Coburg, Donauwörth, Kiel und Neumarkt: Die Börse München vor Ort

Ulrich Meixner
Das Börsenteam mit Marile Glöcklhofer umrahmt von Ulrich Meixner (links) und Manfred Schmid (rechts)/Bild: BBAG
Auf Giro- oder Festgeldkonten gibt es inflationsbereinigt nur Negativzinsen, das Vermögen vermehrt sich nicht, sondern wird langsam aber sicher weniger wert. Die Sparer müssen sich also Gedanken darüber machen, wir sie ihr Geld in diesen Zeiten gewinnbringend anlegen können. Noch immer liegen 2,5 Billionen Euro auf Sparbüchern oder Girokonten - zinsloses Opfer der Inflation. Deshalb ist ein Umdenken hin zu Wertpapieren dringend erforderlich. Grund genug für die Börse München, auf Einladung von Kooperationspartnern vor Ort zu informieren, die Situation zu erklären und mögliche Handlungsfelder aufzuzeigen.
 
Dabei im Einsatz: Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, bekannter Börsenkommentator aus Funk und Fernsehen, sowie Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung der Börse München, gefragter Buchautor und Referent in Sachen Börsenpsychologie.
 
Im Herbst 2019 folgte die Börse München der Einladung der VR-Bank Coburg eG, der Sparkasse Donauwörth, der Förde Sparkasse in Kiel sowie der Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz eG mit Sitz in Weiden. Insgesamt fanden sich dabei rund 1.800 interessierte Kunden ein.

Gastredner Robert Halver: Nie wieder Zinsen?

Robert Halver räumt in seinen Vorträgen gründlich mit der Hoffnung auf, dass es auf absehbare Zeit wieder Zinsen geben könnte. Dazu sei die Welt viel zu hoch verschuldet - insgesamt haben sich etwa 260 Billionen US-Dollar angehäuft - und die Notenbanken sehen keinen Grund dafür, an der Zinsschraube zu drehen. Die EZB mache ihre Zinspolitik nicht für Deutschland, sondern für die Südländer - und diese könnten höhere Zinsen kaum verkraften. Und die EU hat kein Interesse daran, dass sie nach Großbritannien noch ein weiteres Land verlässt. Die vielbeschworene und allseits gefürchtete Zinswende Ende 2018 habe deshalb gar nicht erst stattgefunden, ganz im Gegenteil. So werde eher Uli Hoeneß Fan von Borussia Dortmund als dass die Zinsen wieder steigen, so Halver auf seine pointierte Art. Deshalb bedeutet Zinssparen heute die Vernichtung von Vermögen, warnte Halver. Aber 80 Prozent der Deutschen tun dies weiterhin, "wenn das kein deutlicher Beweis ist, dass wir Humor haben", zeigt sich der Rheinländer verwundert.

Gerade in unsicheren Zeiten ist handeln wichtig

Ebenfalls im Einsatz: Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse, hier im Gespräch mit Verlegerin Viola Vogelsang von der Mediengruppe oberpfalz medien.
Den typischen Crash-Propheten ruft Halver zu, auch ihm sei bewusst, dass sich die Welt in einer schwierigen Lage befinde und vieles nicht rund laufe. Hohe Verschuldung, wenig Hang - und aufgrund des billigen Geldes auch wenig Notwendigkeit - zu Wirtschaftsreformen, der Brexit, das Versinken Europas in die Bedeutungslosigkeit, die Hinwendung der USA nach Asien, der Handelsstreit, all das sei tatsächlich nicht gut.
 
Aber, es hilft ja nichts, so Halver weiter, man könne aufgrund der Situation ja nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern müsse etwas tun und das Beste daraus machen. Staaten haben in der Historie ihre Schulden noch nie zurückbezahlt, sondern nur neue Schulden aufgenommen. Oder aber es kommt zum rigiden Schuldenschnitt, und dann werden Zinspapiere wertlos. Dagegen würden sich über kurz oder lang die Unternehmen und damit auch ihre Aktien wieder erholen, weil die Politik immer ein Interesse daran habe, dass sich die Wirtschaft wieder erholt. Und, nicht zuletzt, fügt Halver hinzu, "Wirtschaftspolitik tut nicht weh und ist keine Krankheit, die geheilt werden muss".
Robert Halver flankiert von Johann Natzar, Vorstandsvorsitzender (links) und Kathrin Schön, Bereichsdirektorin der Sparkasse Donauwörth. Außerdem im Bild Ulrich Meixner, Leiter Vertrieb Börse München und Michael Scholz, Vorstand (ganz rechts) / Bild: Sparkasse Donauwörth/Deuter

Und nun, was tun?

