Schwarze Schwäne oder im Banne des Coronavirus

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
In der vergangenen Woche beherrschten Schlagzeilen über das Coronavirus und die von diesem ausgelöste Talfahrt an den Börsen die Wirtschaftspresse: „Virus schockiert die Börsen“ titelte das Handelsblatt am 25.02. und „Ausbreitung des Coronavirus versetzt Märkte in Alarmstimmung“ die Börsen-Zeitung vom gleichen Tage. Und Werner Rüppel konstatiert im Kommentar „Die Party ist vorbei“ – er meinte damit nicht den Karneval, denn es war die Donnerstag-Ausgabe der Börsen-Zeitung und nicht die vom Aschermittwoch –,  dass „Die Märkte … gegenüber dem Virus eben nicht immun“ sind.

Schwarze Schwäne

Obwohl es sich nicht um ein „Vogelgrippe“ handeln soll, wird im Zusammenhang mit dem Coronavirus von vielen Redakteuren die Metapher vom „Schwarzen Schwan“ bedient. „Angst vor dem Schwarzen Schwan“ heißt es so im Handelsblatt vom Donnerstag beispielsweise. Landläufig wird darunter ein unvorhergesehenes Ereignis – bis zu ihrer Entdeckung in Australien hielt man schwarze Schwäne für Chimären – verstanden, das dann eine Finanzblase zum Platzen bringt. Beispiel war die Finanzkrise von 2008, vorhergesehen von dem Ökonomen Nassim Nicholas Taleb in seinem Buch mit dem Titel „Black Swan“ im Jahr 2007. Mein Frisör um die Ecke hat sein Geschäft „Black Swan“ tituliert und ich frage mich, ob das eine so gute Idee war.

Anlegerschutz = Schutz vor Anlage


Ein Thema, das die Finanzpresse ebenfalls beschäftigt, ist die Änderung eines simplen Gesetzesparagraphen mit der Folge, dass ab 1.1.2021 bei Termingeschäften nur noch ein begrenzter Verlustabzug von 10.000 Euro im Jahr möglich ist. Ralf Andreß vom ZertifikateBerater mutmaßt, Finanzminister Olaf Scholz habe „den Ehrgeiz, in der ihm verbleibenden Amtszeit noch größtmöglichen Schaden für die private Geldanlage anzurichten“. Im gleichen Heft begründet der Finanzpolitische Sprecher der SPD Lothar Binding das Vorgehen. Kurz gesagt, sollen Privatanleger es sich zweimal überlegen, ob sie Derivate handeln, denn der Staat weiß schließlich besser, was gut für sie ist. Und, Bindig merkte an, dass die günstige Abgeltungssteuer auf Wertpapiergeschäfte zu überdenken sei. Klar, wer aus seinem versteuerten Einkommen für sein Alter vorsorgen will, ist mit 25 Prozent ja nun wirklich noch zu gut bedient.

Besser als alles

Gefallen hat uns das „Sparst Du noch oder kassierst Du schon“, mit dem die Märzausgabe des Euro aufmachte. Um was es ging? Um Dividenden natürlich. Selbstbewusst gibt sich das aktuelle Heft von Focus Money mit dem Titel: „Warum sich dieses Heft für Sie lohnt“ und der Zeile „Besser als alles“. Was besser ist? Beispielsweise, „Wir haben eine Aktie mit 11 % Dividende entdeckt“ oder „Wir kennen einen Fonds, der mit Künstlicher Intelligenz Super-Renditen macht“. Indem er mittelst KI das Gerede (Buzz) in den Social-Media-Kanälen nutzt, soviel sei verraten. Skeptischer gibt sich Börse Online mit der Titelgeschichte „Wer jetzt die Kurve kriegt“. Dabei hatten die Redakteure nicht den künftigen CDU-Chef im Sinn, sondern „Ausgebremste Aktien vor dem Comeback“. Unternehmen also, die heftige Erschütterungen überstanden und nach ihrem Turnaround nun Hoffnung auf künftige (Kurs-)Gewinne geben.

Mit Courage

Eine neue Zeitschrift im dichten deutschen Blätterwald zu lancieren, setzt Mut voraus, oder, etwas internationaler ausgedrückt, Courage. Und so heißt auch das neueste Produkt aus dem Münchner Finanzenverlag, das sich vor allem an Leserinnen richtet, die sich selbst Gedanken über ihr Vermögen und ihre Karriere machen wollen. Auf dem Titel das ehemalige Model Sara Nuru mit der Überschrift „Mut lohnt sich immer“. Dann hoffen wir das Beste, dass sich auch dieser Mut für Verleger wie Leserinnen auszahlt.

Bruderzwist in Großbritannien

Und zum guten Schluss lasen wir im Handelsblatt (Donnerstag), dass die so verschwiegenen wie reichen Brüder David und Frederick Barclay nun vor Gericht ziehen, weil die Familie des einen diejenige des anderen ausspioniert hat (und sich dabei hat erwischen lassen). Es ging um große Deals, immerhin gehören den beide beispielsweise der "Daily Telegraph" oder das Londoner Ritz Hotel. Die beiden heute über 80-jährigen Zwillingsbrüder wurden im Jahr 2000 zu Rittern geschlagen, womit sich anböte, dass sie sich im ritterlichen Zweikampfe messen könnten. Der Anwalt der Kläger habe, so das Handelsblatt, Leo Tolstoi zitiert: „Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“. Das Stimmt sicher, umgekehrt gilt es aber auch!