Das Perpetuum Mobile: Historische Augsburger Wertpapiere

Von Marile Glöcklhofer

Was wenige wissen: Augsburg hatte eine Börse und Aktien für ein Perpetuum Mobile

Wenn sich die Belegschaft der Börse München zu einem Field Trip aufmacht, muss schon etwas Besonderes geboten sein. Einer der beiden Geschäftsführer, Andreas Schmidt, wohnt als gebürtiger Wolfratshausener schon so lange in der Schwabenmetropole, dass er fast als Augsburger durchgehen könnte. Schon von daher sind die Kontakte zur Stadtsparkasse Augsburg gut, und bestens informiert zeigte er sich, als es um die aktuelle Ausstellung im Foyer in der Halderstraße ging. So machte sich eine Gruppe auf den Weg, die Wurzeln der Börse München zu erkunden. Was viele nicht wissen, war uns bekannt: Es gab eine Börse in Augsburg, die zurückgeht auf das Jahr 1540. Unter den Fuggern florierten in der Stadt Handel und Handwerk, später kamen Industriebetriebe dazu. Im Jahr 1935 erzwangen die Nationalsozialisten die Fusion mit der Münchner Börse – daher der Name Bayerische Börse.
 
Das prächtige Gebäude direkt vor dem Augsburger Rathaus wurde im Kriegsjahr 1944 bei einem Luftangriff schwer beschädigt und 1949 vollständig abgerissen. Einen Neubau der Stadtsparkasse Augsburg an gleicher Stelle vereitelte die erste Bürgerinitiative in der Stadt. Seitdem steht man auf dem Rathausplatz auf Grund und Boden der SSKA. Der Vorstand der Stadtsparkasse Dr. Walter Eschle, der uns herzlich begrüßte, bedauert bis heute den Verlust des Gebäudes (sein Verweis auf verlorene repräsentative Vorstandsräume darf als Scherz aufgefasst werden). 
 
Der Kurator der Ausstellung, der langjährige Sparkassen-Mitarbeiter Dr. Richard Merz, hat nicht nur die Ausstellung mit seiner privaten Sammlung erweitert, sondern uns seine Schätze auch überaus kundig erklärt.
 
Eine besondere Rarität ist die Aktienurkunde des ersten belegten Aktienschwindels in Deutschland. „Franz Gustaf Wolff‘s allgemeines Welt-System brachte Stammaktien im Wert von 100 Gulden für ein Perpetuum Mobile auf den Markt. Mit Lacksiegel und mit dem Aufdruck „...und werden immer höher steigen, worauf ganz sicher gerechnet werden kann“. Die Nachkommen der Anteilseigner „zur Theilname an der höchst wichtigsten und nützlichsten Erfindung des ersten, sich selbst bewegenden Kraft-Maschinen-Wagens oder des Perpetuum Mobiles“ warten bis heute auf ihr Geld.

Erst die "Arbeit", dann das Vergnügen

Bei einem Stadtspaziergang vertiefte unser Pressesprecher und studierter Kunsthistoriker Ulrich Kirstein die historischen Daten und Fakten. In der Anna-Kirche irritierte er durch Abfragen unseres lückenhaften Wissens. Der Religionsunterricht ist doch schon eine Weile her. Wenigstens konnten wir Banausen mit der Luther-Stiege etwas anfangen...
 
Wir haben den Besuch in Augsburg im Brauhaus Riegele ausklingen lassen – deftige Wirtshausküche vom Feinsten – bis uns die Fußballfans den Platz streitig gemacht haben. Leider musste der FCA eine Niederlage gegen Ingolstadt einstecken. Da waren wir aber schon wieder auf dem Weg nach München. Danke für die Gastfreundschaft und die tolle Ausstellung!
 
Besuchen können Sie die Ausstellung noch bis 28. April 2017 während der Öffnungszeiten 
Montag und Donnerstag 8:30-18:00 Uhr,
Dienstag und Mittwoch 8:30-16:00 Uhr,
Freitag 8:30-15:00 Uhr,
in der Kundenhalle der Hauptstelle, Halderstraße 1-5, in Augsburg.