Tunnelblick vermeiden – Was Goodharts Gesetz über nachhaltiges Investieren lehrt

Rahul Bhushan, Rize ETF
Rahul Bhushan /Bild: Rize ETF
Verheerende Hitzewellen, Waldbrände und Dürren – die Auswirkungen des Klimawandels nehmen weiter zu und zeigen sich auch 2022 in mannigfaltiger Art. Parallel dazu widmen sich auch immer mehr Experten und Journalisten der Frage, wie man diese am besten bekämpft. Indem sie sich jedoch auf eine einzige Messgröße beschränken, drohen sie das Ziel, eine nachhaltige, grüne und lebenswerte Welt der Zukunft zu schaffen, zu verfehlen. Deshalb erinnern wir an das Gesetz von Charles Goodhart.
„Sobald eine Messgröße zum alleinigen Ziel wird, wird diese Messgröße unbrauchbar“, ist ein von Wirtschaftsprofessor Charles Goodhart formuliertes Prinzip. Der Abgasskandal des Autoherstellers Volkswagen ist ein praktisches Beispiel: Als die US-Umweltbehörde strenge Emissionsziele festlegte, programmierte Volkswagen seine Turbodieselmotoren absichtlich so, dass die Abgasreinigung unter bestimmten Testbedingungen aktiviert wurde. Auf diese Weise konnte der Treibhausgasausstoß der Fahrzeuge während der behördlichen Tests die US-Normen erfüllen, im realen Fahrbetrieb stießen die Autos jedoch bis zu 40-mal mehr Treibhausgase aus! Volkswagen hat also betrogen, um einzig und allein das Einhalten der Messgrößen der Behörden zu erreichen.
 
Das gleiche Phänomen droht auch bei Umwelt- und Nachhaltigkeitsbemühungen wahr zu werden. In der vergangenen ESG-Sommerserie des Magazins „The Economist“ schlugen die Redakteure vor, sich ausschließlich auf das „E“ – das Umweltziel – zu konzentrieren. Damit waren jedoch in erster Linie Emissionen gemeint, nicht die Umwelt als Ganzes – ein weit verbreiteter Fehler. Denn lediglich CO2-Emissionen zu messen und zu reduzieren, kann die regionalen und nationalen Wasserkrisen nicht lösen, den Verlust der biologischen Vielfalt nicht aufhalten und die Bodenfruchtbarkeit nicht wiederherstellen. Kurzgesagt: Es wird nicht sicherstellen, dass die Ressourcen der Erde für künftige Generationen intakt bleiben.

Ein Blick auf die EU-Taxonomie

Glücklicherweise wird diese Tatsache auch von der EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten anerkannt. Sie enthält sechs wichtige Ziele für ökologisch nachhaltige Unternehmenstätigkeiten. Neben der Eindämmung des Klimawandels gehören dazu auch die Anpassung an den Klimawandel, die nachhaltige Nutzung und der Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, die Vermeidung und Kontrolle von Umweltverschmutzung und der Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen. Sowohl nachhaltiges Wirtschaften als auch nachhaltig orientiertes Investieren müsse einen Ansatz wählen, der alle diese Ziele vereint, um einen „Tunnelblick“ beim Investieren mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt zu vermeiden.

Wasserknappheit für 2,3 Milliarden Menschen

Das globale Problem der Wasserknappheit ist eines der wichtigen Bestandteile eines solchen Ansatzes. Aktuell leben 2,3 Milliarden Menschen in Ländern, in denen Wasserknappheit herrscht – in Zeiten zunehmender Dürreperioden, einer wachsenden Weltbevölkerung und einer ressourcenintensiven, wirtschaftlichen Entwicklung. Ein Beispiel für ein Unternehmen, das sich diesem Problem mit dem Mittel technischer Innovation annimmt, ist Kurita Water Industries aus Japan. Kurita ist einer der weltweit größten Anbieter von Wasseraufbereitungsanlagen, chemischen Produkten und Dienstleistungen. Das Unternehmen sparte seinen Kunden 2021 – unter anderem durch die Optimierung des Wasserbedarfs in Kühlsystemen und Rückgewinnung von Abwasser – fast 100 Millionen Kubikmeter Wasser ein.
Rahul Bhushan ist Mitgründer von Rize ETF, eines in London ansässigen, auf thematische ETFs spezialisierten Vermögensverwalters. Bhusan repräsentiert das Unternehmen in allen Fragen der Öffentlichkeitsarbeit. Davor war er bei Legal&General Investment Management in London als Senior Product Spezialist für die Entwicklung neuer, vor allem thematischer und nachhaltiger Anlagestrategien tätig. Der in London beheimatete Bhushan startete seine Karriere beim internationalen Finanzdienstleister Nomura. Zunächst war er dort als Analyst, kurze Zeit später bereits als Associate Director im Bereich Strukturierte Aktienderivate tätig. Weitere Stationen führten ihn zum britischen Finanzberater Portman Associates. 2016 stieg er als Direktor und ETF-Produktspezialist beim ETP-Anbieter ETF Securities ein. Bhushan absolvierte sein Masterstudium im Bereich Finanzen an der renommierten IE Business School in Madrid. Zuvor studierte er Internationales Management und Französisch an der Universität von Bath, Großbritannien. Seine Muttersprachen sind Englisch, Schwedisch und Hindi. Daneben spricht er fließend Französisch.

Eine Investition in Fonds ist mit Risiken verbunden, darunter Illiquidität, fehlende Dividenden, Investitionsverlust und Verwässerung, und sollte nur als Teil eines diversifizierten Portfolios erfolgen. Die Fonds können in einer oder mehreren europäischen Rechtsordnungen registriert oder anderweitig zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sein. Anleger sollten die Bedingungen für die Anlage in einen Fonds (oder eine Anteilsklasse) weiterhin sorgfältig prüfen und professionelle Anlageberatung einholen, bevor sie eine Entscheidung zur Anlage in einen solchen Fonds (oder eine Anteilsklasse) treffen.

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