Neustart in den Optimismus

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: Killius/UK
Blicken wir auf die aktuellen Wochen- und Monatsmagazine, so herrscht auf den Titelblättern überwiegend Optimismus vor: „NASDAQ nicht zu stoppen“, heißt es etwa bei Börse online und „Alles neu! Corona wird die Welt verändern: Diesen Aktien gehört die Zukunft“ schreibt Focus Money. Der Euro interpretiert „Die Krise als Chance“ und fordert „Jetzt grün anlegen“. Und die Juni-Ausgabe von Capital konstatiert den „Neustart“ und denkt über den „Lockdown, die Lockerung und die Zukunft unseres Wohlstands“ nach. Außerdem bietet das Magazin noch „Aktien. Nach Corona: Titel mit Potenzial für langfristige Anleger“. Untergangspropheten scheinen es derzeit wieder schwerer zu haben.

Geldregen gleich Geldsegen?

500 Mrd. Euro von Merkel und Makron oder gleich 750 Mrd. von Ursula von der Leyen – die Politik zeigte sich spendabel und sorgte damit für Schlagzeilen. „Europas Krisenantwort – 750 Mrd. Euro für den Wiederaufbau“ hieß es etwa in der Börsen-Zeitung vom Donnerstag und die Süddeutsche Zeitung titelte „750 Milliarden Euro gegen die Krise“. Nicht alle EU-Länder sind aber über die Ankündigung aus Brüssel gleichermaßen begeistert, es gibt noch die „Sparsamen vier“, die darüber noch verhandeln wollen. Aus dem „sparsam“ wird in manchen Medien allerdings auch schnell das der „geizigen Vier“! Kaum wird Geld in Aussicht gestellt, fängt der „Kampf um die Milliarden“ an, wie das Handelsblatt in der Pfingstausgabe titelte, an. „Bloß keine Kaufprämien“ hieß es in Euro am Sonntag. Motto: Wenn die Autoindustrie wirklich eine Schlüsselindustrie wäre, würde sie es alleine schaffen. Büßen muss es wohl VW-Chef Herbert Diess, über den Die Welt am Freitag schrieb, dass der „Machtkampf bei Volkswagen eskaliert“.

Backpfeifen schmecken bitter

Manchmal stößt man in den Medien auf Wörter, die man schon ganz vergessen glaubte. Die Börsen-Zeitung vom Dienstag überschrieb ihren Kommentar von Carsten Steevens auf der Titelseite mit „Backpfeife“. In Bayern wäre das zweifelsohne eine „Watschn“ gewesen und Backpfeife wie Watschn gelten längst nicht mehr als bewährtes Erziehungsmittel. Wer hat sie bekommen? Kein Jugendlicher, der sich nicht zum Homeschooling aufraffen konnte, sondern VW, das die Watschn respektive Backpfeife in Form von Schadenersatz wegen der Manipulation der Abgaswerte ihrer Dieselfahrzeuge erhielt. Geschlagen, nein erhoben, hat dies das Bundesverfassungsgericht. Das Urteil sorgte aber auch andernorts für deftige Schlagzeilen „Desaster-Urteil für Volkswagen“ schrieb Die Welt vom Dienstag und „Showdown im Dieselskandal“ das Handelsblatt am Mittwoch.

Airline am Boden

Wieviel Staat bekommt die beziehungsweise der Lufthansa, das war im doppeldeutigen Sinne ebenfalls Thema der Woche. Wird sie nun gerettet oder nicht, stimmt die EU zu oder nicht, waren dabei zentrale Fragen. „Die Rettung stockt weiter“ hieß es im Handelsblatt vom Wochenende. Die EU-Kommission will der Rettung nur zustimmen, wenn die Lufthansa auf wichtige Slots in Frankfurt und München verzichtet – laut Konzern im Wert von 1,2 Milliarden Euro. „Es wird nur Verlierer geben“ kommentierte Jens Koenen bereits im Handelsblatt vom Mittwoch. Und die Süddeutsche Zeitung berichtete am Donnerstag „Rettung verschoben“ – denn der Lufthansa-Aufsichtsrat stellte sich quer. Nur eines ist sicher - es wird weitere Schlagzeilen um den Konzern geben.

Ein Quantum Trost

Unser Lieblingsartikel der Woche hieß „Ein Quantum Trost für Aston Martin“ im Handelsblatt vom Mittwoch. Markus Fasse und Carsten Volkey ließen ihren Assoziationen zum Dienstwagen von James Bond freien Lauf: „Sein Name ist Moers, Tobias Moers“ hieß es beispielsweise zum Einstieg über den neuen deutschen Manager der britischen Edelmarke, dem sie eine „Lizenz zum Löten“ zuwiesen. Ob er allerdings angesichts des Schuldenberges des Autobauers „In tödlicher Mission“ unterwegs sei, ließen sie offen. Wir persönlich wünschen ihm einen „Goldfinger“ und dem Konzern "No Time To Die"!

Biblisches Alter

Eine Seltsamkeit ist uns noch in der Welt vom Dienstag aufgefallen. Beim Bericht über „Quarantäne bei Meyer“, der Werft in Papenburg, bei der eine größere Zahl von Coronafällen im Management aufgetreten ist, hieß es wörtlich: „Für die Kreuzfahrtwerft kommt dies alles trotzdem zur Unzeit, denn Meyer steht vor der größten Krise in der 225 Jahre langen Firmengeschichte.“ Und zwei Sätze weiter lesen wir dann: „Werftgründer Bernhard Meyer sowie seine beiden Söhne bemühen sich gerade, vom Land Niedersachsen sowie vom Bund Kredite und Hilfen über mehr als eine Milliarde Euro zu bekommen“. Was uns den Firmengründer Bernhard Meyer zu seinem geradezu biblischen Alter von weit über 200 Jahren gratulieren lässt….