Börsenfalle Sektorenverliebtheit

Norbert Betz, Börse München
Norbert Betz/Bild: BBAG
Sage mir, was Du tust, und ich sage Dir, welche Aktien Du hast, so könnte man Sektorenverliebtheit überschreiben. Sie ist eine nur allzu häufige und gefährliche Börsenfalle, in die wir alle gerne bei der Kapitalanlage tappen. Denn sie kann sich sogar existenzbedrohlich auswirken, weil Anleger insbesondere in Branchen investieren, in denen sie selbst tätig sind. Banker legen vornehmlich in Bank- und Versicherungsaktien an, IT-Spezialisten in IT-Unternehmen, Apotheker in Pharma-Werte und so weiter. Dort kennen sie die Unternehmen und Produkte, dort fühlen sie sich besser informiert als alle anderen. Zahlreiche Studien belegen aber, dass das vermeintliche Insiderwissen in der Börsenpraxis nicht zu besseren Ergebnissen führt.

Gehen Sie fremd!

Und da liegt der Schuh begraben: was passiert, wenn die Branche, in der wir tätig sind und unser Geld angelegt haben, einmal schwächelt, wenn deshalb gar der eigene Arbeitsplatz verloren geht? Dann erreichen die Titel im Depot, dessen Werthaltigkeit jetzt notwendig gebraucht würde, auch oftmals Tiefststände, da die Branche und ihre Unternehmen in der Krise stecken.
 
Also: Blicken Sie über den Tellerrand Ihrer Branche, investieren Sie ganz bewusst in Branchen, in denen Sie nicht tätig sind – von denen Sie aber vielleicht die Produkte kaufen oder gerne kaufen würden. Mein Rat, wenn man das noch so sagen darf: Gehen Sie fremd!

Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung an der Börse München, setzt sich seit Jahren mit den Fallen an der Börse auseinander: als leidenschaftlicher Trader wie als distanzierter Marktbeobachter, als Referent und Autor. In seiner Serie zeigt er die Fallen auf, in die wir Anleger so gerne hineintappen, und gibt Tipps, wie sie vermieden werden können.
Nachzulesen auch in Norbert Betz, Ulrich Kirstein:»Börsenpsychologie simplified«, 2. Auflage 2015
Das Buch befasst sich auf knapp 200 Seiten mit der Psychologie der Märkte und zeigt Anlegern an vielen Beispielen aus Theorie und Praxis, wie sie STUSS erkennen und vermeiden sowie mit dem STAR-Konzept zum Erfolg kommen können.