Pfizer Deutschland, Labor in Freiburg / Bild: Pfizer
Im weltweiten Kampf gegen die Corona-Epidemie, geprägt von einem Flickenteppich unterschiedlich harter oder aufgelockerter Begrenzungen der persönlichen Freiheit und schmerzhaften Einschnitten in das Unternehmertum, bemisst sich der wirtschaftliche Schaden in Billionenhöhe. Jede weitere Woche zögerlichen Abwartens in Richtung Wiederkehr zu gewisser Normalität treibt unzählige Menschen und Unternehmen in Armut, Verzweiflung und Insolvenz. Die Welt wird künftig nie wieder so sein wie vor der Krise. Wir müssen uns darauf einstellen, mit weniger Wohlstand und Lebensstandard zurechtzukommen.
Gesundheits- oder Wirtschaftsschutz?
Unsere Bundesregierung hat zunächst sicherlich alles richtig gemacht. Die Zwischenbilanz bestätigt das vernünftige staatliche Vorgehen bis Ostern. Aber jetzt wird es Zeit, Aufwand und Ergebnis miteinander zu vergleichen. Auf der einen Seite Gesundheitsschutz – auf der anderen Seite Wirtschaftsschutz mit riesigen Summen für Rettungsketten, die Deutschlands Verschuldung in riesige Dimensionen stürzt. Ist das überhaupt in den nächsten Jahren annähernd wieder aufzuholen? Gibt es wenigstens durch Neuausrichtung von Geschäftsmodellen mehr Infrastruktur und Klimaschutz? Ist das Virus tatsächlich noch gefährlicher als all die aufrecht erhaltenen Maßnahmen, es einzudämmen? Für jede dritte Firma in den am stärksten betroffenen Branchen, Unternehmen und Geschäftsfeldern besteht akute Insolvenzgefahr.
Lebenslänge oder -qualität?
Dazu bemerkenswerte mahnende Worte von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble: „Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz vom Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen. Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig.“ Die ehemalige Bundesverfassungsrichterin Gertrude Lübbe-Wolff erklärt: „Das Bundesverfassungsgericht hat zwar das Leben als einen Höchstwert bezeichnet. Aber das bedeutet nicht, dass hinter dem Schutz von Leben und Gesundheit prinzipiell alles andere beliebig weit zurückzustehen hätte.“ Und der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Peter Dabrock meint: „Wir dürfen Lebenslänge nicht grundsätzlich über Lebensqualität stellen.“
Großveranstaltungen ja - Oktoberfest nein
Warum nicht sofort Gasthäuser und Biergärten bei aufgelockerter Bestuhlung öffnen? Warum nicht die Schließungen von Hotels, Kindergärten, Schulen und Universitäten ab sofort und nicht erst später stufenweise aufheben? Warum sollen Großveranstaltungen wie Messen, Konzerte, Kongresse selbst im August noch untersagt werden? Das Oktoberfest mit dem Gedränge in den Bierzelten würde ich auch aussetzen, aber nicht die vielen Freilandveranstaltungen, wo das Infektionsrisiko bei Abstand halten und Händewaschen niedrig einzuschätzen ist.
Richtig anlegen
Es geht aber auch um ein vernünftiges Anlegerverhalten. Falsch wäre es, jetzt sein Depot komplett auszuräumen oder ständig abzuwarten in der Annahme, noch nicht die Tiefkurse gesehen zu haben. Da niemand weiß, wie lange der Crash anhält, bietet es sich an, schrittweise bei niedrigen Kursen zuzugreifen und sich die Qualitätsaktien ins Depot zu nehmen, die übertrieben abgestraft wurden. Es sind immer wieder andere Titel, die heimgesucht werden. Wer die gesamte Bodenbildungsphasen nutzt, stockt Schritt für Schritt sein Depot mit Aktien zu Schnäppchenpreisen auf. Warum oft viel Geld aus Angst und Furcht irgendwo horten? Bei unerwarteten Ausgaben lassen sich Aktien blitzschnell verkaufen. Und das Geld ist einen Tag später verfügbar.
Aktien im Aufwind
Welche Aktien befinden sich im Aufwind und notieren trotz Corona-Crash‘ nahe Jahreshoch oder sogar auf Rekordniveau? An vorderster Stelle ist das Gesundheitswesen mit Biotechnologie und Medizintechnik zu nennen. All die Unternehmen, die an wirksamen Arzneimitteln, Kombinationstherapien, Gesundheitsprodukten zur Stärkung der Immunabwehr oder an Impfstoffen arbeiten, zeigen deutliche Kursgewinne. Auch mit wirksamen Desinfektionsmitteln, Gesichtsschutzmasken, Schutzkleidung und Beatmungsgeräten lässt sich Geld verdienen und der Aktienkurs aufwärts katapultieren.
