Die letzte Woche des Jahres - die Presseschau am Freitag

Ulrich Kirstein
Ulrich Kirstein /Bild: BBAG/Killius
Eine „Zeit zwischen den Jahren“ gibt es ja definitiv nicht, aber gerne werden die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr so genannt. Wahrscheinlich, weil man sich nicht recht entscheiden kann, ob man in dem einen Jahr noch etwas anfangen oder es doch besser gleich aufs nächste verschieben soll. Zum "Verschieben" passt das Titelbild der Wochenendausgabe des Handelsblatts „Weniger arbeiten“ steht da, und „Warum jetzt so viele danach streben – und wie sie es schaffen“. Wird aus „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ also eine „Schaffe, schaffe, Päusle mache“? Macht sich das etwa schon bemerkbar? Denn unter die 100 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt schafften es laut der gleichen Handelsblatt-Ausgabe mit SAP und Siemens nur zwei deutsche Unternehmen. Und die beiden lagen mit Rang 49 und 98 nicht gerade an der Spitze des Feldes! Klar dominieren hier die USA mit insgesamt 56 Unternehmen, gefolgt von China (13).

Infantile Geschäftsidee

Als leidgeprüftem Städter spricht uns Thomas Tuma in seinem Kommentar ebenfalls im Handelsblatt aus der Seele. Er lässt sich über die mit Elektroschrott vollgemüllten Innenstädte aus und meint damit die unseligen E-Scooter, die von so manchem Narren noch immer als „umweltfreundliche Mobilitätsvariante“ proklamiert werden. Klar, nachts werden sie mit dieselgetriebenen Fahrzeugen abgeholt, um sie wieder aufzuladen. Im Juni trat die „Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung“ in Kraft. Mein Lieblingszitat aus dem Kommentar: „Die Share-Mär von den lustigen E-Scootern ist letztlich Silicon Valley in Reinkultur: missionarischer Eifer gepaart mit einer unangenehmen Radikalität und einer meist infantilen Geschäftsidee“. Da bleibt uns nur eins: auf einen schneereichen Winter zu hoffen!

Irdische Rendite

Ihre ganz persönlichen „Top-Ideen“ für 2020 präsentieren die Redakteure von Euro am Sonntag. Neben bekannten Titeln dürften da auch einige Überraschungen dabei sein, doch wie immer verraten wir sie hier nicht. Passend zur Weihnachtszeit stellt Euro am Sonntag auch noch unter der Überschrift „Kirche als Ratgeber“ Fonds vor, die nach christlichen Werten anlegen. Die Rendite der besprochenen international investierenden Fonds kann sich auch ganz irdisch sehen lassen.

Auf und ab

Die Auf- und Absteiger des Jahres versammelt die Süddeutsche Zeitung (27.12.) auf einer Doppelseite – keine Sorge, es geht nicht um Politiker, Schauspieler oder andere Prominente – da würden uns auf Anhieb einige "Gefallene" und "Aufsteiger" einfallen – sondern um Wirtschaftsbosse und Unternehmenslenkerinnen. Die Auswahl reicht von Jennifer Morgan (SAP) über Ola Källenius (Daimler) bis zu Verena Bahlsen (u.a. Kekse) und Janina Kugel (Siemens). In welche Kategorie sie jeweils gehören? Sie dürfen raten.

Geld oder Leben

Einige kleinere Meldungen aus der Wirtschaft, die eher unseren Lebenswandel beschreiben, denn die Ökonomie, machten uns stutzig. So meldet der Münchner Merkur (27.12.), dass immer mehr „Sekt ohne Alkohol“ getrunken würde. Nüchtern ins Neue Jahr mit Sekt statt Selters also. Die SZ berichtet, dass die Produktion von Lebkuchen seit 2008 stark zurückgegangen sei. Die Augsburger Allgemeine widmet unter der Rubrik „Geld & Leben“ der Cordhose fast eine ganze Seite. Sie erfreue sich wieder wachsender Beliebtheit, so der Tenor. Wir können nicht genau zuordnen, ob es dabei um Geld oder Leben geht. Und Die Welt schließlich warnt vor dem totalen Chaos, dem „Systemkollaps“, denn es gäbe zu wenig Beamte! Wo sind nur die Zeiten geblieben, als es noch umgekehrt schien?

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