Über allen Wipfeln - Die Erlebnis Akademie

Ulrich Kirstein
Der Baumwipfelpfad an der Saarschleife / Bild: Erlebnis Akademie
Mit einem einzigartigen und zukunftsweisenden Konzept schreitet ein noch junges Unternehmen aus dem Bayerischen Wald den Wachstumspfad. Die Idee: Eine optimale Verbindung von Edukation und Erlebnis in freier Natur, zusammengefasst bereits im Firmennamen: Erlebnis Akademie AG (eak). Die Rechtsform der AG weist auf den dynamischen Weg hin, den das Unternehmen einschlagen wird: 2015 ging das 2001 in Bad Kötzting gegründete und von Bernd Bayerköhler (Vorstand) und Christoph Blaß (Finanzvorstand) geführte Unternehmen an die Börse, in das Mittelstandssegment m:access. Die Erlebnis Akademie hat sich auf die Errichtung von Baumwipfelpfaden spezialisiert.
 
Diese überwiegend aus Holz gefertigten, barrierearmen Baumwipfelpfade werden mit höchsten Ansprüchen an die Architektur in naturschonender Bauweise errichtet. Sie fügen sich harmonisch in die umgebende Natur ein und setzen trotzdem ein sichtbares Zeichen und werten ihre Umgebung als Erlebnisdestination zusätzlich auf. Nun ist die Tourismusbranche einer derjenigen Sektoren, die unter der aktuellen Corona-Krise und vor allem durch den Lockdown naturgemäß besonders stark gelitten hat. Doch die Erlebnis Akademie konnte das Tal des Schreckens rasch durchschreiten. Mittel- und langfristig stehen die Ampeln des Tourismus auf Nachhaltigkeit und Naturverträglichkeit und weniger auf Fernreisen, und da bewegt sich die Erlebnis Akademie mit ihren inzwischen neun Baumwipfelpfaden mit an der Spitze dieses Trends.

Es begann im Bayerischen Wald

Den ersten Baumwipfelpfad errichtete das Unternehmen in enger Partnerschaft mit dem Nationalpark Bayerischer Wald in Neuschönau unweit von Grafenau. Die Eröffnung fand im September 2009 statt. Die bis zu 25 Meter hohen Stege erreichen eine Länge von 1.300 Metern. Die Besucher erfahren so den Wald aus einer völlig neuen Perspektive. Der eindrucksvoll gestaltete Turm in Holzkonstruktion ragt mit seinen 44 Metern hoch über die Baumkronen des Bayerischen Waldes. Wie alle späteren Pfade ist auch dieser Weg so konzipiert, dass er mit Kinderwagen und Rollstühlen begehbar ist, ein Event also für Enkel genauso wie für die Großeltern.

Auf dem Wachstumspfad

Inzwischen ziehen sich neun Pfade durch Europa, vier in Deutschland (zusätzlich zum eindrucksvollen Eröffnungspfad im Bayerischen Wald noch auf Rügen 2013, im Schwarzwald 2014 und in der Saarschleife 2016) und fünf im benachbarten Ausland, in Tschechien (Lipno 2012 und Krkonoše 2017), in der Slowakei (Bachledka 2017 in der hohen Tatra), in Österreich (im Salzkammergut 2018) und neuerdings in Slowenien (Pohorje 2019) mit einem Investitionsvolumen von insgesamt fast 50 Mio. Euro. Das pädagogische Konzept neben den atemberaubenden Holzkonstruktionen der Pfade hoch über den Baumwipfeln wurde jeweils mit renommierten Partnern, wie etwa der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem Naturpark Saar-Hunsrück oder den Österreichischen Bundesforsten umgesetzt. Im "Normaljahr" 2019 besuchten insgesamt 2,2 Millionen Besucher die Anlagen der EAK, neben den klassischen Baumwipfelpfaden auch die oftmals angeschlossenen Abenteuerspielplätze oder die gastronomischen Betriebe.
 
Künftig will die Erlebnis Akademie zum einen die bestehenden Pfade durch Erweiterungsangebote wie Abenteuerspielplätze und Gastronomie ausbauen und zum anderen in den nächsten zwei Jahren neue Pfade in Deutschland, Irland, Lettland und erstmals außerhalb Europas, in Kanada, errichten.

Ein Video über die Baumwipfelpfade finden Sie auf der Website des Unternehmens, außerdem gibt es eine eigene Website zu allen wichtigen Informationen rund um die einzeln Baumwipfelpfade mit geradezu schwindelerregenden Bildern der einzelnen Pfade.

Der Pandemie trotzen

Die Tourismusbranche traf die Corona-Pandemie besonders hart. Erst führte der Lockdown zum totalen Stillstand, dann folgte ein durch das vorgegebene Hygienekonzept stark eingeschränkter Betrieb. Doch die eak konnte sich gut durch die Krise steuern. Finanzvorstand Christoph Blaß betonte auf der Hauptversammlung, dass die kurzfristige Unternehmensfinanzierung ohne pandemiebedingte zusätzliche Kredite sichergestellt sei. Die Erweiterungsprojekte an den Baumwipfelpfaden an der Saarschleife und im Schwarzwald konnten pünktlich vor den Sommerferien fertiggestellt und somit eröffnet werden. Dass es mit der Wachstumsstrategie weitergeht, bewies die Gesellschaft durch einen symbolischen Spatenstich in Drachenbronn im Elsass, wo der jüngste Baumwipfelpfad entstehen soll. Der Termin musste aufgrund von Corona erst verschoben werden, jetzt soll er aber wie geplant im Frühjahr 2021 eröffnet werden, selbstverständlich immer unter dem Damoklesschwert der Pandemie.
 
Als Basis für den Erfolg nannte Finanzvorstand Blaß die solide Kapitalstruktur der vergangenen Jahre - allein 2019 waren 16,5 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet worden. Auf der Hauptversammlung kommunizierte das Unternehmen, dass der Bilanzgewinn von über 4 Mio. Euro auf neue Rechnung vorgetragen wird. Im schwierigen ersten Halbjahr 2020 brach der Konzernumsatz zwar um mehr als 30 Prozent auf 3,56 Mio. Euro ein, lag damit aber über den Erwartungen der Gesellschaft. Schon im Juli konnte ein neuer Besucherrekord verzeichnet werden. Entwickeln sich die Zahlen für das restliche Jahr so wie 2019, wird die Erlebnis Akademie auch 2020 einen operativen Gewinn einfahren. Der Umsatzschwerpunkt liegt generell auf dem zweiten Halbjahr mit den Sommerferien als Hauptreisezeit.

Das besondere Erlebnis

Was das Besondere an einem von der EAK gestalteten Baumwipfelpfad ist, davon weiß jeder zu berichten, der schon einmal einen erlebt hat. Wie beispielsweise eine Familie aus München mit drei Kindern. Corona machte es möglich und sorgte für einen Urlaub im heimischen Bayerischen Wald. Absolutes Highlight: Der Besuch des Baumwipfelpfades. Bäume, soweit das Auge reicht, beruhigend und beeindruckend, lehrreich oder einfach nur schön. So genoss die Familie die Atmosphäre und vor allem die Stille des Waldes, das Rauschen der Bäume, gerade auch in den etwas ruhigeren Abendstunden. "Werden Bäume wirklich so hoch? Von unten merkt man das als Spaziergänger gar nicht", war nur eine Erkenntnis aus dem Besuch. Und dann noch lässig im Netz über dem Abgrund liegen, für die Kids ein ganz besonderes, kitzliges Erlebnis. Es wird sicher nicht der letzte Besuch eines Erlebnispfades der Familie bleiben, auch ohne Corona!

An der Börse

Hat sich das Unternehmen für die Anleger "gelohnt"? Die Antwort auf diese Frage kann selbstverständlich immer nur eine Momentaufnahme sein. Als die Erlebnis Akademie 2015 an die Börse München ging, mit vier Pfaden, einem Gesamtinvest von 23,5 Mio. Euro und etwa einer Millionen Besucher pro Jahr, betrug der Ausgabepreis der Aktie 7,50 Euro. Seitdem stieg die Aktie so wie das Unternehmen sich entwickelte: Langsam aber stetig. Derzeit - Anfang Oktober 2020 - hat sich der Titel zum Ausgabekurs knapp verdoppelt. Insofern stellt die Erlebnis Akademie bisher auch für Anleger ein echtes, nachhaltiges Wachstumsunternehmen dar.
Das 2005 von der Börse München initiierte Segment m:access vereint inzwischen mehr als 60 Unternehmen aus vielerlei Branchen und Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Es gibt damit einen Einblick in den vielseitigen deutschsprachigen Mittelstand. Ein Grund für uns, in lockerer Folge diese Unternehmen näher vorzustellen und den Blick auf diese "Nebenwerte" zu richten.

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Erlebnis Akademie AG 4,94 0,00%
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