Wettbewerbsfaktor Börse

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Ein Blick aus dem Fenster genügt: Der Sommer ist vorbei, der Herbst gekommen mit Regen und Wind. Hinzu kommen erhöhte Fallzahlen, Kurskorrekturen an den Börsen, die Dokumente der „FinCen-Files“ über Geldwäsche und eher verhaltene Börsengänge in Deutschland, um die Stimmung zu drücken. Insbesondere diejenige der Münchner, die statt auf der Wiesn zu feiern, in der Fußgängerzone Maksen tragen müssen. Und statt dass die Welt nach München kommt, sperrt sie die Münchner aus. So titelte die Abendzeitung: „Vom Ländle bis zur Nordsee: Münchner unerwünscht!“ Da tröstete es auch wenig, dass der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sich für Unternehmenssteuern von höchstens 25 Prozent, die Abschaffung des Soli, und Korrekturen im Steuerrecht einsetzte. So schön wie utopisch.

Aufwachen? Aber bitte später!

Eine typische Folge der verstärkten Tätigkeit im HomeOffice machte das Handelsblatt mit einer Grafik sichtbar: Im März, auf dem Höhepunkt des Lockdowns, verschob sich der Zeitpunkt des Duschens von 7:00 Uhr in der Frühe auf nach 11:00 Uhr vormittags! In eher losem Zusammenhang mit dieser Erkenntnis steht wahrscheinlich das Titelblatt von Börse Online mit dem Imperativ „Aufwachen“! Das kommt bekanntlich vor dem Duschen, bezieht sich auf dem Heft aber auf „8 Aktien mit Kauf-Alarm“! Es geht darin um Aktien, die lange vor sich hin schliefen, nun aber aufgeweckt wurden und aufwärts alufen. An ausgeschlafene Leser richtet sich auch Focus Money: „Legen Sie 15.000, 50.000, 100.000 Euro richtig an“, so die Devise. Tech-, Substanz- oder Dividendenaktien kämem da in Frage. Außerdem im Heft eine Bewertung der 30 Dax-Unternehmen unter der Überschrift „Dax hältst Du im Kopf nicht aus“. Dax ist doch schön.

Börse als Wettbewerbsfaktor

„Erste deutsche Börsengänge nach der Flaute ernüchtern“ schreibt die Börsen-Zeitung auf der Titelseite. Den verhaltenen Börsenstart des Wohnmobilherstellers KnausTabbert kommentierte auch Peter Köhler im Handelsblatt. Trotz gegenwärtigem Boom der Branche blickten die Investoren skeptisch in die Zukunft. „Die Diskrepanz zwischen der Werbung mit einem freistehenden Camper am See und den engen Wohnmobilreihen in der Realität wird immer großer“, so Köhler wörtlich. Wie wahr, wachsen die Campingplätze doch nicht gleichermaßen wie der Absatz an Wohnmobilen. Generell vermisst Köhler aber Börsengänge aus den „Bereichen Biotech, Social Media, E-Commerce und Software“. Der Exit-Kanal über die Börse fehle, was nicht an der Börse liegt. „Deutschland muss die Börse und die IPOs endlich als Wettbewerbsfaktor erster Güte begreifen, wenn man am Kapitalmarkt nicht ins Abseits geraten will“, mahnt Köhler.

Maskiert

In München gilt ab sofort Maskenpflicht in der Fußgängerzone und am Viktualienmarkt. Da man auf letzterem allerdings einige Köstlichkeiten verzehren kann, von der traditionellen Leberkässemmel bis zum Krabbenbrötchen, darf sie zur Nahrungsaufnahme auch abgenommen werden. „Rechnungshof prüft Maskenkauf der Bundesregierung“ lesen wir in Die Welt vom Donnerstag. Gekauft wurden die Masken aber nicht für die Münchener, sondern bereits im Frühjahr auf dem Höhepunkt der Pandemie. Die Bundesregierung – das Gesundheitsministerium – kaufte insgesamt rund 6 Milliarden Schutzmasken und prüft bis heute und noch lange Zeit, ob sie den Qualitätskriterien entsprechen. Mehr als 50 Lieferanten haben bereits Zivilklage eingereicht – so lange die Prüfung dauert, wird nicht gezahlt.

Betongold

„Krise…welche Krise?“, überschreibt das Euro-Magazin seinen großen Immobilien-Atlas mit 83 Städten in 21 Regionen. Denn die Krise mache die Geldanlage in Immobilien nur noch beliebter. Und das Handelsblatt spricht bei US-Immobilien gar von einer „Unheimlichen Erholung“. Ganz im Unterschied zur Finanzkrise 2008 stiegen dort derzeit die Immobilienpreise. Die Börsen-Zeitung weiß sogar, „Immobilien zeigen sich krisenresistent“ und zwar gerade auch deutsche Gewerbeimmobilien in den Ballungszentren, einmal abgesehen von Hotels und Einkaufszentren. Nun, erstere verzichten ja auch auf Münchner, wobei wir wieder am Anfang unserer Kolumne und vor der Frage, wohin in den Herbstferien wären. Frei ist zumindest die Theresienwiese!

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