Schöpferisch Handeln

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Erste Börsengänge fanden diese Woche auch in Deutschland statt, außerdem gab es eher verhaltene Kursentwicklungen weltweit und eine zunehmende Sorge aufgrund wachsender Infektionszahlen und des reibungsvollen US-Wahlkampfs. All das bestimmte die Medienlandschaft der Woche und beherrschte auch den Wirtschafts- und Finanzenteil. Der Börsengang von Palantir Technologies in den USA gibt dem Handelsblatt einmal mehr Gelegenheit auf die US-Tech-Werte und deren sagenhaften Lauf hinzuweisen. Da springt uns vom Titel der aktuellen Wochenendausgabe ein Roboter-Bulle geradezu ins Gesicht: „Boom der Tech-Aktien“. Mit Blick auf die umsatzstärksten Titel an der Börse München im dritten Quartal greifen hier auch deutsche Anleger kräftig zu.

Absturz oder Wahl

Man möchte fast darauf hinweisen, dass die beiden Titelbilder von Börse Online und Focus Money sich nicht aufeinander beziehen: „Achtung Absturz“ heißt es bei dem einen, „Was passiert, wenn …Trump gewinnt“ und „Was passiert, wenn … Biden gewinnt“ auf dem anderen. Stellt Börse Online gewöhnlich Aktien vor, in die wir unbedingt investieren sollen, geht es dieses Mal darum, „welche Aktien Sie unbedingt verkaufen sollten“. Allerdings gibt es im Heft dann doch auch noch Tipps zu Aktien, die man kaufen sollte, zum Beispiel Biotech-Werte. Focus Money prophezeit einen möglichen Crash am 4.11. Wie sie auf das Datum kommen? Genau, es ist der Tag nach der Wahl und je nach Ausgang befürchten Experten Krawalle.

Schöpferisch oder nur zerstörerisch

Die Börsen-Zeitung zitierte die berühmte These von Joseph Schumpeter von der Kraft der „schöpferischen Zerstörung“, die sie dem britischen Weg attestierte. Kommentator Andreas Hippin zielt dabei nicht auf die Brexit-Verhandlungen ab, sondern auf den Umgang der britischen Regierung mit der Corona-Pandemie. Schumpeter habe einst die „Fähigkeit zu Innovation und technischem Fortschritt“ gemeint, betont Hippin. Der britische Schatzkanzler Rishi Sunak hatte dagegen in einer Rede betont, künftig keine „Zombie-Firmen“ mehr am Leben erhalten zu wollen, sondern nur noch jene zu unterstützen, die überlebensfähig seien. Man darf gespannt sein, wie dieser gewaltige Strukturwandel vor dem Hintergrund des Brexit gelingt, so das Fazit von Hippin.

Unser Geld wird klüger

Ist deutsches Geld klug geworden? Nun, nicht nur Deutschlehrer werden mokieren, dass Geld nicht denken kann. Trotzdem gibt es in den USA den Begriff des „Stupid German Money“ und selbstverständlich sind die Investoren dahinter gemeint, die ihr Geld in Film- oder Schifffonds anlegten und prompt verloren. Dem sei längst nicht mehr so, stellt die Allianz und hält die Börsen-Zeitung fest. Das „doof angelegte Geld aus Deutschland entspreche einem unberechtigten Klischee“, so die Allianz. „Vielmehr habe die Aktie wieder Konjunktur“. Die Deutschen legten Jahr für Jahr Milliardenbeträge in Wertpapiere an und streuten dabei häufiger in ausländische Aktien als anderswo. Ein Trend, der auch an der Börse München sichtbar ist, wo die Börsenumsätze in Aktien im dritten Quartal über 63 Prozent ausmachten.
 
Trotzdem, durch die nach wie vor hohen Bankeinlagen ist das Pro-Kopf-Vermögen der Deutschen wesentlich niedriger als in vergleichbaren Ländern: In der Schweiz und den USA ist es beispielsweise dreieinhalb Mal so hoch, in Singapur, den Niederlanden und Schweden doppelt so hoch und selbst in Frankreich und Italien noch höher als in Deutschland, so die Börsen-Zeitung.

Frauen liegen vorn

Eindeutig intelligenter legen Frauen Geld an der Börse an. Was bisher vor allem für Privatanlegerinnen galt, hat jetzt eine umfangreiche Studie von GoldmanSachs auch für Fondsmanagerinnen ergeben, die das Handelsblatt näher vorstellt. Zumindest seit Corona konnten sie im Schnitt eine um einen Prozentpunkt höhere Rendite erwirtschaften. Pech für die Anleger - nur jeder zehnte Fondsmanager ist weiblich. 48 Prozent der Manager sind Solisten und Männer, dazu kommen 34,3 Prozent reine Männer-Teams. Gemischte Teams schaffen es gerade einmal auf 10,7 Prozent, nur aus einer Frau bestehen 5,7 Prozent und gerade einmal 0,6 Prozent setzen sich aus einem reinen Frauen-Team zusammen! Den höchsten Frauenanteil von 21 Prozent weist unter den großen Häusern HSBC Global AM auf, gefolgt von J.P.Morgan und Aberdeen Standard Investments mit je 20 Prozent.

So ein Käse

Die Deutsche Bank, auch das überliefert das Handelsblatt, hat nun für eine große italienische Käserei Parmesan als Sicherheiten akzeptiert. Die Deutsche Bank wird dabei die Käselaibe nicht ins Depot legen zum Reifen, sondern überlässt sie in der Obhut des Unternehmens. Im Gegensatz zu der italienischen Regionalbank Credito Emiliano, die Käse bereits seit den 1950er Jahren als Sicherheiten akzeptiert und dafür extra zwei Lagerhäuser samt Experten unterhält. Wir sind gespannt, ob die Deutsche Bank demnächst ein ETC auf Parmesan herausgibt!

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Palantir Technologies A 19,456 -2,72%
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