Tobias Friedrich / Bild: Santander Asset Management
- Marktstimmung in den USA ist positiv
- Eurozone zeigt gemischte Signale
- Geschäftsstimmung in Deutschland trübt sich ein
Es ist nun genau einen Monat her, dass schwache Zahlen aus der US-Industrie Besorgnis über eine mögliche Rezession auslösten und für einen spürbaren Rücksetzer der US-Renditen und des US-Dollars gesorgt haben, der am Folgetag nach dem US-Arbeitsmarktbericht noch verstärkt wurde und die Wall Street in den Keller schickte. Der jüngst veröffentlichte ISM-Manufacturing-Index für August liegt bereits den fünften Monat in Folge unter 50 Punkten, was auf rückläufige Wirtschaftsaktivitäten hinweist. Auch die Bauausgaben sind stärker gefallen als erwartet.
Die zentrale Frage ist, ob sich die Stimmung ebenso schnell ins Positive wenden kann wie vor einem Monat. In zwei Wochen steht eine Zinssenkung an, doch es bleibt ungewiss, ob die US-Wirtschaft in eine rezessive Phase abrutschen könnte. Diese Unsicherheit führt dazu, dass die Wall Street allergisch auf schwache Konjunkturdaten reagiert und euphorisch auf positive Nachrichten. Der bevorstehende Arbeitsmarktbericht gewinnt daher an Bedeutung. Ein Grund für die zögerlichen Investitionen der Unternehmen könnten die hohen Zinsen sein, doch ab Herbst wird Geld voraussichtlich günstiger, was die Investitionsbereitschaft steigern könnte.
Positive Marktstimmung ab Mitte August: Inflationsrückgang und starke Wirtschaftsdaten stärken das Vertrauen
Im August wurde die positive Stimmung an den Märkten über einen längeren Zeitraum hinweg von zwei makroökonomischen Themen getragen. Zum einen zeigte sich die Inflationsentwicklung erfreulich moderat, da sowohl der Verbraucherpreisindex als auch der Erzeugerpreisindex für Juli schwächer als erwartet ausfielen. Erstmals seit März 2021 fiel die jährliche Inflationsrate unter 3,0 Prozent und näherte sich dem angestrebten Ziel von 2 Prozent der Federal Reserve.
Zum anderen übertrafen die Einzelhandelsumsätze und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe die Prognosen, was das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität stärkte. Auch die Verbrauchererwartungen der Universität von Michigan entwickelten sich positiv. Diese Indikatoren trugen dazu bei, dass die Märkte im August optimistisch blieben und die US-Wirtschaft trotz einer spürbaren Abkühlung nicht am Rande eines abrupten Rückgangs oder einer Rezession steht.
Trübe Geschäftsstimmung in Deutschland und gemischte Signale aus der Eurozone
In Europa, insbesondere in Frankreich, ist das Risiko einer fiskalischen Krise erheblich. Nachdem die Olympischen Spiele nun vorbei sind, steht Präsident Macron vor der Aufgabe, einen neuen Premierminister zu ernennen, um die Regierung zu führen. Angesichts der enormen Staatsverschuldung und der unsicheren politischen Lage werden die Märkte die neue politische Agenda Frankreichs genau im Auge behalten.
In Deutschland trübt sich die Geschäftsstimmung ein. Das ifo-Geschäftsklima hat im laufenden Monat bereits zum vierten Mal in Folge nachgelassen, obwohl die Konsensschätzung leicht übertroffen wurde. Sowohl die Geschäftserwartungen als auch die aktuelle Geschäftslage sind im Vergleich zum Vormonat gesunken. Eine Verbesserung der konjunkturellen Dynamik ist weiterhin nicht in Sicht, weshalb die Erwartungen für das deutsche Wachstum im dritten Quartal eher gedämpft bleiben sollten.
Ähnliche gemischte Signale senden die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone für August. Während der Gesamtindex überraschend moderat anstieg, war dieser Anstieg fast ausschließlich auf eine positive Entwicklung im französischen Dienstleistungssektor zurückzuführen, die vermutlich durch die Olympischen Spiele in Paris beeinflusst wurde. Im Gegensatz dazu fiel der Index für die Industrie unerwartet stark und signalisiert eine Schrumpfung der Geschäftstätigkeit. In der Industrie gingen die Auftragseingänge erneut zurück, die Zahl der Beschäftigten blieb unverändert, und die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr erreichten ein Jahrestief. Insgesamt lässt eine wirtschaftliche Erholung in der Eurozone noch auf sich warten.