 4G-Netz. Nun, wer wollte nicht schon so manches Mal seinen Telefonanbieter auf den Mond schießen, aber ihn gleich dort anrufen, das kam bisher nicht in Frage. Tatsächlich planen die Amerikaner eine dauerhafte Präsenz beim Mann im Mond ab 2028 – und dann wollen sie selbstverständlich auch telefonieren und kommunizieren können. Das Amazon-Paket dürfte aber trotzdem eine Zeit brauchen, bis es ankommt, Prime hin oder her. Eine weitere Meldung haben wir den Finanznachrichten.de zu verdanken: Elon Musk will Superreiche auf dem Mars ansiedeln. Ob es dann jenen besser gehen soll oder unserer Erde, wurde aus der Meldung nicht ganz ersichtlich. SpaceX soll es jedenfalls ermöglichen, vielleicht gibt es bald eine zweite Anfrage bei Nokia? Dann aber 5G!

Berlin oder Schilda

Am 31.10.2020 soll es tatsächlich soweit sein: Der neue Berliner Flughafen BER soll öffnen. Gelegenheit für das Handelsblatt unter „Warum der BER erst jetzt ans Netz geht“ die Gründe für den langen Baufortschritt zu hinterfragen. Und vielleicht noch einmal ein paar Zahlen zu rekapitulieren: Eigentlicher Baubeginn: 2006! Soll-Eröffnung: 3. Juni 2012! Absage: 8. Mai 2012. Neuer Termin: Nach den Sommerferien. Allerdings, ursprünglich sollte der Flughafen tatsächlich bereits 2011 eröffnet werden, dann ging aber ein Planungsbüro Pleite, soviel nur am Rande. Ab dann war es der Brandschutz und das Handelsblatt stellt zudem fest, dass die Baufirmen zwar Zeit brauchten, aber gut verdienten! Schönster Satz im Artikel: „Fehlermeldungen wie diese machen aus dem BER so etwas wie die neuzeitliche Variante des Rathauses von Schilda. Das hatten die Schildbürger schön gebaut, aber die Fenster vergessen“.

Short oder Long

Als Dortmund-Fan an der Bayerischen Börse ist man ja einiges gewöhnt, und jetzt schreibt auch noch das Handelsblatt über „Short-Wetten gegen die BVB-Aktie“. Hintergrund: Hedgefonds wetten aufgrund der steigenden Corona-Zahlen auf fallende Kurse bei dem einzigen börsennotierten Bundesligisten. Immerhin hat sich der Kurs der Dortmunder seit März schon halbiert. Anlass für einige Analysten, so das Handelsblatt, ihr durchaus Potenzial für Anleger zuzugestehen – wenn sie an die Bedeutung von Fußball auch nach der Pandemie glauben. Und, ist man gewillt hinzuzufügen, dass es sich bei Lazio Rom nur um einen Ausrutscher gehandelt hat.

Wiesn oder Karneval

Für Rheinländer steht die fünfte Jahreszeit gewöhnlich für den Karneval, für Münchner für die Wiesn-Zeit – beide haben derzeit wenig Grund zur Freude, bleibt es doch Dank Corona bei vier Jahreszeiten. Umso mehr stolperten wir über die Schlagzeile „Fünfter Quartalsgewinn in Folge für Tesla“, wähnten wir uns bisher doch ganz simpel im vierten Quartal, in dem „normale“ Firmen Zahlen zum dritten Quartal melden. Nicht so Tesla, das voller Stolz das fünfte Quartal hintereinander Gewinne verzeichnete. Immerhin. Chapeau!

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Borussia Dortmund I 3,76 3,30%
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Brockhaus Tech N 22,30 0,00%
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Knaus Tabbert I 41,20 0,12%
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Siemens Energy N 17,575 -0,93%
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HENSOLDT I 37,70 1,84%
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Nokia N 3,1905 2,60%
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CureVac 2,308 -1,87%
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Tesla 138,08 -2,53%
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VIA optronics Sp ADS 0,294 0,00%
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