Doch Robert Halver will nicht nur erklären, wie sich die Großwetterlage der Weltwirtschaft derzeit entwickelt, er gibt auch den dringenden Rat, zu handeln. Und da sieht er in Sachwerten wie Aktien, Fonds, und vielleicht ein wenig Gold als Beimischung, die einzig mögliche Lösung für das angesparte Vermögen. Gerade auch für die Altersvorsorge biete sich ein Sparplan an, in den man auch mit einer kleinen Summe monatlich einzahlen kann - je früher desto besser. Sind die Kurse niedrig, bekommt der Anleger "mehr Anteile für sein Geld", sind sie hoch, sind seine Anteile mehr wert - er gewinnt quasi immer. Man sollte aber darauf achten, nicht zu deutschlandzentriert anzulegen und beispielsweise auch die USA angemessen berücksichtigen - egal was man vom gegenwärtigen twitternden Präsidenten hält, viele US-Unternehmen machen einen guten Job. Auch einige Emerging Markets, vor allem in Asien, hätten ihre Hausaufgaben gemacht und bewegten sich hin zu Industrienationen - während Deutschland bei der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik sich davon eher wegbewegt.

In der Ruhe liegt die Kraft

Norbert Betz weist in Coburg auf die häufigsten Fehler hin, die Anleger an der Börse gerne machen.
Für alle Investoren mit ersten Erfahrungen an der Börse und solchen, die diese noch sammeln wollen, hält "Börsenpsychologe" Norbert Betz einige Tipps bereits. Denn, so seine Devise, "Beim Denken ans Vermögen leidet oft das Denkvermögen". Um es den Hörern besser nahezubringen, greift Betz zu einem Acronym: STUSS. Übersetzt mit Sektorenverliebtheit, Treue zur Heimat, Urteilsverzerrung, Selektion nach erhoffter Performance und Spekulieren ohne Struktur und System.
 
Ohne hier auf alle Bereiche einzugehen, sollten Anleger vermeiden, nur in Aktien aus der Branche zu investieren, in der sie selbst tätig sind. Der Glaube, dass man sich dort besonders gut auskenne, trügt, vielmehr bekommt man ein Klumpenrisiko: Leidet die Branche, ist oftmals auch der Job weg und das eingesetzte Kapital ausgerechnet dann, wenn man es notwendig braucht, weniger wert. Betz warnt auch vor einem überproportionalen Investment in heimische Werte, nur weil man diese besser zu kennen glaubt. Der Anteil deutscher Aktien am MSCI World, dem weltumspannenden Börsenindex, beträgt gerade einmal 3 Prozent! Das Hauptproblem von Anlegern jedoch ist es, zu lange an Aktien festzuhalten, die im Minus liegen, und sich zu schnell von Titeln zu trennen, die gut laufen. Warum, das erklärt Norbert Betz auf den Börse-vor-Ort-Veranstaltungen mit unserer Psychologie. Sein Schlusswort: Je länger Anleger investieren, desto sicherer ist die erzielte Rendite - wenn man nicht selbst dagegen arbeitet.
Die Börsenabende finden in Zusammenarbeit mit Kreditinstituten in deren Geschäftsgebiet statt. Die Börse München unterstützt das veranstaltende Institut  und begleitet die Veranstaltung mit einem eigenen Börsenstand. Als Referenten fungieren Robert Halver von der Baader Bank oder Norbert Betz von der Börse München. Bei Interesse an einer eigenen Veranstaltung können sich Kreditinstitute direkt an Ulrich Meixner, Leiter Vertrieb Börse München wenden (meixner@boerse-muenchen.de)