Königlicher Verzicht - die Presseschau am Freitag

Ulrich Kirstein
Ulrich Kirstein / Bild: Killius
Das Ende dieser (Presse-)Woche verlief irgendwie tröstlich nach all den Horrormeldungen zuvor. Denn während wir alle davon träumen, einmal Prinzessin oder Prinz zu sein, träumen Prinz Harry und Prinzessin Meghan davon, so zu sein wie wir. Die neue Normalität brachte das Paar zumindest am heutigen Freitag auf die Titelbilder von SZ, Welt und Co. Es dürfte, trotz angekündigtem Rückzug ins Privatleben, nicht zum letzten Mal gewesen sein.

Jahresausblick bis Ende der Woche

Noch immer ist es völlig legitim, ein „gutes neues Jahr“ zu wünschen und genauso domminieren weiterhin die großen Jahresausblicke auf 2020 oder gleich auch die ganze Dekade der 20er Jahre die Medienlandschaft. Dazu gefiel uns ein Zitat aus dem wöchentlichen Newsletter des SmartInvestor. Es sei in der Regel doch müßig, mit solchen Ausblicken ein ganzes Jahr vorhersehen zu wollen, „wo doch die meisten Auguren schon an der nächsten Woche scheitern“. Da sind wir froh, dass wir hier eine Rück- und keine Vorschau leisten. Dennoch will sich das Fachblatt in der nächsten Print-Ausgabe den Jahresausblicken der Konkurrenz widmen – wir sind gespannt.

Wer braucht schon Internet?

Mit den „Tipps der Profis“ macht Euro am Sonntag ihre Titelseite auf. Schon ein erster Blick genügt, um zu erkennen, dass es sich dabei kaum um Haushaltstipps handeln dürfte, sehen wir doch vier Herrn in Anzug und Krawatte: Robert Halver von der Baader Bank, Vermögensverwalter Gottfried Heller, Klaus Kaldenmorgen, Fondsmanager bei der DWS, und Steuerexperte Anton Götzenberger antworteten per Telefon auf Leserfragen. Dazu passend sammelte Hans-Hermann Tiedje in seiner Kolumne „Schrottplatz der Prognosen“ besonders haarsträubende Fehlurteile vermeintlicher Zukunftsforscher. Unser Favorit: „Das Internet wird kein Massenmedium“ von Matthias Horx.

Alpine Börsen-Gurus

Da will Focus Money bei Finanztipps nicht hintanstehen und zitiert gleich sechs – richtig – Herren, die Vorschläge geben, welche Wertpapiere interessant werden könnten. Focus Money fährt Ken Fisher, Max Otte, Jens Erhardt, Folker Hellmeyer, Hans A. Bernecker, Robert Halver, Hendrik Leber und Thorsten Polleit auf. Hübsch dabei ist besonders die Bebilderung: Das Blatt setzt die Börsen-Gurus in ein Wintersportpanorama, so dass Robert Halver und Max Otte aus einer Seilbahn hervorlugen und Folker Hellmeyer auf dem Snowboard eine sportliche Figur macht. Überdies hat Focus Money in der Ausgabe noch etwas für Fleischesser (nämlich die Salami-Taktik) und für Veganer (Unternehmen rund um Beyond Meat) übrig.

Grüne Kredite

Die Bösen-Zeitung (vom 9. Januar) überrascht mit der Überschrift „Kredite werden grüner“. Wir hielten diese immer für „rot“. Tatsächlich berücksichtigen aber laut Artikel, der sich auf eine Studie der Ratingagentur Finch bezieht, Banken Nachhaltigkeitskriterien immer mehr auch bei ihrer Kreditvergabe. Etwa die Hälfte der befragten und weltweit verstreuten Institute gab an, ESG-Kriterien mit in ihren Vergabeprozess einzuplanen, davon wiederum 27 Prozent aus ihrer Unternehmenspolitik heraus und genauso viele aufgrund von geplanten oder tatsächlichen Regulierungsmaßnahmen. Ob dieser Gleichklang daraus resultiert, dass sich die Unternehmenspolitik bereits an den Regulierungsmaßnahmen ausrichtet, entzieht sich jedoch unserer Kenntnis. Und noch eine kurze Anmerkung zur Börsen-Zeitung: Seit Jahresbeginn wurde das Traditionsblatt bunter - auf der letzten Seite. Hier gibt es nun die Kapitalmärkte mit Grafiken der wichtigsten Indizes und beispielsweise den Tagesverlierern und -gewinnern. Es zählt nicht die Sekunde – sondern der Überblick.

Süßes Obst

Wer wissen will, welches Obst und Gemüse wir in Deutschland am liebsten essen und welches am meisten importiert werden muss, der ist mit der „Grafik des Tages“ im Handelsblatt vom Donnerstag bestens verdient. Ausnahmsweise verraten wir einige Details aus dem Inhalt: Das begehrteste Obst ist nicht die Banane sondern der Apfel und als liebstes Gemüse dient uns die Tomate – die es kaum, wer hätte es gedacht, im eigenen Lande gibt. Überhaupt liegt der Selbstversorgungsgrad bei Obst in Deutschland bei nur 14 Prozent, bei Zucker hingegen bei 161 Prozent!

Auf kleiner Flamme

Eine halbe Seite war der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Donnerstag wert, über das Dschungelcamp zu berichten. Da der Artikel aber im Wirtschaftsteil stand, ging es nicht um die Chancen der diesjährigen Kandidaten, sondern um die lukrativen Werbeeinnahmen des ausstrahlenden Senders RTL. Bemerkenswert: Vor allem Nahrungsmittelhersteller nutzen die Gunst der Werbesekunde. Die eher unappetitlichen Speisen, die dort an die eher wenig bekannten „Prominenten“ gereicht werden, scheinen die Werbetreibenden nicht zu stören. Vielleicht sorgt ja auch das Zusehen hungriger Menschen für den notwendigen Appetit? Und die Buschfeuer in Australien? Der Sender verzichtet auf ein Lagerfeuer, stattdessen gibt es einen Gaskocher.