Dies gilt beispielsweise für die Pharmaunternehmen
AstraZeneca,
Eli Lilly,
Gilead,
GSK,
Sanofi,
Pfizer,
Novo Nordisk und
Dermapharm. Ebenso befinden sich die Medizintechnikfirmen
Drägerwerk,
Medtronic,
Stryker, der Wissenschaftspartner
Thermo Fisher und
Intuitive Surgical, Vorreiter bei Künstlicher Intelligenz und Robotik im Operationssaal, im Aufwind.
Biontech,
Moderna und
Inovio wecken Hoffnung, bald mit einem Impfstoff aufwarten zu können.
Impfstoff in klinischer Studie
Die ersten klinischen Studien an Menschen starten nach Presse-Informationen vom 22. und 23. April 2020. Erstmals darf hierzulande ein Impfstoff-Wirkstoff gegen das neue Corona-Virus an Menschen getestet werden. Das Paul-Ehrlich-Institut genehmigt dem Mainzer Biotechunternehmen
Biontech, einen Impfstoff-Wirkstoff in der klinischen Studie I an 200 freiwilligen gesunden Kandidaten im Alter zwischen 18 bis 55 Jahren zu erproben. Wirksame Impfstoffe gelten als die beste Gegenwehr im Kampf gegen Viren. Auch in Großbritannien beginnen nun erste Versuche mit Menschen gegen Covid-19. Es handelt sich um zwei Projekte des Imperial College London und der Universität von Oxford.
Das Jenner Institut in Oxford scheint wohl die Nase vorn zu haben. Professorin Sarah Gilbert berichtet, die Arbeit von fünf Jahren in vier Monaten geschafft zu haben. Vielleicht liegt zum Jahresende ein Impfstoff vor.
Aktien aus dem Gesundheitswesen als Mutmacher im Corona-Crash-Szenariio
Unternehmen |
Kurzprofil (Corona) |
Hoch/Tief 1 Jahr
|
Kursverlauf 1,3,5 Jahre
|
AstraZeneca |
Arzneimittel, auch für Stärkung Immunabwehr
|
95,85/64,65 |
+68/+69/+48 % |
Biontech |
Arbeitet am Impfstoff
|
102,0/11,50 |
+177 %/IPO |
Eli Lilly |
Pharmazeutische Wirk-stoffe
|
154,4/93,25 |
+41/+110/+158 % |
Drägerwerk |
Schutzkleidung und Beatmungsgeräte
|
108,5/38,35 |
+57/-19/-32 % |
Gilead |
Biopharma-Forschung um Wirkstoffe
|
85,00/55,20 |
+25/+27/-12 % |
GSK |
Medikamente und Impfstoff
|
22,05/14,65 |
+14/+22/+20 % |
Intuitive Surgical |
Computergestützte Chirurgie
|
572,1/345,0 |
+2/+84/+206 % |
Medtronic |
111,3/68,30 |
+19/+29/+48 % |
Novo Nordisk |
Biopharma-Arzneimittel Insulin, Impfstoffe gegen Diabetes
|
60,75/41,55 |
+89 %/IPO |
Pfizer |
Wirk und Impfstoffe, Partner von BionTech |
39,55/26,00 |
+40/+81/+31 % |
Sanofi |
Therapeutische Lösungen, Herzkreislauf und Impfstoffe
|
95,10/67,80 |
-1/+13/+12 % |
Stryker |
Kommunikations- /Navigationssysteme, Notfallausrüstungen
|
210,1/116,9 |
+19/+7/-1 % |
Thermo Fisher |
Wissenschaftspartner, klinische und diagnostische Orgs.
|
321,4/230,0 |
+3/+38/+99 % |
Beate Sander ist Aktien-Anlegerin aus Leidenschaft
und versierte Buchautorin, ihr "Börsenführerschein" wurde zum
Bestseller. Auf Südseiten schreibt sie regelmäßig zur
Gesundheitsbranche. Im Juni 2014 ist in der Münchner Verlagsgruppe,
FinanzBuch Verlag, ein Buch zum Thema erschienen, das Beate Sander
gemeinsam mit dem Mediziner Jürgen Hannemann verfasste: